Aufgrund der Corona-Pandemie ist die Lage in den Textilproduktionsstätten in Vietnam weiter angespannt. Große Unternehmen beziehen ihre Waren deshalb teils andernorts. 

Gehweg gesperrt wegen der Covid-19
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Über 68 Prozent der vietnamesischen Schuh- und Bekleidungshersteller mussten zuletzt Auftragsstornierungen ihrer Kunden hinnehmen. Von 12 Prozent der Produzenten hätten die Abnehmer Entschädigung wegen Vertragsbruchs aufgrund einer verspäteten Lieferung gefordert, bei etwa einem Fünftel wurden Aufträge ohne weitere Forderungen storniert, meldet das Portal Just-Style mit Verweis auf Angaben vietnamesischer Handelsverbände aus der Schuh- und Bekleidungsbranche.  

Produkte aus Vietnam würden derzeit durchschnittlich bis zu 25 Tage später eintreffen, wie Setlog, Software-Anbieter für Lieferkettenmanagement, analysierte. 

Unternehmen verlagern die Produktion in andere Länder

Grund für die Lieferverzögerungen sind u. a. Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus, darunter Abstandsregelungen. „Viele Fabrikarbeiter sind von den Städten aufs Land geflohen, um zu überleben, weil es keine Arbeit gab, die Fabriken geschlossen waren oder nur Wochenschichten gemacht werden konnten“, erklärt Ralf Düster, Vorstandsmitglied bei Setlog. Betroffen davon seien im Textilbereich etwa Adidas und Nike. Nike lasse Setlog zufolge die Hälfte seiner Schuhe sowie ein Drittel der Kleidung am Mekong produzieren und habe bereits zehn Produktionswochen verloren. Neben Textilfirmen sind auch Tech-Hersteller wie Samsung und Apple betroffen.

Vietnamesischen Medien und Organisationen zufolge hätten einige Kunden ihre Aufträge in andere Länder verlagert – und dieser Zustand könne voraussichtlich noch in den nächsten fünf Monaten anhalten. Es handele sich dabei wahrscheinlich um eine vorübergehende Maßnahme, die sich auf die Deckung der aktuellen Nachfrage zum Jahresende in Europa und den USA konzentriere. Die Exporte von Bekleidung und Textilien aus Vietnam sei im Jahresvergleich bereits um 44,2 Prozent auf einen Wert von rund 700 Mio. US-Dollar zurückgegangen. 

Die Corona-Maßnahmen sind nach dreimonatigem Lockdown inzwischen wieder gelockert worden. Doch der Mangel an Arbeitskräften und damit auch die Verzögerungen von Lieferungen halte weiter an, meldet u. a. Capital.com. Fabrikangestellte hätten aufgrund von Impf- und Testvorschriften nun Schwierigkeiten, in die Städte und damit in die Produktionsstätten zurückzukehren.

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Geschrieben von Hanna Behn




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