Die Deutsche Post muss sich (mal wieder) Kritik an ihrer Personal-Strategie gefallen lassen. Dieses Mal geht es um die Entfristung von Arbeitsverträgen, die angeblich von den Krankentagen eines Mitarbeiters anhängig ist. Während die Politik die Strategie verurteilt, versteht die Post die Aufregung nicht.

Anstellen oder Feuern
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Wer bei der Deutschen Post einen befristen Vertrag hat und häufig krank ist, sollte nicht mit einer Weiterbeschäftigung im Konzern rechnen. Wie die WirtschaftsWoche unter Berufung auf die  „Bild am Sonntag“ berichtet, soll die Deutsche Post die Entfristung von Arbeitsverträgen von den Krankheitstagen eines Mitarbeiters abhängig machen.

Bündnis 90/Die Grünen: Kriterien sind „völlig menschenverachtend und sittenwidrig“

In einem entsprechenden Konzept, das Niederlassungsleiter von der Konzernspitze erhalten haben sollen, heißt es, „dass Mitarbeiter in zwei Jahren nicht häufiger als sechsmal krank gewesen sein beziehungsweise nicht mehr als 20 Krankheitstage anhäufen dürften.“ Neben dem Thema Krankheit gibt es in dem Konzept auch klare Ansagen zu Kfz-Unfällen. So dürfen Mitarbeiter „höchstens zwei selbstverschuldete Kfz-Unfälle mit einem maximalen Schaden von 5000 Euro“ verursacht haben. Auch Überstunden seien nicht gern gesehen: Die Boten dürfen in drei Monaten nicht mehr als 30 Stunden länger für ihre Tour brauchen als vorgesehen.  

Für die Politik sind diese Verhältnisse nicht tragbar. Beate Müller-Gemmeke, Grünen-Sprecherin für Arbeitnehmerrechte, erklärt gegenüber der „Bild am Sonntag“, dass diese Kriterien „völlig menschenverachtend und sittenwidrig“ seien. Und auch der Vorsitzender der Arbeitnehmergruppe von CDU/CSU, Peter Weiß, kritisiert die Zustände: „So ein Kriterienkatalog, wie er vorliegt, ist ein Quatsch und der Personalabteilung eines Großunternehmens unwürdig.“ Bundesfinanzminister Olaf Scholz geht sogar noch einen Schritt weiter und kündigt an, den Einfluss des Bundes nutzen zu wollen, um die Einstellpraxis der Deutschen Post zu verändern. In der ARD-Sendung „Anne Will“ erklärt der SPD-Politiker: „Diejenigen, die für uns im Aufsichtsrat sitzen, haben sich vorgenommen, (...), darauf zu reagieren und die Gespräche schon vereinbart.“ Er fügt hinzu: „Es wird gleich reagiert, damit es zu einer veränderten Praxis kommt, so weit wir das beeinflussen können.“

Bundesnetzagentur: Kritik an Briefbeförderung und -zustellung

Während die Politik sich gegenüber der Einstellpraxis sehr kritisch zeigt, versteht man bei der Deutschen Post die Aufregung nicht. Ein Sprecher der Deutschen Post verteidigt die Strategie und erklärt: „Dass wir im Konzern überlegen, wer auf Dauer den Anforderungen gewachsen ist, das ist im Interesse aller Beteiligten, insbesondere der Kunden.“ Zudem wird darauf hingewiesen, dass die Post „keine Schablone“ anlegen würde, sondern immer das „Gesamtbild“ berücksichtigen würde.

Auch wenn die Einstellpraxis auf den ersten Blick hart erscheint, ist jedem Unternehmen die Entscheidung selbst überlassen, wer fest und unbefristet eingestellt wird. Zudem: Bei dem aktuellen Mangel an Brief- und Paketboten ist nicht davon auszugehen, dass bei der Deutschen Post DHL die Kriterien zu streng angelegt werden. So wurde beispielsweise erst vor wenigen Tagen bekannt, dass die Deutsche Post auf Grund des Nachwuchsmangels direkt an Schulabgänger herantreten und diese mit einem Einstiegsgehalt von 2.172 Euro brutto locken wolle. Ein weiteres Argument für die Auswahl von qualifiziertem Personal ist die anhaltende Kritik an dem Bonner Konzern wegen einer „Qualitätsverschlechterung“. So wurde im Januar 2018 bekannt, dass 2017 6.100 Empfänger schriftliche Beschwerden bei der Bundesnetzagentur eingereicht haben. „Über die Hälfte der Beschwerden betrifft dabei die Briefbeförderung und -zustellung durch die Deutsche Post AG“, heißt es.

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Geschrieben von Julia Ptock




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