Aus rund 308 Tonnen gesammelten Kunststoffabfällen wurden die neuen Versandtaschen hergestellt. 

Müll in der Natur
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Wilde Pflanzen oder wilde Tiere kennt man, aber in der heutigen Welt voller Mikroplastik und Co. gibt es eben leider auch so etwas wie „wilde Plastik“. Gemeint sind damit Kunststoffabfälle, welche überall herumliegen, nur nicht dort, wo sie eigentlich hin sollten. Gemeinsam mit der Organisation Wildplastic arbeitete Otto bereits seit einigen Jahren an einer neuen Rezeptur für Versandtaschen aus recycelten Abfällen. Nachdem Ende 2022 bereits eine Tasche aus 50 Prozent Recyclingmaterial erzielt werden konnte, sieht man sich jetzt am wahren Ziel: Künftig sollen die von Otto genutzten Versandtaschen zu 100 Prozent aus eben jener „wilden Plastik“ bestehen.

Das ist „wildes Plastik“

Bereits seit 2019 versucht eine Gruppe Umweltaktivist:innen unter dem Namen Wildplastic das Beste aus dem Umstand heraus zu holen, dass überall auf der Welt Abfälle in der Natur landen. Es wirkt wie ein perfekter Kreis, dass das Hauptprodukt, welches Wildplastic heute unter der Eigenmarke vertreibt, tatsächlich Mülltüten sind. Mülltüten, die aus Plastik hergestellt werden, welcher in der Umwelt aufgesammelt wurde.

Wie aus der Pressemitteilung von Otto hervorgeht, stammen die Ressourcen für die neuen Otto-Versandtaschen vor allem aus Regionen mit mangelhafter Müllinfrastruktur. Das sind Länder wie Indien, Indonesien, Thailand oder dem Senegal. Gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen wird dort gesammelt, sortiert, gewaschen – und letztlich zu einem Granulat verarbeitet, welches die Grundlage für die Recyclingprodukte darstellt.

 

Kooperation mit Otto seit 2021

In den Jahren zwischen 2021 und 2023 wurde nun am gemeinsamen Projekt nachhaltige Versandtasche gefeilt. Da an diese andere Anforderungen als an eine Mülltüte gestellt werden, reichte das bekannte Rezept nicht aus und musste optimiert werden. In den drei Jahren wurden dabei rund 308 Tonnen Plastik gesammelt. Laut Otto ergibt dies eine Co2-Ersparnis von 740.053 Kilogramm.

Bereits 2020 wurde ein Prototyp der Versandtasche getestet und Schritt für Schritt auf den Ergebnissen aufgebaut. Ende 2022 bestand der neue Prototyp bereits zu Hälfte aus Wildplastic. Mit der zu 100 Prozent aus dem Recyclingmaterial hergestellten Versandtasche feiern die Kooperationspartner jetzt einen gemeinsamen Meilenstein.

Wie Tobias Gruber, Head of Sustainability von Otto anmerkt: „Als größter deutscher Onlineshop tragen wir eine Verantwortung, den Verpackungsmüll zu reduzieren und mit Lösungen wie von WILDPLASTIC nehmen wir diese Verantwortung wahr. Für mich persönlich ist diese Zusammenarbeit ein großartiges Beispiel, wie Innovation und Nachhaltigkeit zusammenwirken – und das mit Impact und Skalierung.“

Verschiedene nachhaltige Versandoptionen in Entwicklung

Es ist nicht die einzige Partnerschaft der Art, welche der E-Commerce-Riese verfolgt. Bereits seit einigen Jahren wird gemeinsam mit dem Unternehmen Traceless an einer kompostierbaren Versandtasche auf Basis von Gras gearbeitet. Im Frühjahr 2023 stellten die Partner Schwierigkeiten bei der Skalierbarkeit der Option fest: Um das Material auch auf externen Maschinen verarbeiten zu können, fehlte es an einer Alternative zum konventionellen Klebstoff.

Ein auf Hitze basierendes Verfahren zum Verbund schien erfolgversprechend und wird aktuell weiter optimiert. Wie ein Unternehmenssprecher gegenüber dem Logistik Watchblog bestätigte, werden beide Versandtaschenprojekte parallel geführt. Die Hoffnung von Otto und Traceless ist es, noch in diesem Jahr einen erneuen Testlauf starten zu können.

Otto hatte im November 2022 eine ambitionierte Nachhaltigkeitsstrategie vorgestellt: Das Unternehmen möchte bis 2030 eine klimaneutrale Bilanz vorweisen können. Die beiden Projekte hinsichtlich der nachhaltigeren Versandverpackung stellen dabei einen Teilaspekt der Strategie dar. Darüber hinaus sollen auch die Bereiche Produkte, Compliance und Policies, Materialien, Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz strategisch nachhaltiger ausgerichtet werden.

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Artikelbild: http://www.depositphotos.com

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Geschrieben von Ricarda Eichler




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