Ziemlich ehrgeizig sehen die Pläne der Deutschen Post in Bezug auf Österreich aus. Das Unternehmen hat angekündigt im Nachbarland Fuß fassen zu wollen und der heimischen Post Marktanteile streitig zu machen. Der Plan könnte aufgehen, auch wenn die Strategie der Deutschen Post ziemlich aggressiv daherkommt. In seinem Kommentar analysiert Andreas Schumann, Vorsitzender des Bundesverbandes der Kurier-Express-Post-Dienste e.V. die Strategie des Unternehmens.

Die Deutsche Post setzt auf Österreich.

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Die Informationen zum Markteintritt von DHL in Österreich werden konkreter. Es ist spannend zu beobachten, wie DHL als Startup in Österreich in den Markt eintritt und damit die Rollen tauscht. „Wir wollen mindestens genauso gut sein wie die österreichische Post, in manchen Dingen aber besser und innovativer. Marktführer haben es mit Innovationen ja nicht immer ganz so eilig wie neue Mitbewerber, die in den Markt drängen.“ verkündet DHL-Paket-Europa-Bereichsleiter Boris Mayer vollmundig im Kurier.

Preispolitik – Erhebliche Einsparungen

DHL geht mit Preisen in den Markt, die für Pakete von Österreich nach Deutschland bis zu 20 Prozent unter den Preisen der Post.at liegen. Zum Vergleich sind in der folgenden Standardpreistabelle auch Pakete von Deutschland nach Österreich aufgeführt.

 

Österreichische Post A -> D

DHL A -> D (– 20%)

DHL D -> A

- 10 kg   13,09 Euro

10,47 (2,62)

- 10 kg   20,99 Euro

- 20 kg   29,06 Euro

23,25 (5,81)

- 20 kg   30,99 Euro

- 31,5 kg   39,16 Euro

31,33 (7,83)

- 31,5 kg   40,99 Euro

 

Insgesamt sind die absoluten Einsparungen auf die Standardpreise gesehen erheblich. Selbst bei den für gewerbliche Versender rabattierten Preisen bietet die DHL noch signifikante Einsparungen. Im Segment bis 10 kg hat die DHL deutlich höhere Preise von D nach A als umgedreht die post.at nach D.

Spannend würde es, wenn die post.at deutschen Versendern günstige Konditionen nach Österreich anbieten würde, hier hat sie bei einem Paketpreis von 20,99 Euro auf 10 kg mehr Spielraum als die DHL in Österreich.

Im österreichischen Inland bei deutlich niedrigeren Grundpreisen fallen die Einsparung bei -5% naturgemäß deutlich geringer aus. Gewerbliche Versender haben auch hier zum Teil erhebliche Rabatte, dadurch reduziert sich der absolute Wettbewerbsvorteil der DHL pro Paket auf einen niedrigen bis mittleren zweistelligen Centbereich. Zusätzlich entfallen bei DHL jedoch die bei post.at üblichen sonstigen Zuschläge.

 

Österr. Post Inland

DHL In Österreich -5%

DHL in Deutschland

- 4 kg   5,64

5,36 (0,28)

(- 5 kg)   4,99 Euro

- 10 kg   8,39

7,97 (0,42)

7,49 Euro

- 31,5 kg   14,96

14,21 (0,75)

13,99 Euro

 

Wettbewerbsvorteil durch Servicemerkmale

Neben den Preisvorteilen sieht die DHL die flächendeckende Samstagszustellung als Wettbewerbsvorteil. Die post.at führt diese Zustellung nun auch bis Jahresende in den Ballungsräumen ein. Auch die von DHL angeführten Servicemerkmale Abendzustellung zwischen 17 und 21 Uhr, Wunschzustellungen und die Möglichkeit, Pakete kurzfristig umzuleiten sollten der post.at keine Fremdwörter sein.

Aggressive Strategie mit Paketshops

Interessant ist die aggressive Strategie der DHL zum Thema Paketshops. Vom Start weg sollen 800 Shops in den Ballungszentren aktiv sein. Zum Ende des Jahres sind landesweit 2.000 Shops geplant. Einzige technologische Voraussetzungen für die Shops sollen eine Ladentheke, ein Smartphone und eine Internet-Verbindung sein. Pakete können dort abgegeben werden, wenn sie über die DHL-Webseite bereits vorfrankiert wurden. Wahrscheinlich werden diese Shops auch für die Ersatzzustellung verwendet. Abrechnungsprozesse mit Bargeld oder Geldkarten finden im Shop nicht statt.

Nach Informationen auf der Webseite von post.at hat die Österreichische Post derzeit 1.800 Post Geschäftsstellen. Die DHL will somit binnen 16 Monaten gleichziehen, ein ambitioniertes Ziel. Ein Wettbewerb um die Poststellen ist wahrscheinlich. Die DHL spricht von „langfristige Partnerschaften und anderen Angeboten“. Wahrscheinlich kann sie in Österreich jedoch bei den Poststellen nicht so restriktiv agieren, wie im deutschen Markt.

Neben den Preisvorteilen wird die Servicequalität und -dichte bei den Paketshops maßgeblich über Erfolg und Misserfolg der DHL Strategie entscheiden. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre im deutschen Poststellen-Markt wird es sehr schwierig, ein so großes Netz in so kurzer Zeit aufzubauen. Die kommenden Monate werden zeigen, wie groß die Wechselbereitschaft bestehender Poststellen ist und inwiefern es der DHL gelingt, neue Standorte für Poststellen zu erschließen. Und, ob es der Österreichischen Post gelingt, die besten Poststellen an sich zu binden.

Schon jetzt wird deutlich, dass die Margen im Paketgeschäft so attraktiv sind, eigene Zustellnetze in anderen Ländern aufzubauen. KEP Unternehmen in Deutschland werden beobachten können, welche Strategien wie wirken und die Aussage der DHL - Österreich auf Deutschland münzen: „Marktführer haben es mit Innovationen ja nicht immer ganz so eilig wie neue Mitbewerber, die in den Markt drängen.“

Der BdKEP arbeitet daran, besonders kleinen und mittelständischen Unternehmen attraktive Segmente des Postmarktes zugänglich zu machen. So können für Versender neue Serviceangebote und eine breite sowie leicht zugängliche Landschaft verschiedener Dienstleister entstehen.

Über den Autor: 

Andreas Schumann

Andreas Schumann ist langjähriger Postexperte und seit Mai 2014 Vorsitzender des Bundesverbandes der Kurier-, Express- und Postdienste e.V. (BdKEP).  Nach dem Studium der Landwirtschaft und Betriebswirtschaft hat er mit der Öffnung des Postmonopols 1998 einen der ersten Stadtpostdienste in Deutschland gegründet. Als die Fiege Logistik AG das Unternehmen übernahm, baute er den bis heute erfolgreich am Markt tätigen Briefdienst der Sächsischen Zeitung Postmodern auf. 2001 wechselte er zu EP Europost, heute TNT Post GmbH & Co. KG, nach Hannover. Dort hat er in verschiedenen Führungspositionen die Produkt- und Prozesslandschaft des Unternehmens maßgeblich geprägt und aufgebaut, zuletzt als Direktor Qualität. Im April 2010 gründete er die internetPost AG.

 

/ Geschrieben von Redaktion

Kommentare

#1 ich 2015-11-02 13:06
Aus der Praxis: Ich lebe in Wien, und hätte am Samstag ein Paket entgegennehmen sollen - war aber nicht zu Hause. Jetzt habe ich die Wahl, binnen von 10 Tagen:
- einen dauerhaften Wunschort,
- oder einen dauerhaften Wunschnachbarn festzulegen.
Es gibt keinen Shop, und eine neuerliche Zustellung wohl auch nicht .... das Paket würde zurückgeschickt.

Dauerhaften Wunschort? Soll ich schreiben "stellen Sie bitte das Paket an der Wohnungstür ab" (ist zwar alles schon dagewesen, aber ein 'sicherer Abstellort' in einem Wiener Mietshaus .....?!?)
Oder ein dauerhafter Wunschnachbar? Nachbarn die gerade angetroffen werden, nehmen zwar immer wieder mal Pakete an, aber ein 'Wunschnachbar' müßte dann ja auch dauerhaft anwesend sein!

Also, dann besser gar nicht bestellen, oder?



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