Roboter und Drohnen für die letzte Meile? Beides bisher kaum praktikabel und eher Prestigeprojekte von KEP-Dienstleistern. Praktikablere Lieferwege sind gefragt – Beispiele kommen nun aus Frankreich und den Niederlanden.

Tram Fret – Güterbahn in Frankreich
© Joël Danard - tramfret.com

Verstopfte Straßen sind in Metropolen leider kein Einzelfall. Das liegt neben dem hohen Aufkommen an privaten Pkw auch an der Masse von Lieferwagen. Schon vor fast drei Jahren machte Hermes auf die Probleme aufmerksam. Mittlerweile testen viele Dienstleister Lastenfahrräder und Micro-Hubs, um zumindest die Straßen ein Stück weit zu entlasten.

Nutzen, was da ist

Ein Blick in andere Länder zeigt, dass es sogar noch mehr umsetzbare Alternativen gibt. So zum Beispiel in Frankreich: Wie die Welt berichtet, wird in der französischen Kommune Saint-Étienne, 50 Kilometer südwestlich von Lyon, seit neustem auf ausrangierte Straßenbahnen gesetzt, die Waren und Pakete durch die Stadt fahren. Das Projekt trägt den Namen „Tram Fret“, zu Deutsch: Güterbahn. Dabei pendeln die Bahnen zwischen Lagerhallen am Stadtrand und Innenstadtlagen hin und her. Die Vorteile der Güterstraßenbahnen liegen auf der Hand: Sie entlasten zum einen den Verkehr und zum anderen senken sie die CO2-Emission.

Während in Frankreich die Tram das Paket von A nach B bringt, findet sich in Russland ein ähnliches System. In Moskau wird die U-Bahn für den Transport von Paketen eingesetzt. Und in den Niederlanden erinnert man sich an alt hergebrachte Liefermodelle. So fährt in Utrecht ein sogenanntes „Beer Boat“ auf den Kanälen der Stadt. Nach Angaben der Welt war das mit einem Elektromotor angetriebene Beer Boat eigentlich für die Versorgung von Kneipen und Restaurants gedacht, mittlerweile werden so aber auch andere Waren und vor allem Pakete über den Wasserweg in der Stadt verteilt.

Dabei wäre es falsch zu behaupten, dass es in Deutschland nicht auch kreative Ideen für die letzte Meile geben würde. Neben Packstationen, die die DHL unter anderem in Mehrfamilienhäusern aufstellt, testete der Konzern auch den Einsatz von Fernbussen.

Mehr Effizienz bei der Organisation des Transports 

Tendenziell – so lässt sich festhalten – nehmen Städte und Kommunen die Probleme des zunehmenden Lieferverkehrs selbst in die Hand. In der japanischen Hafenstadt Yokohama hat man beispielsweise die ganze Organisation des Transports umgekrempelt und effizienter gestaltet. Die Stadtverwaltung hat ein „Urban Consolidation Centre“ aufgebaut, dass als Zentrum für die städtische Belieferung dient. „Die Paketdienste müssen ihre Sendungen bei einem neutralen Dienstleister abgeben, der wiederum Hunderte von Firmen und Privathaushalten beliefert“, heißt es bei der Welt. Unterstützt wird das System von der Stadt, die mit besonderen Parkplätzen und bei der Organisation aushilft. Das Ergebnis: Nach den ersten Erfahrungen konnte die Zahl der Zustellfahrten um 70 Prozent verringert werden.

/
Geschrieben von Julia Ptock