Steigt das Briefporto zum Anfang 2019 auf 80 Cent? Die Möglichkeit der 14-prozentigen Erhöhungen sorgt für einige Diskussionen. Dabei steht die Frage im Raum, ob der aktuelle Portopreis von 70 Cent nicht schon teuer genug ist. Laut dem Briefpreisvergleich der Deutschen Post soll es noch Spielraum nach oben geben.

Deutsche Post Briefmarkenautomat
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Wie viel sollte das Porto in Deutschland für einen Standardbrief kosten? Sind 70 Cent okay oder sollte es mehr bzw. weniger kosten? Bei dieser Frage scheiden sich die Geister.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt die preislichen Veränderungen. Zwischen 2003 und 2012 lag der Preis stabil bei 55 Cent. Bis 2016 stieg das Porto um insgesamt 27 Prozent auf 70 Cent. Nun scheint die Post erneut über eine 14-prozentige Erhöhung nachzudenken. Ab 2019 könnte das Porto für einen Standardbrief bei 80 Cent liegen.

Höhe des Portos für die Beförderung eines Standardbriefes durch die Deutsche Post von 2003 bis 2016
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Briefvolumen sinkt, Sortieranlagen weniger ausgelastet

Bis es jedoch so weit ist, wird noch etwas Zeit vergehen. Bevor es zu einer Erhöhung kommt, muss die Bundesnetzagentur als Genehmigungsbehörde für das Briefporto ein neues Berechnungsverfahren festlegen. Aufgrund dieses Verfahrens entscheidet die Behörde über die Rechtmäßigkeit der Portoerhöhung.

Stellt sich allerdings die Frage, ob eine Preiserhöhung überhaupt notwendig ist. Geht es nach der Deutschen Post, ist die Antwort eindeutig. Wie bei PaketDa zu lesen, wird die Portoerhöhung „nach Angaben der Post notwendig, weil immer weniger Briefe verschickt werden.“ So soll zwischen 2010 und 2017 das Briefvolumen um 14 Prozent gesunken sein. Das führt bei der Deutschen Post dazu, dass beispielsweise die Sortieranlagen weniger ausgelastet sind. Und auch der Test der Deutschen Post, Briefe nicht mehr täglich zuzustellen, legt nahe, dass die Briefträger nicht mehr voll ausgelastet sind bzw. pro Tag weniger Briefe als früher zustellen. Für die Post bedeutet das, dass der Personalkostenanteil pro Brief steigt. Mit einer Portoerhöhung könnten die gestiegenen Kosten gedeckt werden.

Thomas Jarcombek, CDU-Bundestagsabgeordneter und Beirat der Bundesnetzagentur, äußert sich gegenüber rp-online kritisch zu den Plänen der Post. „Das muss die Bundesnetzagentur genau prüfen. Es ist verständlich, dass es die Post bei sinkenden Sendungsmengen schwerer hat, ihr Netz zu finanzieren. Andererseits wäre ein Sprung von 70 auf 80 Cent ein kräftiger Schluck aus der Pulle. Wenn es eine Genehmigung gibt, dann sollte dies auch eine gewisse Stabilität für einige Jahre bringen“, erklärt er.  

Ist Deutschland im EU-Vergleich zu günstig oder zu teuer?

Weiterhin argumentiert die Deutsche Post, dass das Briefporto in Deutschland im EU-Vergleich „deutlich unter dem Durchschnitt“ liegen würde. Der aktuelle Briefpreisvergleich der Deutschen Post bezieht dabei auch makroökonomische Faktoren wie Arbeitskosten und Kaufkraft mit in den Vergleich der 28 EU-Mitgliedstaaten sowie der EFTA-Staaten ein. Laut dem Briefpreisvergleich liegt Deutschland lediglich auf Rang 26, günstiger sind nur die Schweiz, Zypern, Österreich, Slowenien und Malta.

Auch bei der Betrachtung der nominalen Briefpreise liegt das deutsche Porto mit 70 Cent und Platz 17 im Mittelfeld. Der Durchschnittspreis für inländische Standardbriefe liegt hingegen bei 1,02 Euro, was einem Plus von 14 Cent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.

In die Studie der Deutschen Post fließt zudem die Arbeitszeit mit ein und untersucht, wie lange in den einzelnen Ländern gearbeitet werden muss, um das Porto für einen Standardbrief bezahlen zu können. „Denn die Arbeitszeit, die aufgewendet werden muss, um das Äquivalent des jeweiligen Briefpreises zu verdienen, ist ein wichtiger Gradmesser bei der Frage, wie erschwinglich das Porto ist - und die Erschwinglichkeit des postalischen Universaldienstes ist ein wesentliches Kriterium der EU-Postdiensterichtlinie“, heißt es bei der Deutschen Post. Das Ergebnis: Nach der Schweiz und Malta hat Deutschland den erschwinglichsten Briefpreis.

Konsolidiertes Gesamtergebnis beim Briefporto
© Deutsche Post AG

Kleine Anmerkung übrigens zu diesem Vergleich: Während die Deutsche Post laut PaketDa beim grenzüberschreitenden Paketporto und den Regulierungsplänen der EU darauf hinweist, dass „jedes Land seine Eigenheiten habe (z. B. Bevölkerungsdichte, Verkehrswegenetz, geografisches Terrain, Dieselpreise) und deshalb nicht mit anderen Ländern verglichen werden könne“, scheint das beim Briefporto kein Problem zu sein.

Während die Deutsche Post also zu dem Ergebnis kommt, dass in Deutschland in puncto Porto noch Luft nach oben ist, kommt der Digital-Post-Experte Caya zu einem anderen Ergebnis (wir berichteten). Bei dem Vergleich des Briefaufkommens und der Portokosten in 20 europäischen Ländern wird deutlich, dass in Deutschland europaweit am meisten für Briefpost ausgegeben wird. Eine Portoerhöhung von 10 Cent würde demnach zu Mehrkosten von zwei Milliarden Euro führen. Weiterhin kommt die Analyse zu einem durchschnittlichen Portopreis von 74 Cent. Deutschland liegt aktuell darunter, mit der möglichen Preiserhöhung allerdings um einiges drüber.

Was passiert mit den Mehreinnahmen?

Würde die Bundesnetzagentur der Portoerhöhung zustimmen, kann die Deutsche Post mit erheblichen Mehreinnahmen rechnen. Was mit dem Geld passiert? In erster Linie wird es wahrscheinlich genutzt werden, um die Personalkosten zu decken. Ob es dafür aber ganze zwei Milliarden Euro braucht, ist fraglich.

In einem erst kürzlich veröffentlichten offenen Brief an die Bundesnetzagentur vom Bundesverband Paket und Expresslogistik e. V. (BIEK)  und den KEP-Dienstleistern Hermes, DPD, Go!, UPS und GLS wird hingegen der Vorwurf laut, dass eine „Quersubventionierung des wettbewerblichen Paketmarktes [..] in erheblichem Ausmaß möglich“ wäre. In Bonn will man davon jedoch nichts wissen. „Diese Vorwürfe sind von jeher haltlos und unbegründet“, teilte der Konzern laut WiWo mit. „Untersuchungen der Europäischen Kommission und der Bundesnetzagentur haben bestätigt, dass keine Quersubventionierung des Paketsektors vorliegt.“

Geschrieben von Julia Ptock
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