Wie kann die Zustelllogistik auf der letzten Meile in Zukunft aussehen? Innenstädte scheitern schon jetzt am zunehmenden Verkehrschaos. Auf dem Land hingegen sind die Fahrten oft lang, die Kosten steigen. Welche Möglichkeiten gibt es also für KEP-Dienste? Das Fraunhofer-Institut hat die Zukunft der Zustelllogistik für Metropolen, Städte und Land untersucht und zeigt, wie die Zukunft der modernen Zustelllogistik aussehen kann.

Kurier auf Motorroller mit Paket – Comic
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Der E-Commerce wandelt sich, die Kunden bestellen zunehmend Lebensmittel bzw. schnell verderbliche Waren über das Internet. Die Zustellung der Produkte muss schnell gehen – KEP-Dienstleister sehen sich vor völlig neue Herausforderungen gestellt. Same Day Delivery reicht da teilweise nicht mehr aus. Same Hour Delivery heißt der neue Trend. Doch wie können die Lieferwege kurz gehalten werden? Und was passiert auf dem Land? Auch hier wird von den Dienstleistern eine schnelle Lieferung erwartet. Doch durch die teilweise sehr dünne Besiedlung sind die Logistikdienstleister einem enormen Kostendruck ausgesetzt. Frische Lebensmittel in kurzer Zeit auszuliefern ist beim aktuellen Status Quo nicht möglich.

Endkundenanforderungen und Einschränkungen ermöglichen Innovation

Prof. Dr.-Ing. Uwe Clausen vom Fraunhofer-Institut fasst die Problematik sehr gut zusammen, wenn er erklärt: „Die Transportlogistik steht generell im Spannungsfeld zwischen Kundenanforderungen, neuen Technologien sowie räumlichen und politischen Umfeldbedingungen.“ Letzteres meint beispielsweise Zugangsbeschränkungen und spezielle Vorschriften. Es wird deutlich: Ein effizientes und sauberes Logistikkonzept für Städte und Großstädte, aber auch fürs Land, ist daher dringend erforderlich.

Die Autoren der Studie gehen von drei Grundthesen aus. Erstens ist der Endkunde Zielpunkt aller Aktivitäten auf der letzten Meile. Seine Wünsche und Vorgaben bestimmen die Ausgestaltung der Lieferoptionen. Zweitens: Die Gestaltungsmöglichkeiten sind begrenzt und werden von den lokalen Gegebenheiten beeinflusst. Dritte These: Im Spannungsfeld von Endkundenanforderungen und umgebungsbedingten Einschränkungen eröffnen Innovationen neue Gestaltungsmöglichkeiten der letzten Meile.

3D-Drucker, Drohnen, Roboter – die Lieferung wird vielfältig

Das Ziel, so die Studienautoren, sollte sein, Transporte, die für große Verkehrsimpulse sorgen, zu minimieren bzw. sogar ganz abzuschaffen. Mit Blick auf die aufkommende 3D-Drucker-Technologie gar nicht so abwegig. Viele Produkte können mittels additiver Verfahren vor Ort hergestellt werden und vermeiden so zeitkritische Transportwege. 3D-Druckläden analog der Copy-Shops in Zeiten, in denen noch nicht in jedem Haushalt ein kopierfähiger Tintenstrahldrucker stand, könnten hier ein Weg sein.

Geht es um die Lieferung, sieht die Studie die Zukunft im autonomen Fahren. Dabei wird der Zusteller jedoch nicht überflüssig – die autonomen Fahrzeuge sollen unterstützen. Entsprechend ändern sich nur die Aufgaben der Lieferanten. In ländlichen Gebieten können autonom fahrende Zustellfahrzeuge den Kostendruck mindern, der durch den zunehmenden Fahrermangel immer mehr auf den Logistikdienstleistern lastet. In Metropolen können bodengebundene Transportroboter auf der letzten Meile eingesetzt werden. Die Prognose: Bis 2030 rechnet man mit bis zu 400 Millionen Paketzustellungen.

Lieferdrohnen sehen die Experten vom Fraunhofer-Institut hingegen eher als Nische. Auch wenn man davon ausgeht, dass bis 2030 Drohnen grundsätzlich eine kostengünstige und emissionsfreie Zustellung über die Luft auf kurzen Strecken ermöglichen werden, bleibt es ein Transportmittel für entweder besonders eilige Lieferungen oder für Lieferungen, für die bisher keine Transportmittel existieren. Experten sowie Entscheider großer Logistikkonzerne zweifeln nach Aussage der Studie jedoch die massenhafte Zustellung von Sendungen im urbanen Raum allein durch Drohnen mit Blick auf die nahe Zukunft an.

Elektromobilität vs. Verbrennungsmotor

Durch den zunehmenden Verkehr, vor allem in Innenstädten, erhält das Thema Elektromobilität zunehmend an Bedeutung. Erste Dienstleister, wie beispielsweise die DHL, haben damit begonnen, ihre Flotte umzustellen bzw. sogar eigene Elektro-Fahrzeuge zu produzieren. Neben der Verringerung von Abgasen haben die elektrisch betriebenen Fahrzeuge aber auch den Vorteil, dass sie auch nachts bzw. am Abend eingesetzt werden können, da sie deutlich leiser sind als vergleichbare Verbrennungsmotoren. Außerhalb von Metropolen bleibt dagegen – zumindest in der nahen Zukunft – der Verbrennungsmotor im Einsatz. Reichweiten und wirtschaftliche Gründe sind hierfür die Ursache.

Die „ZF-Zukunftsstudie 2016: Die letzte Meile“, die sich mit den Anforderungen der Endkunden, den Rahmenbedingungen, den technischen Trends sowie mit Herausforderungen der letzten Meile beschäftigt, kann hier kostenlos herunter geladen werden.

 

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Geschrieben von Julia Ptock




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