Die massive Hitze in einigen Gebieten in China wirkt sich auch – ähnlich wie schon die coronabedingten Lockdowns – erneut auf die weltweite Versorgungslage aus. 

Beleuchtete Skyline in Shanghai, China
Beleuchtete Skyline in Shanghai, China | Bild: Sean Pavone / Shutterstock.com

In der Metropole Shanghai wurden diese Woche Temperaturen von mehr als 40 Grad Celsius erreicht, am Montag wurden um die Mittagszeit 43 Grad Celsius gemessen. Die Stadt erlebe, ebenso wie einige weitere Gebiete im Land, aktuell die „schlimmste Hitze seit sechs Jahrzehnten“, melden etwa FAZ und Wirtschaftswoche (WiWo).

Das hat massive Auswirkungen auf die Stromversorgung. Hitze und ein sehr geringer Niederschlag, der das erste Mal seit 1691 etwa die Hälfte unterhalb des Durchschnitts liegt, führen zu weniger Energiegewinnung in Wasserkraftwerken, etwa entlang des Jangtses, dem drittlängsten Fluss der Welt. Gleichzeitig laufen Klimaanlagen auf Hochtouren und ziehen massiv Strom. Im Zuge dessen wurde der Strom teils gekappt, insbesondere für Fabriken, aber auch bei privaten Haushalten. Dürre und Hitze halten bereits seit Wochen an.

Shanghai: Auswirkungen auf Hafenbetrieb befürchtet

In Shanghai wurde die Stromversorgung in einigen Betrieben für mehrere Stunden unterbrochen. Auch die Beleuchtung der Shanghaier Skyline, ein Ort, der vor allem von Touristen gern fotografiert wird, solle Behörden zufolge für zwei Tage und Nächte abgeschaltet werden, wie es im Manager-Magazin heißt. 

Auch deshalb gebe es nun die Sorge, dass die Stromrationierung noch ausgeweitet werden könnten – etwa auf den Frachthafenbetrieb. Das hätte besonders auf den weltweiten Seeverkehr und die Lieferketten negative Auswirkungen – ähnlich wie während des Lockdowns im Juni – da erneut Schiffe verzögert abgefertigt werden könnten und dadurch wieder der Containermangel verschärft werden könnte – mit höheren Frachtraten in der Folge.

Sichuan: Stromausfälle beeinträchtigen Produktion und Verarbeitung von Metallen 

„Die mangelnde Energiesicherheit stellt deutsche Unternehmen in China vor große Herausforderungen“, warnt Jens Hildebrandt, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer in China (AHK), nach Angaben der Deutschen Presseagentur.

Das gilt etwa für die Region Sichuan, die Energie zu 80 Prozent aus Flüssen und Stauseen gewinnt. Stromausfälle vor Ort könnten die Produktion von Aluminium und die Weiterverarbeitung von Metallen beeinträchtigen, schreibt die FAZ mit Verweis auf einen Bericht der Investmentbank Goldman Sachs. Auch werden Lithium und Silizium dort verarbeitet – alles Rohstoffe, die für die Produktion von Bat­terien für Elektrofahrzeuge benötigt werden, die sich nun verzögern könne. In Sichuan befindet sich auch CATL, Chinas größter Hersteller von E-Auto-Batterien, heißt es in der WiWo. Auch die Fabriken von Toyata oder Apple-Zulieferer Foxconn haben sich dort angesiedelt. Einige Unternehmen vor Ort hatten bereits in der letzten Woche Stromausfälle gemeldet. 

Eine weitere Maßnahme zum Energiesparen betrifft etwa Einkaufszentren in der südwestchinesischen Metropole Chongqing, denen nur noch gestattet wurde, zwischen 16 und 21 Uhr zu öffnen. Deutsche Firmen sind in beiden Regionen bereits seit Juli von Einsparungen betroffen.

 

China kündigt Milliardenhilfen an

Die Krise erinnert an das vergangene Jahr: Damals hatte die chinesische Regierung bei ansässigen Firmen etwa 20 bis 30 Prozent des Strombedarfs gekappt, um Emissionen zu reduzieren. Gleichzeitig hatten Industriebetriebe einen massiven Energiebedarf, um Aufträge infolge von Ausfällen während der Corona-Pandemie abzuarbeiten. Bis November 2021 hatten viele Firmen daher mit Strommangel zu kämpfen.

Um „die wirtschaftlichen Aktivitäten auf einem stetigen Kurs zu halten“, wie Premierminister Li Keqiang in der WiWo zitiert wird, habe Chinas Staatsrat finanzielle Hilfen in Höhe von umgerechnet etwa 44 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Damit soll die Infrastruktur verbessert werden, was aber wohl erst langfristig Wirkung zeigen werde. 

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Geschrieben von Hanna Behn