Hat die Deutsche Post Milliarden an Kundendaten zu Wahlkampfzwecken an Parteien verkauft? Jetzt öffentlich gewordene Geschäfte könnten auch hierzulande zu einem handfesten Datenskandal führen.

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© Maren Winter / shutterstock.com

In den letzten Wochen wurde immer wieder über die zu Unrecht verwendeten Facebook-Nutzerdaten der Datenanalysefirma Cambrigde Analytica berichtet und wie diese Vorgehensweise den Wahlkampf 2016 in den USA beeinflusst hat. Ein ähnlicher Skandal wurde nun auch hierzulande bekannt: Wie die Bild am Sonntag schreibt, soll ein Tochterunternehmen der Deutschen Post milliardenfach Kundendaten für politische Zwecke verkauft haben. Bereits seit 2005 sollen bei der Deutsche Post Direkt GmbH diese Geschäfte ablaufen.

CDU und FDP profitierten von Informationen zur „Parteiaffinität“ 

Wie die Welt berichtet, sollen die CDU und FDP im Bundestagswahlkampf 2017 straßengenaue Analysen von der Post-Tochter erhalten haben. Die Angaben bezogen sich unter anderem auf „Kaufkraft, Bankverhalten, Geschlecht, Alter, Bildung, Wohnsituation, Familienstruktur, Wohnumfeld und Pkw-Besitz“ und sollen die beiden Parteien einen fünfstelligen Betrag gekostet haben. Mithilfe der „mehr als eine Milliarde Einzelinformationen“ konnte ein sogenanntes Micro-Targeting betrieben werden, um dann die „Parteiaffinität“ zu bestimmen. Nach Informationen der FAZ wirbt die Post sogar in einer internen Broschüre mit derartigen Daten und Auswertungen: „Für jedes Gebäude im Wahlkreis wird für jede Partei ein Chancenwert ermittelt.“

Parteien dementieren unlautere Vorgehensweise

Sowohl die CDU als auch die FDP bestätigten auf Anfrage zwar entsprechende Verträge, allerdings wurde der Vorwurf der unlauteren Methodik strikt zurückgewiesen. „Die Daten der Deutschen Post, die wir für ‘FDPMaps’ erworben haben, waren vollständig anonymisiert und im Einklang mit deutschem Datenschutzrecht bearbeitet“, betont der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der FDP, Marco Buschmann, gegenüber Reuters. Ein ähnliches Statement wurde auch aus der CDU-Parteizentrale in Berlin gegeben: „Wir haben selbstverständlich keine Daten über Einzelhaushalte gekauft. Es wurde im Rahmen des Haustürwahlkampfes die statistische CDU-Wahlwahrscheinlichkeit für einen Straßenabschnitt geliefert.“ Nach Informationen der CDU handelte es sich um „vollkommen anonymisierte Daten“ womit ein Personenbezug „nicht herstellbar“ sei.

Deutsche Post handelt stets nach dem Bundesdatenschutzgesetz

Auch die Deutsche Post hat auf die Vorwürfe der Bild am Sonntag reagiert. So wurde in einer offiziellen Mitteilung bekannt gegeben, dass „die Behauptung, die Deutsche Post oder eine ihrer Tochterfirmen würden Daten ‚verhökern‘“ nicht zutrifft, wie in der Wirtschaftswoche zu lesen ist. Man speichere zwar Daten, allerdings werde stets das Bundesdatenschutzgesetz eingehalten und dies sogar durch einen Bundesbeauftragten regelmäßig geprüft. Dass in einer internen Broschüre von „20,0 Mio. Häuser mit rund 34 Mio. Haushalten in Deutschland“ und „mehr als 1 Milliarde Einzelinformationen“ die Rede ist, kommentiert die Deutsche Post so: „Es werden keine personenbezogenen Daten, sondern nur statistische Wahrscheinlichkeitswerte dargestellt.“

Zu den Sorgen, einen ähnlichen Datenskandal „Made in Germany“ aufgedeckt zu haben, mischt sich natürlich auch allerlei Humor. So kommentierte das politisches Satiremagazin Extra 3 den Vorwurf mit folgendem Facebook-Post:

 
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Geschrieben von Corinna Flemming

Kommentare

#3 Bernd Socher 2018-04-07 09:42
Leute, gehts noch?
Es mag ja rechtens sein dass meine Daten anonymsiert verkauft werden, aber dann gehört das eben geändert. Fatal, wie manche User sich damit abgeben, dass es eben so ist. Macht sich eigentlich jemand Gedanken, woher die wissen, welche Kaufkraft, Bankverhalten, Geschlecht, Alter, Bildung, Wohnsituation, Familienstruktu r, Wohnumfeld und Pkw-Besitz wir alle haben ??? Hier gents nicht einfach um ADRESSEN !!!!!
So gewinnt man offensichtlich heute Wahlen, besonders die die hinterher dann Ätschi sagen und doch nicht regieren wollen.
#2 gunnar 2018-04-04 19:48
warum hacken alle auf der post rum. ?????
finde viele anbieter von sappelboxen, suchmaschinen usw viel gefährlicher.
selbst das handy ist doch viel schlimmer mit daten ,, mißbrauch ,, wie die post mit lächerlichen adress weitergaben.
dazu machen viele bei preisausschreib en mit und unterschreiben noch selber, das der alles machen darf.
also laßt do die post in ruhe und denkt über alles andere nach.
glaube die post muß für facebook usw gerade den kopf hinhalten.
ist fast wie vor knapp 73 jahren, die großen gehen in die politik usw, die kleinen werden eingesperrt.
#1 Avenger 2018-04-04 08:27
Wo bitte ist jetzt der Skandal???

Adressenhandel (mit vielen Selektionsmögli chkeiten) ist ein alter Hut, nicht nur bei der DHL.

Und was sollte daran verwerflich sein, wenn auch politische Parteien ihre Aktivitätetn zilgrichteter ausführen wollen.

So langsam wird diese Diskussion hysterisch.



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