Am 07.06.2018 hat die Bundespolizei Razzia die Büroräume eines Servicepartners des KEP-Dienstleisters Hermes durchsucht. Nach Angaben der Bundespolizei wird wegen gewerbs- und bandenmäßigen Einschleusens von Ausländern ermittelt. 

Hermes Logo auf Auto
© Cineberg / Shutterstock.com

Der KEP-Dienstleister Hermes steht erneut im Mittelpunkt von behördlichen Untersuchungen. Wie mehrere Medien unter Berufung auf die Deutschen Presse-Agentur berichten, haben Ermittler der Bundespolizei am Donnerstag die Büroräume eines Transportunternehmens in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen durchsucht, das als Servicepartner von Hermes fungiert. In diesem Rahmen kam es auch zu einer behördlichen Überprüfung des Hermes Depots in Rendsburg.

Ermittlungen wegen gewerbs- und bandenmäßigen Einschleusens von Ausländern

Wie die Kieler Nachrichten berichten, soll der Einsatz bereits 07:30 Uhr begonnen haben. Insgesamt wurden, so heißt es weiter, „neun Standorte des Paketdienstes in Schleswig-Holstein“ durchsucht. Zudem durchsuchte die Bundespolizei auch in Salzgitter (Niedersachsen) und Krefeld in Nordrhein-Westfalen Geschäftsräume und überprüften Personen. „Gegen fünf Hauptbeschuldigte wird wegen gewerbs- und bandenmäßigen Einschleusens von Ausländern ermittelt“, erklärt der Bundespolizeisprecher Matthias Menge der Deutschen Presse-Agentur.

Bei den Durchsuchungen wurden nach Angaben des NDR „Geschäftsunterlagen, Mobiltelefone, Computer, gefälschte Ausweise, rund 30.000 Euro Bargeld sowie eine schussbereite Handfeuerwaffe und eine Schreckschusswaffe“ sichergestellt. Zentrum des von Ermittlern angenommenen Netzwerkes soll die Gemeinde Harrislee bei Flensburg sein, an dem auch drei der Hauptbeschuldigten angetroffen wurden. Insgesamt überprüfte man hier die Personalien und Arbeitspapiere von 20 bis 30 Fahrern. Laut Kieler Nachrichten waren an dem bundesweiten Einsatz 280 Beamte von Polizei und Zoll beteiligt, Festnahmen soll es jedoch bei der Razzia keine gegeben haben.

Bundespolizei-Pressesprecher Matthias Menge erklärte gegenüber dem NDR, dass osteuropäische Staatsangehörige, „die nicht EU-Staatsangehörige sind“ mit „falschen Dokumenten eingeschleust“ wurden. „Es ist für uns ein neues Phänomen, dass ein Unternehmen Fahrer im Ausland rekrutiert und dann hier einschleust“, sagte Menge weiter.

Büroräume von Hermes sind nicht Gegenstand der Ermittlungen

In einer Stellungnahme erklärt Hermes, dass man über die laufenden Untersuchungen von Zoll und Bundespolizei informiert sei und den „Aufklärungsprozess in enger Kooperation mit den zuständigen Behörden vollumfänglich“ unterstütze. Hermes weist in diesem Zusammenhang allerdings auch darauf hin, dass man mit „Hermes assoziierte Untersuchungen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen“ aktuell nicht bestätigen könne. Auf Nachfrage der LogistikWatchblog-Redaktion erklärte Hermes Pressesprecher Ingo Bertram, dass man sich aufgrund laufender Ermittlungen nicht zu weiteren Details äußern könne. Weiterhin erklärt er: „Büroräume von Hermes in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen wurden entgegen einiger Medienberichte nicht untersucht und sind auch nicht Gegenstand der Ermittlungen.“

Servicepartner sind selbständige Logistikunternehmen

Hermes arbeitet deutschlandweit mit rund 400 Servicepartnern zusammen. Die Otto-Tochter stellt in der Stellungnahme klar, dass es sich bei den Partnern um „100 Prozent selbständige Logistikunternehmen“ handle, die sich auf die von Hermes ausgeschriebenen Transportdienstleistungen bewerben bzw. diese nach Auftragsvergabe durchführen. Dabei betont Hermes, dass man von den Partnern erwarte, dass sich diese „vollumfänglich an gesetzliche Vorgaben halten und auch darüber hinaus hohe Sozialstandards für ihre Mitarbeiter sicherstellen.“ 

Auch Bertram stellt noch einmal deutlich heraus, dass es „für uns in keiner Weise tragbar ist, wenn Partner von uns Recht und Gesetz unterlaufen“. Hermes wird umgehend Konsequenzen ergreifen, wenn die Ermittlungen ebendies ergeben.

Hermes scheint dabei immer wieder Probleme mit seinen Servicepartnern zu haben. Erst im Dezember 2017 wurde bekannt, dass zwei der Unternehmen, mit denen der Logistiker zusammenarbeitet, im Visier behördlicher Ermittlungen stehen (wir berichteten). Hermes kündigte daraufhin an, dass man seine Partner „noch genauer überprüfen“ wolle.

 

/
Geschrieben von Julia Ptock

Kommentare

#1 Avenger 2018-06-08 10:13
Kleiner Pro-Tipp an den Zoll:

Die gleiche Aktion jetzt noch mal beim DPD, der ja auch mit "Subunternehmer n" arbeitet.

Seit Monaten laufen bei uns fast nur noch Zusteller auf, die kaum einen geraden deutschen Satz heraus bekommen, und mit denen die "Unterhaltung" mehr auf Zeichensprache und Wortfetzen beruht.

Und das einst prima funktionierende DPD-Zustellsyst em mit verlässlichen Vorhersage über die Zustellzeit funktioniert nicht mehr so richtig.



Kommentar schreiben

Sicherheitscode
Captcha aktualisieren