Mit Mehrwegverpackung wollen Otto, Tchibo und der Avocadostore den Verpackungsmüll senken, die Händler setzen sich so für mehr Nachhaltigkeit ein. Erste Ergebnisse eines Pilottests liegen jetzt vor.

Wiederverwendbare Tasche
Dr. Victor Wong/Shutterstock.com

Im August 2020 haben die drei Unternehmen Otto, Tchibo und Avocadostore im Rahmen des PraxPack-Forschungsprojekts einen Testlauf gestartet und für einen Teil ihrer Sendungen das Mehrwegverpackungssystem des finnischen Anbieters RePack verwendet. Die aus recyceltem Kunststoff bestehenden Verpackungen können bis zu 20 Mal wieder verwendet werden, Kunden müssen die Taschen lediglich kostenfrei wieder an den Händler zurückschicken.

Um die Akzeptanz der Konsumenten herauszufinden, wurde die Mehrwegtüte nun getestet. Alle drei Händler konnten nach wenigen Monaten von guten Erfahrungen berichten. Insgesamt 15.000 Waren wurden in den Versandtaschen verschickt, sowohl bei Otto als auch bei Tchibo war man von den Ergebnissen positiv überrascht: Die Kunden haben insgesamt freiwillig 75 Prozent der Verpackungen zurückgeschickt, ganz ohne Pfand. Dabei wurden die wiederverwendbaren Verpackungen per Zufallsverfahren an die Kunden gesandt, sie konnten sich also nicht bewusst für oder gegen die Mehrwegverpackung entscheiden. „Dafür finde ich das sehr gut“, wird ein Otto-Sprecher beim Tagesspiegel zu den Ergebnissen zitiert. „Wir hatten mit einer geringeren Rücksendequote gerechnet.“

Bereitschaft für Pfandgebühr ist da

Wie eine Befragung von Tchibo parallel zum Test ergab, sind Kunden durchaus an nachhaltigen Lösungen im Online-Handel interessiert. Nachhaltigkeit spielt demnach sogar eine noch größere Rolle als der Schutz der Ware. Auch eine Pfandgebühr wäre für den Großteil der Konsumenten akzeptabel. Die Mehrheit wäre mit einer Gebühr von drei Euro einverstanden.

Trotz der guten Ergebnisse des Testlaufs muss die Rücksendequote erhöht werden, um tatsächlich einen positiven Einfluss zu haben, wie Till Zimmermann vom Institut für Ökologie und Politik bestätigt. „Damit die Mehrwegverpackung unter Umweltaspekten tatsächlich deutlich besser abschneidet als die Einwegverpackung, bräuchte man Rücklaufraten von 80 bis 90 Prozent.“ Damit die Versandtaschen eine bessere Ökobilanz vorweisen als herkömmliche Plastikbeutel, müssen diese außerdem, je nach Transportweg, drei bis sieben Mal verwendet werden.

Noch kein flächendeckender Einsatz in Planung

Dennoch werden sowohl Tchibo als auch Otto die Mehrwegbeutel vorerst nicht in den flächendeckenden Einsatz bringen. Ähnliches gilt auch für Zalando. Der Online-Händler testet diese Art des Versands bereits seit 2019, laut einer Sprecherin werde man sich auch weiterhin kontinuierlich damit beschäftigen. Allerdings werden nach Information des Tagesspiegels erst die kommenden Jahre zeigen, ob und in welchem Umfang man die Mehrwegversandverpackungen auch der breiten Masse zur Verfügung stellt.

Dass viele Händler noch zögern, könnte vor allem an den hohen Kosten für wiederverwendbare Verpackungen liegen. „Mehrwegverpackungen bedeuten aktuell noch Mehrkosten“, weiß auch der Forscher Till Zimmermann. „Für viele Online-Händler ist das derzeit keine Option.“

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Geschrieben von Corinna Flemming

Kommentare

#4 Hans 2021-01-05 10:45
Eine weitere interessante Frage wäre, ob dadurch die Warenretourenqu ote gestiegen ist, nach dem Motto: wenn ich eh die leere Verpackung zurückschicken muss, kann ich auch gleich das Shirt zurückschicken.
#3 Hans 2021-01-05 10:41
Ich kann mir irgendwie nicht so recht vorstellen, dass es besser für die Umwelt ist, wenn die Leute zur Packstation/Pak etshop fahren und dann durch ganz Deutschland leere Verpackungen transportiert werden müssen.
#2 Dirk 2021-01-05 10:00
Ich bezweifle die positive Ökobilanz. Abgesehen davon, dass die Mehrwegbeutel naturgemäß aus Kunststoff hergestellt werden - also aus Erdöl mit hohem Energieaufwand, muss dieser ja auch jedesmal zurückgeschickt werden, was neben den Kosten für den Rück-Versand eben auch doppelte Emissionen beim Transport bedeutet. Dazu Kosten für die Aufbereitung/Re inigung/...(und aktuell: Desinfektion?). Rechnen kann sich das eigentlich gar nicht. Weder für den Händler noch für die Umwelt.

Dann vielleicht doch lieber Kartonagen aus nachwachsenden Rohstoffen, die nach dem einmaligen Gebrauch recyclet werden.
#1 Avenger 2021-01-05 08:40
Statt 50% Rücksendequote im Online-Handel strebt man also jetzt 100% an....



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