Das britische Zustellunternehmen hat in den ersten sechs Monaten hohe Verluste eingefahren und will nun einen Teil der Belegschaft entlassen.

Royal Mail Zustellauto
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Bis Sommer nächsten Jahres will die Royal Mail rund 10.000 Stellen streichen. Das gab der britische Zustelldienst jetzt bekannt. Insgesamt 6.000 Beschäftigte sollen entlassen werden, weitere 4.000 Stellen werden durch natürliche Fluktuation abgebaut, indem das Unternehmen beispielsweise ausscheidende Mitarbeiter nicht ersetzt. 

Grund für die Massenentlassung sind die hohen Verluste, welche der Konzern im Jahr 2022 einstecken muss. In den ersten sechs Monaten des aktuellen Jahres belief sich das Minus auf 219 Millionen Pfund. Im Vorjahreszeitraum konnte die Royal Mail noch ein Plus von 235 Millionen Pfund verzeichnen. Für das Gesamtjahr rechnet der Zustelldienst mit Verlusten in Höhe von 350 Millionen Pfund. Sollten Kunden auf Dauer weniger bestellen, könnten diese sogar 450 Millionen Pfund erreichen.

Weitere, zahlreiche Streiks angekündigt

Als Grund für die hohen Verluste gab die Royal Mail sowohl die tagelangen Streiks der Beschäftigten als auch das geringe Paketaufkommen an. „Dies ist ein sehr trauriger Tag. Ich bedaure, dass wir diesen Stellenabbau ankündigen müssen. Wir werden alles tun, was wir können, um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden und alle Betroffenen zu unterstützen“, wird der Vorstandsvorsitzende Simon Thompson bei der BBC zitiert.

Die Beschäftigten der Royal Mail, die der Gewerkschaft Communication Workers Union angehören, haben in der vergangenen Woche eine neue Streikrunde über Löhne und Arbeitsbedingungen begonnen. Der nächste Streiktermin ist für den 20. Oktober geplant, gefolgt von einer weiteren Arbeitsniederlegung am 25. Oktober. Auch der Black Friday am 25. November soll bestreikt werden, wie die Verantwortlichen bereits angekündigt haben. In der ersten Hälfte des Geschäftsjahres sollen die Streiks Royal Mail eigenen Angaben zufolge 70 Millionen Pfund gekostet haben. Jeder weitere Tag, an dem die Beschäftigten nicht ihrer Arbeit nachkommen, schwächt den Konzern zusätzlich und könnte zu einem weiteren Personalabbau führen, so die düstere Prognose von Simon Thompson.

Beschäftigte sollen zur Sonntagsarbeit verpflichtet werden

Hintergrund der Streiks ist ein neues Lohnabkommen, welches die Royal Mail ihren Mitarbeitern Anfang des Jahres vorgelegt hat. Dieses besteht aus einer Lohnerhöhung von 2 Prozent sowie einer zusätzlichen Erhöhung von 3,5 Prozent, die allerdings davon abhängt, ob die Beschäftigten bestimmten Bedingungen zustimmen, wie beispielsweise der obligatorischen Sonntagsarbeit bei der Paketzustellung.

Zurzeit ist die Sonntagsarbeit beim Konzern freiwillig. Die Royal Mail möchte außerdem, dass die Mitarbeiter später anfangen und später aufhören, um den Online-Einkaufsgewohnheiten entgegenzukommen, bei denen die Menschen eher abends oder spät in der Nacht Waren bestellen und eine Zustellung am nächsten Tag wünschen.

Die Gewerkschaft hat das Angebot mit der Begründung abgelehnt, es entspreche nicht der steigenden Inflation, die derzeit ein 40-Jahres-Hoch von fast 10 Prozent erreicht hat.

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Geschrieben von Corinna Flemming




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