Im Prozess um die insolvente Reederei Beluga ist der ehemalige Chef Niels Stolberg wegen Betrugs angeklagt. Richterin Monika Schaefer stellte ihm unter Vorbehalt eine Haftstrafe in Aussicht. 

Frachter
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Niels Stolberg, dem ehemaligen Chef der Bremer Reederei Beluga Shipping, droht eine jahrelange Haftstrafe. Stolberg steht derzeit mit drei mitangeklagten Ex-Beluga-Managern vor Gericht. Ihnen werden in unterschiedlicher Tatbeteiligung Untreue, Betrug, Kreditbetrug und Bilanzfälschung vorgeworfen. Stolberg soll unter anderem fingierte Scheinrechnungen eingesetzt haben, um Banken zu einem höheren Kreditengagement bei Schiffsneubauten zu bewegen. Zudem habe er mit falschen Bilanzangaben den Investor Oaktree zum Einstieg in die Reederei gebracht.

Richterin Monika Schaefer stellte dem 56-jährigen Stolberg unter Vorbehalt eine Haftstrafe zwischen drei Jahren und sechs Monaten und drei Jahren und neun Monaten in Aussicht, berichtet Spiegel Online. Die drei Mitangeklagten könnten mit Bewährungsstrafen zwischen acht Monaten sowie einem Jahr und zehn Monaten davonkommen. Die Vorschläge gingen aus einer Zwischenberatung der Kammer hervor. Sie sollen das seit Januar 2016 laufende Verfahren abkürzen.

Stolbergs Verteidigung lehnt Vorschlag ab

Die Staatsanwaltschaft fordert eine Haftstrafe von vier bis fünf Jahren für den ehemaligen Beluga-Chef. Die Verteidigung hält hingegen eine Bewährungsstrafe für angemessen. Anklage und Verteidigung haben nun die Möglichkeit, Stellung zu nehmen. Gibt es ein grundsätzliches Einvernehmen, fließt der Vorschlag der Richterin in das Urteil ein.

Dass das passiert, scheint aber nicht ganz wahrscheinlich: Bernd Groß, Anwalt von Niels Stolberg, machte kurz nach der Sitzung deutlich, dass er sich unter diesen Umständen keine Einigung vorstellen könne. Der Vorschlag der Kammer sei seiner Ansicht nach „völlig überzogen“. Demnach wird das Beweisverfahren im Beluga-Prozess vermutlich weitergehen. Die Staatsanwaltschaft will den Vorschlag zunächst prüfen, bevor sie sich dazu äußert.

Der Prozess um die Insolvenz der Bremer Reederei ist einer der größten Gerichtsprozesse der Schifffahrtsbranche. Das Unternehmen ging 2011 pleite, Ex-Chef Stolberg musste sich in der Zwischenzeit mehreren schweren Krebsoperationen unterziehen.

 

/ Geschrieben von Michael Pohlgeers




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