Im Vergleich zu Güterzügen und der Binnenschifffahrt haben LKWs bei der Waren-Logistik bereits die Nase vorn. Doch wie ist es um die Lärmbelästigung und den Schadstoffausstoß bestellt? Gibt es bereits nutzbare Konzepte, um dieser Probleme bei einer weiteren Zunahme Herr zu werden?

LKW-Auslieferung als Logistik-Trend
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Logistik-Sektor wächst stetig

Schon jetzt zählt der Logistikbereich zu den stärksten Wirtschaftsbranchen. Aktuelle Entwicklungen aus dem E-Commerce sorgen für eine stetige Zunahme des Paketvolumens. Da das Paketaufkommen bis 2018 jährlich um bis zu 4% steigen könnte, sehen sich Industrie und Politik vor komplexe Aufgaben gestellt, selbst wenn eine Zukunftsstudie der Deutschen Post DHL betont, dass sich eine lineare Entwicklung nur schwer vorhersagen lässt. Dennoch gehen sämtliche Zukunftsentwürfe von einer stark in Anspruch genommenen Logistik aus.

Herausforderung städtische Ballungsräume

Die Kerngebiete neuer logistischer Herausforderungen werden Städte sein. Dort kommt es zu immer mehr Ansiedlungen, somit auch zu mehr Bestellungen und Logistik-Dienstleistungen. Innerhalb eines städtischen Ballungsraumes entfällt ohnehin die Möglichkeit zur Lieferung per Binnenschifffahrt oder Güterzug. Somit sind hier LKWs, d.h. in der Regel Fahrzeuge deren Gesamtmasse > 3,5 Tonnen beträgt, das geeignete Verkehrsmittel, um diese Aufgabe zu bewältigen. Wie die folgende Statistik beweist, hat der Wert der per LKW transportierten Waren in den letzten Jahren stetig zugenommen.

Fahrleistung von LKW in Milliarden Tonnen
© Statista 2015

Doch wie steht es um die Umweltverträglichkeit bei noch mehr LKW-Lieferungen? Eine recyclingfreundliche Infrastruktur, die Abfälle reduziert, könnte wie folgt aussehen: Die Zustellung erfolgt entweder mittels biologisch abbaubarer Kartons, die beispielweise auf dem Kompost oder in der Biotonne entsorgt werden. Alternativ kommt das kürzlich von der DHL vorgestellte Konzept "Logistik unverpackt" zur Anwendung, das Verpackungen überflüssig macht und dafür wiederverwendbare Container einsetzen will. 

Warum sich der Güterverkehr auf dem Rückzug befindet

Noch vor wenigen Jahren war es üblich, dass die Mehrzahl an Waren und Gütern über Züge verteilt wurde. Damals ließen sich Firmen nahe der Bahngleise nieder und legten so den Grundstein für die Funktionalität von Gütergleisen. Inzwischen sind Gleisanschlüsse jedoch rückläufig geworden, da das Zustellungstempo zu wünschen übrig lässt, und die Wartungskosten für viele der Züge im Vergleich zum dazu akzeptablen Spritpreis unrentabel sind.

Lediglich die Autoindustrie setzt weiterhin auch auf Schienenverkehr. Beispielsweise wickelt BMW die Fahrzeugauslieferung von München in verschiedene Großräume über Schienengleise ab, weil LKW-Kolonnen mit den bis zu 1.000 produzierten Fahrzeugen pro Tag den Anwohnern vermutlich den Lärmbelästigungs-Nerv rauben würden. Und in Dresden liefert die CarGoTram - eine Güterstraßenbahn - Bauteile für Volkswagen-Modelle vom Logistikzentrum quer durch die Stadt zur „Gläsernen Manufaktur“. 

Verbesserungsvorschläge für die LKW-Logistik

LKWs sind geräuschvoll unterwegs und belasten die Umwelt durch die CO2-Emission. Daher stellt sich die Frage, welche technischen Innovationen diese beiden Probleme eindämmen könnten. Bevor wir einen Blick auf komplexere technische Weiterentwicklungen werfen, sollen naheliegende Verbesserungsmöglichkeiten unter die Lupe genommen werden

So lohnt es sich zum Beispiel, die Sinne der LKW-Fahrer für Umweltbedürfnisse zu schärfen. Hinweise auf den Kraftstoffverbrauch, Anzeigen zur geeigneten Gangwahl und Start-Stop-Assistenten für den Motor helfen einerseits, den Schadstoffverbrauch auf einem verträglichen Niveau zu halten und halten andererseits Motorenlärm etwas in Grenzen. Aber auch die Vernetzung der Logistikunternehmen muss vorangetrieben werden. Fahrzeug-zu Fahrzeug- und Fahrzeug- zu-Infrastruktur-Kommunikation sei das Mittel, um Energieverbrauch und Emission zu senken und das hohe Transportvolumen aufzufangen, urteilte Wolfgang Lehmacher, Experte für Supply Chain, Transport und Logistik. Er deutete außerdem an, dass innovative Konzepte gefragt seien. So zum Beispiel dass Pakete mit ÖPNV oder Fernbus transportiert werden, aber auch die Deutsche Bahn bereits Pakete oder besonders eilige Sendungen an Bord habe.

In dieses Muster passt auch eine gemeinsame Lösung von Hermes, DPD und GLS, die mit ParcelLock ein anbieterneutrales Paketsystem für Paketboxen ins Leben gerufen hat. Damit treten die Zusteller in Konkurrenz zur Deutschen Post, die insbesondere in Ein- und Zweifamilienhäusern die Zahl hauseigener Paketkästen erhöhen will. ParcelLock funktioniert über ein IT-basiertes Schließ- und Öffnungssystem. Theoretisch könnte das Konzept auch von regionalen Kurierdiensten aus dem Food-Bereich mitgenutzt werden. 

 

Was bringen Hybrid- & Elektrofahrzeuge sowie alternative Kraftstoffe?

Die gerade eben skizzierten Änderungen bewirken jedoch nur einen geringfügigen Rückgang von CO2-Emission und Schadstoffaußstoß. Deshalb haben sich Zukunftsstudien mit nachhaltigeren Erfindungen für die Logistik auseinandergesetzt. 

Weniger Antriebsleistung, ein regeneratives Bremssystem, das Wärme wieder verwendet, die im Bremsprozess freigesetzt wird, und ein kleinerer Motor, der positiv auf niedrige Drehzahlbereiche reagiert. So die Vorteile von einem Fahrzeug mit Hybridantrieb, der allerdings nur für kleinere Fahrzeuge in Frage kommt, die dementsprechend weniger Ware mitführen könnten. Hoch im Kurs stehen auch Elektro-Fahrzeuge, die dank geringer Lärmbelastung ideal für nächtliche Auslieferungen wären. Doch der Ausbau der Oberleitungen für Autobahnstrecken ist teuer. Bis zu 2,5 Millionen Euro kostet ein einzelner Autobahnkilometer, sodass hierfür eher nur kleine Pendelstrecken in Frage kommen.

Weiterhin wird mit Fahrzeugen experimentiert, die über Brennstoffzellen oder alternative Kraftstoffe angetrieben werden, die Ergebnisse sind jedoch bislang noch nicht so, dass hier eine marktreife Technologie den Transportsektor revolutioniere.

Prognose für die Verkehrsleistung im Güterverkehr
© Statista 2015

Fazit

Die Statistik über die prognostizierte Verkehrsleistung im deutschen Güterverkehr bis 2030 beweist, dass LKWs einen wesentlichen größeren Anteil am Güterverkehr tragen werden als Güterzüge oder Binnenschiffe. Experimente mit Elektro- oder Hybrid-Motoren laufen bereits, wenngleich die Produktionskosten im Moment noch nicht signifikant unter den Einsparungskosten liegen. Reserven liegen zudem bei der Kommunikation zwischen den Fahrzeugen untereinander, sowie zwischen Lieferdienst und Fahrzeugen. Außerdem sind Paketboxen auf dem Vormarsch, damit Mehrfachlieferungen ausbleiben. Generell bleibt  jedoch abzuwarten, mit welchen technischen Entwicklungen CO2-Ausstoß und Lärmbelästigung durch LKWs tatsächlich verringert werden. 





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