Die verschärften Umweltauflagen ab dem kommenden Jahr werden für erhebliche Kosten in der Schifffahrtsbranche sorgen. Experten sprechen von mehreren Milliarden US-Dollar und sagen einen sich zusammenbrauenden Sturm voraus.

Containerschiff
Federico Rostagno/shutterstock.com

3,5 Prozent darf der Schwefelanteil der Schiffsabgase aktuell betragen. Diese Grenze hat die UN-Schifffahrtsbehörde IMO nach unten gesetzt, ab Januar 2020 liegt der erlaubte Anteil bei nur noch 0,5 Prozent. Dieser Beschluss hat weitreichende Folgen für die gesamte Schifffahrtsbranche: Reedereien müssen ihre Schiffe nun umrüsten, um die Abgase stärker zu filtern. Alternativ könnten die Unternehmen auf die Verwendung von umweltfreundlichen Treibstoffen setzen. In jedem Fall kommen hohe Ausgaben auf die Unternehmen zu, mit rund zehn Milliarden US-Dollar an Zusatzkosten sehen Experten die Container-Schifffahrt am stärksten betroffen. 

Kostenübergabe nicht ausgeschlossen

Die gestiegenen Gebühren werden dann Wohl oder Übel auch an die Auftraggeber weitergegeben werden müssen. „Die Schwefel-Obergrenze wird die Seefracht-Raten weiter unter Druck setzen und wir müssen diese Kosten weitergeben, um wettbewerbsfähig zu bleiben“, wird Peder Winther, Leiter der Sparte Seefracht beim Schweizer Transportunternehmen Panalpina, bei Reuters zitiert. Ob die Kosten auch vom Abnehmer getragen werden müssen, bleibt ungewiss. Müssen allerdings nur die Firmen für diese aufkommen, könnte dies eine negative Auswirkung auf die globale Wirtschaft haben, so die Einschätzung von Ökonomen. „Das hätte das Potenzial, das Wirtschaftswachstum und den Handel zu verlangsamen”, sagt Peter Nagle von der Weltbank.

Drohende Engpässe

Sollten sich die Reedereien dafür entscheiden, ihre Schiffe umzurüsten, um den neuen Umweltanforderungen im kommenden Jahr gerecht zu werden, könnte dies vor allem im letzten Quartal dieses Jahres zu Engpässen hinsichtlich der Transportkapazitäten führen. Um dem entgegenzuwirken und nicht plötzlich ohne Ware dazustehen, treffen bereits erste Konzerne Vorkehrungen. So hat der US-Möbelproduzent RCWilley seine geplanten Lieferungen aus China für den Herbst bereits auf den Sommer vorverlegt. Bereits in den kommenden Wochen sollen 450 Container mit Möbeln eintreffen. „Wir wollen einfach nicht in eine Situation geraten, in der sich das auf unsere Bestände auswirkt”, heißt es vom Chef Jeff Child.

Auch Speditionen müssen sich auf unruhige Zeiten einstellen. Da die Nachfrage für Treibstoff mit niedrigerem Schwefelanteil deutlich ansteigen wird, könnte auch der Preis für Dieselkraftstoff deutlich nach oben schnellen. „Es nähert sich ein Sturm, aber wir wissen nicht, wie schlimm der Sturm sein wird”, prophezeit daher Glen Kedzie, Energie- und Umweltberater der Vereinigung amerikanischer Lkw-Fahrer.

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Geschrieben von Corinna Flemming




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