Der DHL Paketkasten sorgte unter den Logistik-Anbietern für viel Wirbel. Vor allem die Tatsache, dass das DHL-System exklusiv sei, brachte viel Ärger mit sich. Der Bundesverband der Kurier-Express-Post-Dienste (BdKEP) hat nun mit einem Workshop die Entwicklung einer offenen Paketbox vorangetrieben. Dem Markt kommt das entgegen.
Paketbriefkasten PAKNO
© Max Knobloch Nachf. GmbH

Die Entwicklung einer anbieteroffenen Paketbox, die sich als Standard auf dem Markt etablieren soll, ist derzeit ein wichtiger Punkt für die Logistik-Branche. Der BdKEP hat aus diesem Grund am 24. Juni 2014 zu einem Paketbox-Workshop in Berlin geladen, mit dem die Entwicklung einer offenen Paketbox angestoßen werden sollte. Nach Angaben des Bundesverbandes sei es auch tatsächlich „erstmals gelungen, Vertreter der verschiedenen Interessengruppen zum Thema offene Paketbox-Systeme miteinander ins Gespräch zu bringen.“ Der Workshop fand im Rahmen der Open Postal Alliance statt, einem Zusammenschluss verschiedener Logistiker gegen den exklusiven Paketkasten der DHL.

Auch die DHL war anwesend

Die DHL hatte mit dem Paketkasten für große Aufregung in der Branche gesorgt. Auf der einen Seite ermöglicht der Kasten zwar die Zustellung von Paketen auch bei Abwesenheit des Empfängers, auf der anderen Seite kann er aber nur von der DHL selbst genutzt werden. Die DHL verfolgt hier zweifellos die eigenen Interessen, denn ein offener Paketkasten wäre weit mehr im Interesse der Kunden. Dennoch ließ das Unternehmen sich nicht von der Teilnahme am Workshop abhalten – ein Zeichen, das darauf hindeutet, dass die DHL einem offenen System nicht gänzlich abgeneigt sein könnte.
Bei dem Paketbox-Workshop des BdKEP beschäftigten sich die Teilnehmer mit den Rahmenbedingungen zu Etablierung offener Paketboxen. Entscheidend für die Entwicklung und Etablierung einer offenen Paketbox ist die Standardisierung. Ebenfalls wichtig sei eine diskriminierungsfrei zugängliche Daten-Plattform, um Empfänger-, Versender-, Logistik- und Paketbox-Informationen zu verwalten.

Das Know-How der Hersteller

Große Hilfe dürfte dabei vor allem die Anwesenheit einiger Hersteller von Paketboxen sein. So war unter anderem die Firma Knobloch vertreten, die bereits seit Längerem den offenen Paketbriefkasten PAKNO vertreibt. Bei diesem System sind die Kundendaten in jedem Paketbriefkasten gespeichert – die Handhabung des Kastens soll sehr einfach sein. „Wer heute mit einem Mobiltelefon umgehen kann, hat keine Probleme“, so Knobloch-Geschäftsführer Thomas Kolbe im Interview mit OnlinehändlerNews.

Trotzdem wird die Entwicklung der einheitlichen Paketbox nicht morgen geschehen. Immerhin müssen sich verschiedene Parteien und Konkurrenten absprechen und einigen, wie das einheitliche System aussehen soll. „Offene Paketbox-Systeme können nur dann möglich sein, wenn die Marktteilnehmer sich nicht nur als Wettbewerber sehen, sondern die Rahmenbedingungen für den Markt kooperativ gestalten“, kommentiert Andreas Schumann, Vorsitzender des BdKEP. „Diese sogenannte Coopetition stellt leider für manche traditionellen Marktteilnehmer derzeit noch eine scheinbar unüberwindliche Hürde dar!“

DPD, GLS, Hermes und UPS sorgen für Wettbewerb

Die Logistik-Unternehmen DPD, GLS, Hermes und UPS waren allerdings nicht bei dem Workshop anwesend. Die vier Unternehmen haben sich inzwischen aber zu einer eigenen Allianz mit demselben Ziel zusammengeschlossen: Eine für alle Anbieter offenen Paketbox auf den Markt bringen. Nach Angaben des Handelsblatts unter Berufung auf die Welt soll dies sogar noch in diesem Jahr geschehen. Es mag zwar verwunderlich sein, dass diese vier Unternehmen sich - trotz der gemeinsamen Absicht - von dem Paketbox-Workshop fern hielten. Verbraucher könnte die Konkurrenz auf dem Markt für offene Paketboxen aber entgegenkommen: Schließlich sorgt ein Wettbewerb erfahrungsgemäß für bessere Angebote und weitere Entwicklungen.
/ Geschrieben von Michael Pohlgeers