Kleine autonome Boote sollen der sinkenden Binnenschifffahrt in und um Berlin wieder zu neuem Leben verhelfen. Getestet wird auch die Paketzustellung per Schiff.

Schiff auf der Spree
mapman/Shutterstock.com

Seit rund anderthalb Jahren arbeitet ein Forschungsteam der Schiffbau-Versuchsanstalt Potsdam unter dem Projektnamen „A-Swarm“ an selbstfahrenden Minischiffen. Die autonomen Boote sollen der Binnenschifffahrt auf den zahlreichen Wasserstraßen in der Region Berlin-Brandenburg wieder Aufschwung verleihen. „Städte mit Wasser nutzen diesen Transportweg kaum. Gleichzeitig sind die Straßen überfüllt. Diese freien Kapazitäten wollen wir autonom erschließen“, erklärt Leiter Christian Masilge beim Spiegel.

Auch für die Citylogistik können die autonomen Schiffe eingesetzt werden. So können beispielsweise Pakete zentral gesammelt und dann in die Innenstadt transportiert werden. So kann die Zustellung nicht nur emissionsarm erfolgen, es wird außerdem Personal eingespart, da die Schiffe alleine fahren und Straßen und Schienen werden durch den reduzierten Lieferverkehr entlastet.

Fahrradkuriere übernehmen letzten Teil der Strecke

„Wir planen mit mehreren Anlegestellen, an denen Containerboxen aufs Land gerollt werden. Von da geht’s dann per Fahrrad weiter. So könnte man die vielen Kleinlieferwagen aus Berlin rausbekommen“, beschreibt Projektleiter Masilge die Idee zur Paketzustellung per Minischiff. Auch im ländlichen Raum könnten die selbstfahrenden Schiffe für den Transport zum Einsatz kommen. „Immer mehr Menschen ziehen raus aus der Stadt. Die müssen also auch irgendwie beliefert werden“, erklärt Monique Giese von der Unternehmensberatung KPMG. Wichtig für ein solches Projekt sei allerdings der Aufbau einer Infrastruktur, inklusive kleiner Binnenhäfen und wassernaher Verteilzentren.

Paketdienste bekunden Interesse

Neben dem großen Vorteil des klimafreundlichen Transports spielt auch der Kostenfaktor beim Einsatz solcher Schiffe eine wichtige Rolle. Mit den autonomen Minibooten werde nicht nur Personal eingespart, auch der Treibstoffverbrauch sinkt. Außerdem sind Bewegungen auf dem Wasser langsamer und vorhersehbarer, was das Unfallrisiko senkt.

Christian Masilge ist optimistisch, dass sein Forschungsprojekt bei den Paketdiensten gut ankommt, ein großer Versanddienstleister soll bereits Interesse bekundet haben. Im Juni will man dann auf dem offenen Wasser testen. Ein ähnliches Projekte hat KEP-Dienstleister DHL bereits in London laufen. Per Schnellboot werden Expresssendungen vom Flughafen Heathrow in die Innenstadt der britischen Hauptstadt transportiert und dann per Lastenfahrrad weiter verteilt. Auch hierzulande setzt der Konzern auf den Wasserweg bei der Paketzustellung. Im Spreewald kommen die Pakete traditionell per Kahn zu den Anwohnern.

Konkurrent DPD ist nach Angaben des Spiegels zwar noch skeptisch gegenüber dieser Art der Lieferung, hauptsächlich wegen des komplizierten Vorgangs beim Verladen vom Land aufs Wasser, zeigt sich aber offen für wirtschaftlich gute Lösungen.

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Geschrieben von Corinna Flemming




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