Der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) rechnet mit massiven Problemen der weltweiten Warenströme wegen der Betriebseinschränkungen im Handelshafen Yantian.

Südchina, Hafen Yantian
Weiming Xie / Shutterstock.com

In den vergangenen Wochen kam es immer wieder zu Coronaausbrüchen in der südchinesischen Provinz Guangdong und damit auch in wichtigen chinesischen Handelshäfen. Seit dem 21. Mai hatten lokale Behörden deshalb Betriebsschließungen und Quarantäne-Maßnahmen u. a. im Hafen Yantian angeordnet: Über einen Monat waren ein Teil der Anlegeplätze sowie Containerkräne gesperrt, nur knapp 40 Prozent der üblichen Containermenge konnten zwischenzeitlich verschifft werden, informiert der BME.

Dennoch seien Auswirkungen der temporären Schließungen langwierig und sogar gravierender, als die der Suez-Havarie, wie der Verband aktuell in einer Umfrage unter 166 Unternehmen, von denen 104 in China und 62 in Deutschland tätig sind, ermittelte. Die Containerreederei Maersk hatte deshalb Anfang Juni bereits vor Verzögerungen und Auswirkungen auf den Welthandel gewarnt.

Beeinträchtigungen über mehrere Wochen 

Vor allem Technik- und Elektronikprodukte aus China werden zu 90 Prozent über Yantian exportiert. Insgesamt würden aus der Provinz Guangdong Waren im Wert von über 700 Milliarden US-Dollar ausgeführt, sie gilt damit als die exportstärkste Region des Landes und verbindet etwa auch die Industriemetropole Shenzhen mit dem Ausland. 

Inzwischen würden in Yantian wieder rund 40.000 TEU Container am Tag abgefertigt, der Hafen arbeite also erneut nahe an der Vollauslastung. Ebenso hätten die benachbarten Häfen Anfang Juli ihre Verladeaktivitäten wieder vollständig aufgenommen. „Die von uns befragten Unternehmen rechnen allerdings damit, dass auch die vollständige Inbetriebnahme des Hafens zu längerfristigen Beeinträchtigungen führen wird. Die zu erwartenden mehrwöchigen Beeinträchtigungen dürften so lange anhalten, bis die Logistik wieder weitgehend reibungslos funktioniert“, so Riccardo Kurto, China-Beauftragter des BME.

Knapp 30 Prozent der befragten deutschen Unternehmen erwarten einen anhaltenden Containermangel. Mehr als die Hälfte geht von höheren Fracht- und Logistikkosten und fast zwei Drittel von Kapazitätsengpässen aus. Jede zweite Firma rechnet mit verspäteten Lieferungen sowie damit, dass Frachtrouten umgeplant werden müssen. Engpässe in der Produktion befürchten drei von zehn Unternehmen. Der BME empfiehlt, „mittel- und langfristig geeignete Lieferanten in zusätzlichen Märkten und Regionen aufzubauen“. Dadurch könnten Ausfallrisiken und Verspätungen gemildert werden. 

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Geschrieben von Hanna Behn




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