Der Post-Chef Frank Appel kritisiert die hohen Lohnforderungen von Verdi scharf.

Deutsche Post DHL Group Fahnen
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Seit Anfang des Jahres befinden sich die Deutsche Post DHL Group und die Gewerkschaft Verdi in einem anhaltenden Tarifstreit. Auch nach drei Verhandlungsrunden konnten sich beide Parteien nicht einigen, die Forderungen gehen einfach zu weit auseinander. Erst Ende vergangener Woche hat Verdi ein „Rekordangebot“ der Deutschen Post abgelehnt, nun wird eine Urabstimmung unter den Gewerkschaftsmitgliedern durchgeführt, die zu unbefristeten Poststreiks führen könnte.

Jetzt hat sich auch Frank Appel, Vorstandschef der Deutschen Post DHL Group, zu Wort gemeldet und die „unverhältnismäßige“ Lohnforderung von Verdi scharf kritisiert. „Die Forderung von 15 Prozent in zwölf Monaten umzusetzen, würde unser Post- und Paketgeschäft in Deutschland aufs Spiel setzen – das ist keine Übertreibung“, betont er im Gespräch mit dem Focus. Zwar könne er nachvollziehen, dass die Menschen aufgrund der Inflation und explodierenden Energiepreise aktuell vor großen Herausforderungen stehen und sich fragen, wie sie „über die Runden kommen sollen“. Allerdings habe er als Vorstandschef auch die Verantwortung, „unsere Arbeitsplätze langfristig zu erhalten. Wenn ich heute die Löhne unverhältnismäßig erhöhen würde, würden sich in zwei, drei Jahren die Gewerkschaften darüber beklagen, dass wir Personal abbauen müssen, weil wir Verluste machen.“

Streiks seien „historischer Fehler“

Entscheidet sich der Post-Chef für eine Lohnerhöhung von 15 Prozent, würde dies dem Geschäft auf lange Sicht schaden, davon ist der 61-Jährige überzeugt. In diesem Zusammenhang erinnerte er noch einmal an seine Anfänge bei der Post vor 15 Jahren, als er als CEO die Entscheidung treffen musste, dass 35.000 Menschen ihren Job verlieren. Damals habe er sich nach eigenen Angaben geschworen, „dass das nie wieder passieren darf.“

Appel verwies im Gespräch mit dem Fokus auch noch einmal auf das Angebot, welches der Bonner Logistiker der Gewerkschaft bereits vorgelegt habe. Es war nach eigenen Angaben „das umfangreichste Tarifangebot in der Geschichte“ der Deutschen Post DHL Group. „Wer glaubt, dagegen zum Streik aufrufen zu müssen, macht einen historischen Fehler und wird der Belegschaft letztlich schaden“, so der Vorstandschef weiter.

Ausgang im Tarifstreit ungewiss

Noch ist völlig unklar, wie der Tarifstreit zwischen der Deutschen Post und Verdi ausgehen wird. Wie es scheint, beharren beide Parteien auf ihren Standpunkten, es bedarf wohl ein Entgegenkommen von beiden Seiten, um einen erneuten großen Poststreik wie im Jahr 2015 zu entgehen und dennoch dafür zu sorgen, dass sich alle Postangestellten bei den Lohnanpassungen gerecht behandeln fühlen.

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Geschrieben von Corinna Flemming