Die Auswirkungen der weiterhin andauernden Corona-Pandemie setzen Lieferketten erneut massiv unter Druck.

Containerfrachtschiff und Container-Lkw
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Wegen der Delta-Variante des Coronavirus wurden Schiffsbesatzungen Landgänge in einigen Regionen Asiens verboten. Aus diesem Grund befinden sich derzeit etwa 100.000 Seeleute über ihr Pensum hinaus auf See. Guy Platten, Generalsekretär der Internationalen Schifffahrtskammer, spricht gegenüber Reuters von einer „Besatzungskrise“. Schiffe transportieren rund 90 Prozent des Welthandels, die derzeitige Krise der Crews störe die Versorgung mit sämtlichen Gütern – von Öl und Eisenerz bis hin zu Lebensmitteln und Elektronik. „Dies ist ein gefährlicher Moment für die globalen Lieferketten“, so Platten. Bereits seit Juni gibt es Probleme in chinesischen Häfen

Globales Containerschiffnetzwerk weiterhin gestört 

Darüber hinaus sind die Transport- und Containerkapazitäten seit Monaten knapp. Die deutsche Container-Reederei Hapag Lloyd etwa erwartet, dass diese Probleme wahrscheinlich bis ins vierte Quartal andauern – doch es sei schwer vorherzusagen. Das bestätigte auch die China Port and Harbour Association: „Die verarbeitende Industrie in Südostasien, Indien und anderen Regionen leidet unter dem Wiederaufleben der Pandemie, was dazu führt, dass einige Aufträge nach China fließen“, zitiert Reuters die Vereinigung.

Dem Institut für Wirtschaft (Ifw) Kiel zufolge, das Schiffsbewegungsdaten in Echtzeit auswertet und analysiert, hätten sich Staus vor chinesischen Häfen im Juli bereits etwas zurückgebildet. Anders ist dies jedoch in den USA – vor US-Häfen würden sich Staus aufbauen, so das IfW

Stau an US-Häfen

So gebe es in Chicago aktuell Engpässe, da Bahn-, Lkw- und Logistikunternehmen mit einer Flut von Importen aus Asien zu kämpfen hätten, wie das US-Nachrichtenportal Hellenic Shipping News mit Verweis auf das Wallstreet Journal meldet. Die Union Pacific Corp. und die BNSF Railway Co., die per Schiene Waren ins Landesinnere befördern, hätten die Containertransporte in ihren überfüllten Umschlagterminals im Großraum Chicago begrenzt, um die Distributionsnetzwerke zu schonen. Diese Tatsache werde auch weitere US-Häfen wie Los Angeles, Long Beach, Oakland und Tacoma unter Druck setzen, so die Einschätzung von Branchenexperten laut Reuters. 

Grund für die Staus sei, dass US-Einzelhändler und -Hersteller Lagerbestände wieder auffüllen müssen, da die Wirtschaft nach coronabedingten Schließungen und zwischenzeitlich geringeren Infektionswerten wieder öffnen konnte und Verbraucher in Geschäfte und Restaurants zurückkehrten. Im Einzelhandel seien die globalen Lieferkettenaktivitäten im zweiten Quartal um sechs Prozent angestiegen, ohnehin werde bereits seit Anfang des Jahres eine stetige Steigerung verzeichnet, wie die B2B-Handelsplattform Tradeshift im Rahmen des Index of Global Trade Health ermittelte. 

Vor März kommenden Jahres werde keine Entspannung in den globalen Lieferketten erwartet.

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Geschrieben von Hanna Behn




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