Verbände warnen vor Lieferengpässen, das Transportgewerbe vor einem Zusammenbruch von wichtigen Versorgungsketten. 

Containerhafen Elbe Hamburg
m.mphoto / Shutterstock.com

Die angespannte Situation in den Lieferketten besteht seit mehreren Monaten, zudem sorgt ein Rohstoffmangel für Probleme in der Produktion und damit den Warennachschub. Die Transportpreise sind auf einem Rekordniveau. Dass das Weihnachtsgeschäft davon beeinflusst werden wird, dessen ist sich die Branche inzwischen größtenteils gewiss. 

Laut einer aktuellen Umfrage des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) unter seinen Mitgliedsfirmen hätten Einkaufsmanager anhaltende Schwierigkeiten, dringend benötigte Artikel für die letzten drei Monate des Jahres bei den eigenen Lieferanten zu beschaffen. Das gelte insbesondere für Elektronikartikel und Verpackungen. Das bestätigte MediaMarktSaturn: So erwartet der Elektrohändler pandemiebedingt und aufgrund des anhaltenden Halbleitermangels Engpässe zum Jahresende für Smartphones, Tablets, Drucker, Geschirrspüler und Kühlgeräte, berichtet der Spiegel.

Dem BME nach reagierten etwa 45 Prozent der Befragten auf Lieferprobleme mit höheren Lagerbeständen, über ein Viertel will Schwierigkeiten bei der Warenbeschaffung durch stärkere Kontrolle von Lieferterminen und Lieferanten entgegenwirken. Doch letztlich hätten sich die Einkaufspreise für Produkte für das Jahresendgeschäft im Vergleich zum Vorjahr signifikant erhöht, über zwei Drittel der befragten Firmen verzeichneten einen Kostenanstieg. 

Containermangel an nordeuropäischen Häfen nimmt zu

Lieferengpässe sind neben Produktionsausfällen aufgrund von Rohstoffmangel unter anderem auf Transportprobleme, insbesondere den Mangel an Containerkapazitäten, zurückzuführen. Wegen coronabedingten Staus und Wartezeiten bei der Abfertigung an Häfen stehen Container derzeit häufig später als gewohnt wieder leer zur Verfügung, sodass sich Lieferzeiten erhöhen. Was zuletzt insbesondere an chinesischen Häfen zu beobachten war, verschärft sich nun auch an den nordeuropäischen Häfen wie Hamburg, Antwerpen und Rotterdam. Der Containerverfügbarkeitsindex (CAx) liege dort aktuell über dem der chinesischen Häfen. Ein CAx-Wert von über 0,5 bedeutet, dass mehr Container einlaufen, als den Hafen verlassen. In China wird derzeit ein Durchschnittswert von 0,59 gemessen, in Nordeuropa ist hingegen bereits ein Wert von 0,74, wie Hellenic Shippingnews meldet.  

Die Lage in der Schifffahrt soll sich Experten zufolge frühestens zum Chinesischen Neujahrsfest Anfang Februar entspannen. Einige große Handelsunternehmen wie Ikea oder Walmart haben deshalb bereits zu anderen Maßnahmen gegriffen, um die Lieferprobleme möglichst gering zu halten. Doch gerade für kleinere Firmen ist die Situation drastischer, da sie nicht über das notwendige Kapital verfügen, um die Lieferengpässe anderweitig aufzufangen. 

Warnung vor Kollaps der globalen Lieferketten

Die Corona-Pandemie und notwendige Maßnahmen, um die Ausbreitung des Virus zu reduzieren, hatten außerdem zu humanitären Problemen in der Lieferbranche geführt: So beklagen internationale Transportverbände und Gewerkschaften vergangene Woche in einem offenen Brief an die Vereinten Nationen schlechte Arbeitsbedingungen während der Pandemie. Die zwischenzeitliche Besatzungskrise führte etwa dazu, dass teils bis zu 400.000 Seeleute Schiffe nicht verlassen konnten, der eingeschränkte Flugverkehr hatte unsichere Beschäftigungsverhältnisse zufolge, Kontrollen an den Grenzübergängen sorgten für massive Belastungen und teils extrem unhygienische Verhältnisse für Lkw-Fahrer. 

Im Zuge dessen warnten die Verbände nun gar vor einem „Kollaps des globalen Verkehrssystems“ – wenn nicht die Reise- und Bewegungsfreiheit für die Beschäftigten in der Transportbranche weltweit bald wieder hergestellt werde, wie u. a. n-tv mit Verweis auf die Internationale Schifffahrtskammer (ICS) und weitere Branchenvereinigungen schreibt. 

/
Geschrieben von Hanna Behn




Kommentar schreiben

Sicherheitscode
Captcha aktualisieren