Mit der anstehenden Novelle des Postgesetzes könnte es auch neue Auflagen für Paketdienstleister geben. 

Zusteller trägt Pakete
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Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat jüngst vorgeschlagen, eine Gewichtsobergrenze für jene Sendungen einzuführen, die Zusteller einzeln ausliefern müssen. KEP-Dienstleister könnten demnach die Auflage erhalten, dass nur noch Pakete mit einem Gewicht von maximal 20 Kilogramm im Alleingang ausgetragen werden dürfen. 

Sind die Sendungen schwerer, sollen diese nur noch von Speditionen mit mindestens zwei Zustellern geliefert werden. 

Kennzeichnung für schwere Pakete 

Die Maßnahme solle zum Gesundheitsschutz der Beschäftigten beitragen: „Hier geht es um die Gesundheit von Menschen, die mit ihrer Arbeit unseren Alltag erleichtern und das Land am Laufen halten“, sagte der Minister laut Spiegel der Bild am Sonntag. Angesichts der zunehmenden Paketmengen im E-Commerce müsse man sich nun mit der Frage auseinandersetzen, „was mit den Beschäftigten passiert, die ein schweres Paket in den 5. Stock schleppen“, so Heil weiter. 

Ebenfalls aus diesem Grund sollen Sendungen, die mehr als 10 Kilogramm wiegen, mit einem entsprechenden Hinweis versehen werden. „Damit der Bote gleich sieht, was er sich zumuten kann“, wird der SPD-Politiker zitiert. 

Einen ersten Vorschlag in diese Richtung machte bereits der SPD-Postexperte Sebastian Roloff Ende Dezember. 

Neue Auflagen für Paketdienste

Die Regelungen könnten mit der anstehenden Revision des Postgesetzes umgesetzt werden. In diesem Zusammenhang würden dann auch zusätzliche Kontrollmechanismen aufgenommen, durch die bessere Arbeitsbedingungen für die Zusteller nachgehalten werden sollen. So ist von der Einführung einer Lizenzpflicht auch für Paketzusteller die Rede. Eine Lizenz müsse aktuell nur von Briefdienstleistern – mit Transportgewichten von unter einem Kilogramm – bei der Bundesnetzagentur beantragt werden.

Einen ähnlichen Vorstoß für bessere Arbeitsbedingungen in der Branche gab es zuletzt mit dem sogenannten Paketbotenschutzgesetz. Die Regelung verpflichtete Paketdienste dazu, für eine korrekte Abführung von Sozialbeiträgen bei ihren Subunternehmen geradezustehen.

Paketverband: Festlegungen in Postgesetz-Novelle kritisch

Die Gewichtsbegrenzungen von Paketen im Rahmen der aktuellen Novelle des Postgesetzes festzusetzen, hält der Bundesverband für Paket & Expresslogistik (BIEK) nicht für den geeigneten Weg. Der Verband warnt davor, „das Postgesetz in seinem Kern als Wettbewerbsgesetz mit fachfremden Aspekten zu verwässern“. Das Arbeitsschutzrecht böte hierfür den geeigneten Raum, so der Verbandsvorsitzende Marten Bosselmann. Die Branchenvereinigung, die Dienstleister wie Hermes, DPD oder GLS vertritt, setzt sich etwa durch das Präqualifizierungsverfahren „PQ KEP“ für faire Arbeitsbedingungen in der Branche ein.

Auch die Unternehmen selbst würden u. a. durch eigene Programme sicherstellen, dass geforderte Qualitätsstandards zum Schutz der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer überwacht und eingehalten würden. Der Einsatz von Exoskeletten, wie sie beispielsweise DPD oder Hermes bereits testen, aber auch automatische Sortieranlagen in den Paketzentren, ergonomische Optimierungen, kürzere Laufwege und weitere, technische Innovationen würden vorangetrieben, um Angestellte zu entlasten und die Paketlogistik effizient und ressourcenschonender zu gestalten.

Zudem weist der BIEK darauf hin, dass das durchschnittliche Gewicht eines Pakets in den letzten Jahren mit steigendem E-Commerce-Anteil tendenziell kleiner und leichter geworden sei. Es liege derzeit bei rund 5 Kilogramm. „Pakete, die über 20 Kilogramm wiegen, sind mit weniger als 5 Prozent die Ausnahme, nicht die Regel. Die Zustellerinnen und Zusteller werden regelmäßig in Hinblick auf den Arbeitsschutz geschult und verfügen über Transporthilfen wie Sackkarren. Es ist geübte Praxis, dass besonders schwere oder sperrige Pakete üblicherweise nicht in der regulären Sortierung abgewickelt werden“, heißt es weiter. Als sinnvolle Maßnahme wird die Gewichtskennzeichnung angesehen: „Sie schützt die Zustellerinnen und Zusteller zusätzlich.“ 

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Hinweis: Der Text wurde am 12.04. um das Statement des BIEK ergänzt.

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Geschrieben von Hanna Behn

Kommentare

#5 gunnar 2023-04-17 11:36
werde jetzt eine waage mit zur arbeit nehmen und alles liegenlassen was 20kg oder mehr wiegt.
wird bestimmt lustig wenn zwischendurch balken und steine fehlen :-))
die 20l eimer kann ich jetzt auch zuhause lassen.
wenn da sand oder zement drin ist, wiegt selbst der 10l eimer zuviel.
die schaufel bekommt eine bruchstelle, die bei 20kg nachgibt, da sie oft auch mehr als 20kg schubgewicht braucht um was nach oben zu schippen.
welch freudige zeiten. :-)))
dann kommt ja die 4 tage woche bei vollem lohnausgleich noch dazu. ( behörden haben das ja jetzt tatsächlich die ersten das schon ).
dann arbeite ich immer 16 tage durch und mache dann 2 wochen urlaub.
mal sehen wer dann heult, das keine handwerker mehr da sind.
#4 Alexa. 2023-04-16 09:59
Wollte man nicht eigentlich Fahrzeuge aus den Innenstädten raus haben? Verkehrsinfarkt ? Feinstaub? CO2-Belastung?

Und jetzt will man zusätzliche LKWs reinbringen und die vielen Menschen damit zusätzlich belasten. Ohne Worte.

Ich hab da zwar wenig H8ffnung, aber vielleicht gibt's noch ein, zwei Grüne mit verbliebender Restüberzeugung , die das verhindern.
#3 Daniel Bohnacker 2023-04-12 14:21
Aus Sicht der Händler, vielen Produkte im Sack, Futter für Tiere haben nun mal 25kg.. manchmal werden auch Waren mit ca 40 kostengünstig mit GLS dankend versendet, deren Artikel eben nicht zerlegbar sind auf 2 Pakete.
Bis 31,5kg wird benötigt. Gelegentlich auch mal 40kg.
#2 Udo Auchter 2023-04-12 08:29
Diese neue "Furtzidee", die nur ein paar Wählerstimmen bringen soll, ist hanebüchen und z.B. ein Schlag ins Gesicht einer jeden Krankenschweste r oder Altenpflegerin. Die sind es gewohnt, täglich Kranke zu bewegen. Sollen die jetzt eine Spedition rufen, wenn ein Patient im Bett gedreht werden soll ? Aber auch der Metzger, der eine Schweinehälfte zertrennt, braucht jetzt eine Spedition und zwei deren Mitarbeiter. Wenn ein Schlappschwanz keine 20 KIlo heben kann, soll er in die Politik gehen, da muss er nicht mehr arbeiten. Und vielleicht einmal zusehen, dass es Transportgeräte gibt, auf denen man als Einzelner grosse/schwere Pakete sogar über Treppen transportieren kann. Bei den Gehältern unserer Herrren Politikern ( als Großverdiener ) dürfen die Versandkosten ruhig um ein Vielfaches steigen, nicht aber bei Otto-Normalverb raucher !
#1 Joachim Schubert 2023-04-12 08:26
Ja, es ist schon ziemlich belastend mit dem Paket auf dem Wägelchen und dem Aufzug in den 5 Stock zu fahren...

Können die Politiker erst einmal ein Praktikum bei einem guten Paketdienst machen, bevor Sie so etwas entscheiden wollen. Es gibt jetzt schon zu wenig Fahrer und die Kosten und Lieferzeiten würden hier explodieren...

Wie wäre es, wenn die Pflicht die Paketbotern mit Wägelchen auszustatten und auch zu nutzen mal kontrolliert wird?



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