Die Spritpreise haben bereits vor Ablauf des Tankrabatts am 1. September wieder angezogen. Auch in den nächsten Tagen werden Kostensteigerungen erwartet.

Preistafel Spritpreise an Tankstelle
Preise an der Tankstelle (Symbolbild) | Axel Bueckert / Shutterstock.com

Erst vor wenigen Tagen hatten verschiedene Stimmen aus der Branche vor einem Missbrauch der steuerlichen Entlastungen des sogenannten Tankrabatts durch die Ölkonzerne gewarnt. Und die Preissteigerungen der letzten und wohl auch der kommenden Tage lassen diese gar wahrscheinlicher wirken. 

Wie der ADAC aktuell mitteilt, haben die Kraftstoffpreise noch vor Auslaufen der Entlastung kräftig angezogen. Für einen Liter Super E10 sind bundesweit im Schnitt 1,776 Euro zu zahlen – 4,2 Cent mehr als in der Woche zuvor. Beim Diesel sind es 2,075 Euro je Liter, ein Plus von 8,7. Mit Blick auf die letzten zwei Wochen stiegen die Preise im Bundesdurchschnitt bei Benzin um 6,8 Cent und bei Diesel um 15 Cent. „Damit haben sich die Anbieter bereits vor dem Auslaufen des Tankrabatts ein erhebliches Preispolster geschaffen, das durch stärkeren Wettbewerb reduziert werden kann“, kritisiert die Vereinigung.

Spritpreis-Entwicklung seit Mai 2022 (ADAC)
Spritpreis-Entwicklung seit Mai 2022 | Bild/Daten: ADAC

Tankstellenbetreiber erwarten zunächst sprunghafte Preissteigerungen

Auch nach Angaben des Bundesverbands freier Tankstellen (BFT) müsse sich nun ab dem 1. September an den Zapfsäulen wieder auf deutlich höhere Preise eingestellt werden, wie die Zeit/dpa melden. „Ich gehe davon aus, dass wir da zunächst einen großen Preisaufschlag sehen“, wird der Verbandsvorsitzende Duraid El Obeid zitiert. 

Allerdings werden die Teuerungen dann jeweils gen Abend sowie in den darauffolgenden Tagen wieder etwas abflauen, „wenn Wettbewerbseffekte einsetzen“, so El Obeid. Einige Tankstellenbetreiber müssten auch noch am 1. September günstig gekauften Sprit vorrätig haben, den sie somit für weniger abgeben könnten. Damit rechnet auch der ADAC. Allerdings müssen einige von ihnen auch Verluste, die ihnen kurz nach der Einführung der Senkung der Mineralölsteuer durch den vorherigen Einkauf von teurem Kraftstoff entstanden seien, jetzt teils ausgleichen. 

 

Bundeskartellamt will Ergebnisse zu Kostensteigerungen im Herbst vorlegen

Das Bundeskartellamt beobachtet die Preisentwicklung an den rund 15.000 deutschen Tankstellen aufmerksam. Kartellamtspräsident Andreas Mundt erklärte im Zuge der Vorstellung des Jahresberichts der Behörde: „Wir werden weiter ganz genau hinsehen und darüber informieren, wie sich die Preise entwickeln und was passiert, wenn die Steuerermäßigung zum 1. September wegfällt“. Dafür laufe bei den Wettbewerbshütern derzeit auch eine Untersuchung in der Raffinerie und Großhandelsebene. Allerdings: „Bislang weiß man wenig darüber, was zwischen Rohöleinkauf und dem Verkauf an der Tankstelle eigentlich passiert“, so Mundt. 

Auf dem Kraftstoffmarkt gebe es wenige Unternehmen, die von den Bohrungen bis hin zu Tankstelle aktiv seien, wodurch sie bei der Preissetzung größere Möglichkeiten hätten, berichtet das Manager Magazin in diesem Zusammenhang. Mundt gibt demnach außerdem zu bedenken, dass „nur hohe Preise“ für die Kartellwächter „nicht notwendigerweise ein Grund zum Einschreiten“ seien. „Wir brauchen einen missbräuchlich überhöhten Preis“ – ob dieser vorliege bzw. die Marktmacht missbraucht werde, müsse angesichts der derzeitigen geopolitischen Lage und Teuerungen bei den eigenen Produkten genau geprüft werden. Zudem gibt es weitere Faktoren wie den Ukraine-Krieg, geringere Kapazitäten in den Raffinerien und das Niedrigwasser im Rhein, die den Spritpreis in die Höhe treiben. 

Erste Ergebnisse der Untersuchung will die Behörde im Herbst vorlegen.

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Geschrieben von Hanna Behn