Erneut ist das Sendungsvolumen im vergangenen Jahr angestiegen. Ob und inwieweit die Paketmengen auch in diesem Jahr wachsen, ist jedoch schwer vorherzusagen. 

Zustellfahrzeug mit Paketen vor Logistikzentrum
Gorodenkoff / Shutterstock.com

Die Kurier-, Express- und Paketdienste (KEP) transportierten 2021 rund 4,51 Milliarden Sendungen – ein neuer Rekord: Im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich ein Plus von 460 Millionen, das entspricht 11,2 Prozent und ist erneut ein zweistelliges Wachstum (2020: 10,9 Prozent), wie aus der mittlerweile 18. Studie des Bundesverbands Paket und Expresslogistik (BIEK) hervorgeht, die heute in Berlin vorgestellt wurde. 

Täglich stellen die Paketdienste im Schnitt 15 Millionen Sendungen an 9 Mio. sowohl gewerbliche als auch private Empfängerinnen und Empfänger zu. Ein besonders hoher Anstieg des Sendungsvolumens wurde im ersten Halbjahr 2021 registriert, im Zusammenhang mit den öffentlichen und wirtschaftlichen Einschränkungen durch die Coronapandemie. Gerade in diesen ersten Monaten des Jahres sei den KEP-Unternehmen bei der Aufrechterhaltung der Versorgung der Bevölkerung eine gewichtige Rolle zugekommen, betonte der Verband. „Selten wurde so klar wie in den vergangenen Jahren, dass auf die Paketdienste Verlass ist, wenn es darauf ankommt. In der Pandemie halten sie den Alltag der Menschen und die Wirtschaft am Laufen. Die Unwägbarkeiten durch den Brexit meistert die Branche nach wie vor souverän und flexibel“, sagte BIEK-Vorsitzender Marten Bosselmann. 

KEP-Dienste als Schnittstelle zwischen Handel und Verbraucher

Im weiteren Jahresverlauf sowie bereits zum Jahresanfang 2022 gingen die Wachstumsraten merklich zurück. Die meisten der von KEP-Dienstleistern beförderten Sendungen sind Pakete – mit einem Anteil von  85,7 Prozent. Der Anteil der Express- und Kuriersendungen reduzierte sich auf 14,3 Prozent. Seit 2011 lässt sich eine kontinuierliche Zunahme der Paketmengen beobachten, zuletzt getrieben durch das Wachstum im Online-Handel und mehr Sendungen an Endkunden (B2C). Der Anteil der B2C-Sendungen an nationalen Paketsendungen beträgt mittlerweile 71 Prozent, vor zehn Jahren war es lediglich knapp die Hälfte. Im Zuge der Veröffentlichung stellte der Verband heraus, dass KEP-Unternehmen sehr stark damit verbunden werden, wie die Online-Bestellung zum Kunden kommt. 

Einfluss auf das starke Paketwachstum habe außerdem der grenzüberschreitende Online-Handel: „Ein stetiges nachhaltiges Wachstum des Sendungsvolumens im europäischen Markt resultiert insbesondere aus einem zunehmenden Interesse und einer steigenden Bereitschaft zum grenzüberschreitenden Online-Einkauf bei Bestellenden und Versendenden“, heißt es in der KEP-Studie. 

Fast 6 Euro Umsatz pro Sendung generiert 

Im vergangenen Jahr wurden auch deutlich mehr Umsätze erwirtschaftet: Mit insgesamt 26,9 Milliarden Euro ergibt sich ein Zuwachs von 14,3 Prozent. Daraus ergibt sich auch ein höherer Duchschnittserlös pro Sendung von 5,97 Euro – das sei in etwa auf dem Niveau von 2014, inflations- und preisbereinigt läge der Wert sogar deutlich niedriger, hieß es im Zuge der Auswertung.

Insgesamt steigen die Umsätze stärker als die Sendungsmengen. Grund dafür seien die veränderte Sendungsstruktur durch mehr B2C-Pakete, aber auch Preisanpassungen im Markt. Für die Analyse wurde der gesamte Kurier-, Express- und Paketmarkt herangezogen, darunter fallen etwa Sendungen der Dienstleister DPD, die Paket- und Expresssparte von DHL, GLS, Go!, Hermes oder auch UPS. Abgesehen von DHL vertritt der Verband diese Unternehmen auch als Mitglieder. Nicht hinzugerechnet werden die Sendungsmengen oder Umsätze der Quick-Commerce-Lieferdienste wie Gorillas, Flink, Wolt und ähnlichen Anbietern.  

Entwicklung im laufenden Jahr bleibt ungewiss

Üblicherweise gibt der BIEK im Zuge der Studienveröffentlichung auch Prognosen für die Entwicklung des Sendungsvolumens im laufenden Jahr ab. Doch angesichts der aktuellen Ereignisse – der Ukraine-Krieg, Lockdown-Maßnahmen in China, die derzeitige Preisentwicklung und die entsprechend schwankende Konsumbereitschaft – hätten entsprechende Voraussagen in den letzten zwei bis drei Monaten stetig verändert und einen „Nachfrageschock“ ausgelöst. „Das menschliche Leid in der Ukraine macht uns alle sehr betroffen, und was dort geschieht, stellt auch die KEP-Branche in Deutschland vor Unsicherheiten in einem ungeahnten Ausmaß. Die Kriegsfolgen sind derzeit nicht zu kalkulieren. Gemeinsam mit weiteren Unsicherheitsfaktoren erschwert dies Prognosen für die Marktentwicklung in den kommenden Jahren ungemein“, so Bosselmann.  

Mittelfristig, also bis 2026, wird von einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum des Sendungsvolumens von 4,7 Prozent auf 5,67 Mrd. Sendungen ausgegangen. 

Die KEP-Studie erscheint seit 2004 jährlich und wird von der KE-CONSULT Kurte&Esser GbR im Auftrag des BIEK erstellt. Die komplette Studie stellt der Verband auf seiner Webseite zur Verfügung.

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Geschrieben von Hanna Behn




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