Gigaliner sind in Deutschland bisher nur auf bestimmten Teststrecken erlaubt, doch die Testphase soll Ende 2016 auslaufen. Ob die Riesen-Lkw dann die Zulassung für den regulären Straßenbetrieb erhalten, ist bisher noch strittig. Eine neue Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa zeigt jetzt jedoch, dass fast drei Viertel der Deutschen gegen die Gigerliner sind.

Gigaliner auf Straße

© obs/ACV Automobil-Club Verkehr/Allianz pro Schiene

Gigaliner – sie haben eine Länge von 25 Metern und bringen stolze 44 Tonnen auf die Waage. Die Riesen-Lkw sind momentan mit Ausnahmegenehmigung und auf ausgewählten Straßen unterwegs. Seit vier ein halb Jahren befinden sich die Gigaliner in einem Feldversuch, der Ende 2016 beendet werden soll. Geht es nach Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), sollen die Gigaliner nach dem Ende der Testphase die Regelzulassung erhalten.

Doch die Zulassung ist strittig. Nach dem bereits eine Studie aus dem Sommer 2015 das Argument, dass Gigaliner zu einer Verringerung des Lastwagen-Verkehrs führen würden, aushebelte, wurde nun eine repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa veröffentlicht. Die Studie, die im Auftrag der Allianz pro Schiene, des Automobil-Clubs Verkehr (ACV) und des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) durchgeführt wurde, hat die Bevölkerung befragt, was sie von den Gigalinern halten. Das Urteil ist eindeutig: Fast drei Viertel der Deutschen sind gegen einen Einsatz von Riesen-Lkw auf deutschen Straßen.

Hauptgrund für die Ablehnung ist die Sorge vor größerem Unfallrisiko

Laut dem Automobil-Club Verkehr sprechen sich insgesamt 72 Prozent der Befragten gegen die Zulassung der Gigaliner auf deutschen Straßen aus. 25 Prozent sind für eine Zulassung. Der Anteil der Frauen, die gegen die Zulassung sind, beträgt sogar 81 Prozent (Männer 62 Prozent). Im Bundesländervergleich gibt es die meisten Gegner in Nordrhein-Westfalen (77 Prozent sind gegen Gigaliner).

Die Gründe für das Negativ-Votum sind vor allem die Sorge um ein größeres Unfallrisiko (47 Prozent) und die erhöhten Steuermittel für den Umbau des Straßennetzes (40 Prozent). Der Umweltaspekt wurde von 45 Prozent der befragten als Grund genannt.

„Die deutschen Autofahrer haben zu Recht Angst vor den Riesen-Lastwagen. Schon jetzt ist an jedem fünften tödlichen Unfall ein Lkw beteiligt. Der massenhafte Einsatz von übergroßen Lkw auf deutschen Straßen würde sich in der Verkehrssicherheit negativ auswirken“, sagte ACV-Geschäftsführer Horst Metzler bei der Vorstellung der Forsa-Umfrage am Mittwoch in Berlin. Mit Sicherheitsbedenken lasse sich auch die größere Skepsis der weiblichen Befragten erklären. „Frauen sind häufig die vorsichtigeren Autofahrer, eine Art Stimme der Vernunft.“ Wer auf mehr Sicherheit im Straßenverkehr Wert lege, sei gut beraten, darauf zu hören.

Dobrindt setzt sich für Zulassung ein

Geht es nach Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt sollen die Gigaliner nach Ende der Testphase ohne weitere Auflagen in die Regelzulassung überführt werden. Dies sorgt bei den Gegnern für Verwunderung, schließlich zeigen sich auch die Bayern extrem kritisch gegenüber den Gigalinern.

Dafür stößt der Vorschlag des Vorsitzenden im Bundestags-Verkehrsausschuss, Martin Burkert, auf positive Resonanz. Der Vorschlag sieht vor, dass die Gigaliner nur dann eine Genehmigung für den Alltagsbetrieb bekommen, wenn sie als Zulieferer im kombinierten Verkehr mit Bahn und Binnenschiff eingesetzt werden. Eine deutschlandweite Freigabe für überlange Lastwagen hatte Burkert aus Umwelt- und Sicherheitsgründen weiterhin strikt abgelehnt.

ACV-Geschäftsführer Metzler sieht Burkerts Idee vor allem in puncto Sicherheit als guten Kompromiss: „Eine Beschränkung der Gigaliner-Fahrerlaubnis auf Zubringerverkehre für Bahnterminals kann das Sicherheitsrisiko für Autofahrer entschärfen.“ Und auch die Kosten für den Umbau des Straßennetzes würden entsprechend geringer ausfallen.

 

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Geschrieben von Julia Ptock




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