Der Welthandel gewinnt an Fahrt – doch Probleme und Verzögerungen in den Lieferketten bestehen weiter. 

Containerschiff auf dem Meer
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Im Januar 2022 hat sich der weltweite Warenhandel erholt, er liegt etwa 7 Prozent über dem bisherigen Höchststand im August 2018 –  und somit wieder über dem Vorkrisenniveau. Das meldet das Institut für Weltwirtschaft (ifw), das die weltweiten Importe und Exporte für 75 Länder auf Grundlage von Echtzeitdaten über Schiffsbewegungen bzw. deren An- und Ablegedaten misst und per Algorithmus in reale, saisonbereinigte Wachstumswerte im Vergleich zum Vormonat übersetzt.

Omikron-Welle bereitet vor allem in China Probleme 

Während die Exporte und Importe in Europa und Deutschland leicht bzw. in den USA sogar sehr viel stärker gesteigert werden konnten, macht die Coronavirus-Variante Omikron in China Schwierigkeiten. Das könnte sich mittelfristig auch auf den hiesigen Handel auswirken: „Die harte Null-Covid-Politik Pekings ist für die dortige Wirtschaft ein Risiko. Es ist zu befürchten, dass Verzögerungen in Chinas Containerumschlag auch Europas Handel in Mitleidenschaft ziehen würden“, so Vincent Stamer, Leiter Kiel Trade Indicator am ifw. Gerade erst gab es etwa in Hongkong einen deutlichen, exponentiellen Anstieg an Neuinfektionen – noch vor wenigen Wochen war die Metropole coronafrei, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland / dpa mitteilen. Landesweit meldete China am 7. Februar noch lediglich 65 lokale Corona-Infektionen.

Andernorts gibt es derzeit noch wenig Einschränkungen durch das Virus, aber weiterhin Lieferengpässe, führt der Wirtschaftsexperte Stamer aus: „Trotz Omikronwelle brummt der Welthandel so kräftig wie nie zu vor. Die anhaltenden Lieferengpässe sind daher Ausdruck einer extrem schnell gestiegenen Nachfrage, der das Angebot nicht hinterherkommt.“ 

Schiffstaus und Lieferkettenprobleme halten an

Dennoch hat die Corona-Pandemie, unter anderem wegen geschlossener Häfen nach Infektionen, die Fahrpläne zahlreicher Reedereien und damit die Transportabwicklung durcheinander gebracht. So kommt es dem ifw zufolge weiterhin zu Verzögerungen in der Containerschifffahrt und in den Lieferketten: Wie schon im Dezember stecken derzeit noch rund 11 Prozent aller weltweit verschifften Waren in Staus fest. Im Roten Meer seien rund 11 Prozent weniger Waren unterwegs als üblich.

Mit einer Entspannung der Lage hatte man eigentlich nach dem chinesischen Neujahrsfest Anfang Februar dieses Jahres gerechnet, doch große Reedereien, wie etwa Hapag-Lloyd, geben diesbezüglich zunächst keine Entwarnung: „Die Belastungen der Lieferketten werden ein Problem bleiben“, sagte Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen nach Angaben von Onvista/Reuters. Doch vielleicht könnte es ab dem zweiten Quartal dieses Jahres etwas entspannter werden. Nach überstandener Omikron-Welle könnte etwa die Be- und Entladung der Schiffe wieder reibungslos funktionieren und Staus vor den Häfen an der Westküste der USA könnten abnehmen. Von da an könnte sich der Markt nach sechs bis acht Monaten – also bis zum Jahresende – normalisieren. 

Im Zuge der Containerengpässe hatten sich auch die Frachtraten massiv verteuert. Zum Vorwurf, dass Reedereien Kapazitäten absichtlich reduzieren würden, betonte Reedereichef Jansen: „Jedes Schiff, das wir haben, wird eingesetzt. Wir halten mit Sicherheit keine Kapazitäten zurück.“ Die Kosten würden aber wegen gestiegener Preise für die Charterung von Schiffen, die Abfertigung an den Terminals und für Treibstoff nicht wieder auf das Niveau von 2018 oder 2019 sinken.

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Geschrieben von Hanna Behn




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