Sollten Retouren künftig kostenpflichtig werden? Eine Forschergruppe hat Händler befragt – und die haben eine ganz klare Meinung dazu.

Riesiger Stapel mit Paketen
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Nach „konservativen Schätzungen“ der Forschungsgruppe Retourenmanagement sind im vergangenen Jahr ca. 280 Millionen Pakete und 490 Millionen Artikel retourniert worden. Diese Paketfluten aus dem Online-Handel sind maßgeblich an der Umweltverschmutzung beteiligt. Immer wieder suchen Unternehmen und Branchenexperten daher nach verschiedenen Lösungen für eine bessere Nachhaltigkeit.

Könnte das Verbot kostenloser Rücksendungen eine dieser Lösungen sein? Zumindest aus der Politik waren jüngst Stimmen zu hören, die sich dafür eingesetzt haben. Nun haben sich Wirtschaftsforscher von der Universität Bamberg genau diesem Thema gewidmet.

Der Wettbewerbsdruck auf kleine Händler ist groß

Im Rahmen der Studie wurden Händlerstimmen eingefangen. Das Ergebnis: Der Großteil der befragten kleinen und mittelgroßen Händler (74 Prozent bzw. 53 Prozent), die nach derzeitigem Stand keine Gebühr für Retouren erheben und dies auch nicht vorhaben, spricht sich für eine solche Gebühr aus. Aktuell lässt der starke Wettbewerbsdruck eine entsprechende Einführung für sie allerdings nicht zu.

„Dieses Bild verändert sich bei großen Händlern, die bewusst auf Rücksendegebühren verzichten (65 %). Dies geschieht aus strategischen Gründen, um Wettbewerbsvorteile und Markteintrittsbarrieren aufzubauen. Für derartige Händler lohnt sich die kostenlose Retoure offensichtlich betriebswirtschaftlich. Sie nehmen die Retouren in Kauf und verhindern durch ihre Marktposition, dass andere konkurrierende Händler derartige Pläne umsetzen können“, heißt es in der Pressemitteilung zur Studie.

Bei jenen Händlern, die sich bisher gegen eine Rücksendegebühr entschieden haben, gibt es Befürchtungen, dass der Umsatz durch einen potenziellen Gebührenzwang spürbar zurückgehen könnte und sich dadurch das Unternehmensergebnis verschlechtern könnte. „Diese Befürchtungen fallen jedoch signifikant geringer aus, wenn die Gebühr nicht in Eigeninitiative eingeführt werden würde, sondern die Einführung aufgrund einer gesetzlichen Verpflichtung erfolgt, also die gleichen Spielregeln für alle gelten“, heißt es weiter.

Zahlreiche Methoden, um die Retourenquoten zu senken

Viele Online-Händler unternehmen schon jetzt große Anstrengungen, die Retourenquoten abzusenken – etwa indem sie bessere Produktbeschreibungen, optimierte Abbildungen oder mehr Artikelrezensionen zur Verfügung stellen. Auch bei der Größenberatung im Online-Handel – etwa durch den Einsatz künstlicher Intelligenz oder anderer Technologien (wie Körpervermessung durch Handykameras) – werden Potenziale für Einsparungen gesehen.

Die Einführung einer Retourengebühr könnte diese Maßnahmen weiter stützen. Jedoch gibt es Vor- und Nachteile zu bedenken: Eine Gebühr könnte laut Studie dazu führen, dass Kunden beim Modeshopping weniger impulsiv agieren und die Rücksendequoten dadurch tatsächlich sinken. Auf der anderen Seite könnte sie allerdings auch einen Anreiz geben, „größere Warenkörbe zu bilden, da davon auszugehen ist, dass man die Rücksendegebühr sehr wahrscheinlich zu entrichten hat. Dieser Effekt führt zu einer höheren Retourenquote“, geben die Experten zu bedenken.

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Geschrieben von Tina Plewinski




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