Streik bei Zalando in Brieselang: Die Gewerkschaft Verdi fordert für die Mitarbeiter des Logistikzentrums bessere Bezahlung, Zalando sperrt. Die erste Verhandlungsrunde endete im Warnstreik. Im Juli soll es weiter gehen, eine schnelle Einigung ist aber nicht in Sicht.

Zalando Logistikzentrum

© Zalando

Das könnte sich hinziehen: Im Zalando Logistikzentrum in Brieselang (Havelland) kam es am Mittwoch zum Warnstreik. Auslöser waren Tarifverhandlungen, die am Vortag ergebnislos beendet wurden. „Das Angebot ist unterirdisch“, sagte Verdi-Handelsexpertin Erika Ritter der Berliner Zeitung. Die Gewerkschaft Verdi fordert eine bessere Entlohnung für die Mitarbeiter. Konkret wird eine Bezahlung nach Einzelhandelstarif gefordert, während Zalando auf dem schlechteren Logistiktarif besteht. Dieser garantiert 10,12 Euro pro Stunde, eine 40-Stunden-Woche und 26 bis 28 Urlaubstage.

Im geforderten Einzelhandelstarif würde die stündliche Entlohnung mindestens 11,71 Euro (monatlich 1.932 Euro) betragen, bei 38 Wochenstunden und 6 Wochen Urlaub. „Nach eigener Aussage misst sich der Konzern mit Unternehmen wie Otto und C&A oder Zara. Für diese Firmen gilt in der Regel der Tarifvertrag des Einzelhandels – und zwar auch für ihre Logistikabteilungen“, so Markus Hoffmann-Achenbach von Verdi gegenüber der Jungen Welt.

Standort Brieselang: Zukunft gefährdet?

Zalando sieht sich natürlich im Recht, am Freitag bekräftigte Zalando-Finanzvorstand Rubin Ritter noch einmal, dass die Forderungen von Verdi die Zukunft des Standorts Brieselang gefährden würden, der aufgrund besonderer Herausforderungen – recht kleiner Standort, wenig Automatisierung – ohnehin speziellen Charakter hat. Das eigene Angebot sichere den Betrieb bis mindestens 2019, binde das Lohnniveau an den Logistiktarif inklusive zukünftiger Erhöhungen und biete Urlaubs- und Weihnachtsgeld-Zahlungen.

Verdi ist aber nicht nur mit der Vergütung unzufrieden, sondern auch mit anderen, eher speziellen „Angeboten“ von Zalando. Hoffmann-Achenbach sagte etwa der Jungen Welt, dass Zalando womöglich bestehende Datenschutzregelungen unterwandern wolle, „denn Beschäftigte sollen stärker kontrolliert werden. Es war sogar von einem ‚Screening‘ der Angestellten die Rede, das den Zweck haben soll, eine mögliche Terrorgefahr abzuwehren.“

Mit dem ersten Warnstreik am Mittwoch war Verdi zufrieden. Etwa 200 Mitarbeiter der Spätschicht schlossen sich an, im Lager soll laut Golem Chaos ausgebrochen sein, weil das Unternehmen mit der Situation nicht klargekommen sei. Für den 7. Juli wurde eine weitere Verhandlungsrunde angesetzt, weitere Streiks seien wahrscheinlich.

Modell Amazon

Zalando muss sich nun möglicherweise auf eine längere Hängepartie einstellen, sollte man sich in seinen Vorstellungen nicht bald annähern. Das Beispiel Amazon zeigt, dass Verdi einen sehr langen Atem hat, wenn es um die Durchsetzung von Mitarbeiterinteressen geht. Im Mai feierten die Streiks von Amazon-Mitarbeitern bereits 4. Geburtstag, ein Ende ist dort noch nicht abzusehen, da sich Amazon hartnäckig gegen die Forderungen sperrt. Es scheint, als hätte man sich mit den unregelmäßigen Streiks arrangiert, ohne Handlungsbedarf zu sehen. Ob Zalando sich diesen Luxus leisten kann, ist zumindest beim kleinen Standort Brieselang fraglich. Es wird aber vor allem darauf ankommen, wie Verdi die Mitarbeiter zum Aussetzen der Arbeit animieren kann. Das gelingt auch bei Amazon nicht immer zufriedenstellend.

 

/ Geschrieben von Christoph Pech




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