Zu wenig Personal, zu viel Belastung, zu geringe Löhne – ein anonymer DHL-Mitarbeiter aus Bremen hat in einem Interview die bekannten Probleme bekräftigt, mit denen die Zusteller zu kämpfen haben. Vor allem in der Hansestadt warten weiterhin Menschen auf ihr Paket, das sie eigentlich zur Weihnachtszeit in Empfang hätten nehmen sollen.

DHL-Transporter

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Weihnachten liegt nun fast einen Monat zurück. Die meisten werden ihre Geschenke mittlerweile platziert, konsumiert oder retourniert haben. Doch das gilt leider nicht für alle Menschen in Deutschland. Vor allem die Bremer Bevölkerung wartet zum Teil immer noch darauf, dass ihr Weihnachtspaket überhaupt erst einmal eintrifft – insbesondere dann, wenn die DHL für die Auslieferung zuständig ist.

Doch woran liegt es überhaupt, dass das Logistikunternehmen in der Hansestadt mit derartigen Problemen kämpft? Ein anonymer DHL-Zusteller, der bereits seit Jahren im Unternehmen aktiv ist, hat gegenüber dem Weser-Kurier diesbezüglich nun recht harte Worte geäußert, die deutlich machen sollen, warum einige Bremer weiterhin auf ihre Präsente warten.

Grundlegende Probleme der Branche

Zunächst hält der Paketbote ein grundlegendes Problem der DHL beziehungsweise der Branche im Generellen fest: „Wir haben einfach viel zu wenig Zusteller. Und das Unternehmen hat auch Probleme, neue Zusteller zu bekommen. Für etwa zehn Euro die Stunde will keiner diesen Job machen.“ Es sollen zwar immer wieder neue Mitarbeiter hinzustoßen, die jedoch aufgrund der anstrengenden Arbeit auch schnell wieder die Segel streichen.

Auch wenn die DHL offizielle Meldungen veröffentlicht, die besagen, dass bis zu einem gewissen Zeitpunkt sämtliche Pakete ausgeliefert sein werden, sei dem Zusteller zufolge intern klar, dass dies nicht zu schaffen sei. Zum Teil sollen auch DHL-Mitarbeiter aus anderen Städten wie Hamburg und Braunschweig herangezogen worden sein, um die Paketflut zu meistern.

300 bis 400 Pakete am Tag

Gerade zur Weihnachtszeit sind die jeweiligen Touren nach Angaben des anonymen Zustellers nicht vollständig machbar gewesen. Während er 200 Pakete am Tag für realistisch hält, waren es an den Tagen oftmals zwischen 300 und 400. „Da hast du schon morgens ein ungutes Gefühl. Weil du dann schon weißt, dass die Tour einfach nicht zu schaffen ist.“ Arbeitszeiten von knapp elf Stunden ohne Pause waren dementsprechend eher die Regel als die Ausnahme.

Anstatt auf Verständnis von Paketempfänger zu stoßen, trat in einigen Fällen genau das Gegenteil ein. Der Zusteller berichtet, dass er mitunter angeschrien wurde. Allerdings gibt es auch positive Beispiele: In der Weihnachtszeit soll auch verstärkt Trinkgeld verteilt worden sein.

Entmystifizierung von vermeintlichen Problemen

Im Interview mit dem Weser-Kurier räumt der DHL-Mitarbeiter auch mit ein paar Mythen auf. Beispielsweise sollen die Erpressungsversuche, mit denen das Logistikunternehmen zu kämpfen hat, keineswegs Schuld an den verspäteten Zustellungen sein. Und auch die angeblich bevorzugte Behandlung von Paketen, die von Online-Shops stammen, sind ihm zufolge falsch. „Das wäre viel zu aufwendig, die ganzen Sendungen aus all den Paketen herauszufischen“, so seine Worte.

Neue Sortieranlagen sollen für die konkrete Arbeit der Zusteller zumindest in diesen Fällen wie der problematischen Weihnachtszeit wenig bringen. „Ich selbst arbeite ja nicht schneller. Es werden womöglich nur noch mehr Pakete.“ Selbst die Packstationen sind ihm zufolge in der Weihnachtszeit keine wirkliche Erleichterung, denn diese sind oftmals hoffnungslos überfüllt. Dementsprechend lautet mittlerweile das Motto in Bremen für die Zustellung der Pakete, die eigentlich schon vor Weihnachten eintreffen sollten: „Hauptsache ausgeliefert.“

 

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Geschrieben von Christian Laude