Laut einer neuen Studie ließe sich die Leistungsfähigkeit im Schienengüterverkehr bis zum Jahr 2035 verdoppeln. Aktuell machen Verspätungen und Flaschenhälsen im deutschen Schienennetz der Branche allerdings noch zu schaffen.

Güterzug
Oleksiy Mark/shutterstock.com

DB Cargo, Güterverkehrstochter der Deutschen Bahn, musste im vergangenen Jahr erneut mit Verspätungen kämpfen. Fast jeder vierte Güterzug ist mehr als 15 Minuten später als geplant am Ziel angekommen. Auch die Abfahrtspünktlichkeit lag nur bei 74 bis 78 Prozent. Hauptgrund für die vielen Verspätungen war nach Angaben der Verkehrsrundschau der akut vorherrschende Fahrermangel in der Branche.

Die Leistungsfähigkeit des Schienengüterverkehrs ließe sich allerdings mit einem überschaubaren Aufwand deutlich erhöhen. Wie eine neue Studie des Netzwerks Europäischer Eisenbahnen (NEE) und des Verbandes der Güterwagenhalter in Deutschland (VPI) jetzt aufzeigt, könnten kostengünstige Projekte einen wichtigen Teil dazu beitragen, den Güterverkehr bis zum Jahr 2035 zu verdoppeln.

Wichtige Stellschrauben für die klimafreundliche Trendwende

Wie das „Klima-Plus-Programm für mehr Güter auf der Schiene“ zeigt, müssten in den kommenden 15 Jahren rund 4,2 Milliarden Euro investiert werden, um die Leistung des Güterverkehrs deutlich zu steigern. Dazu gehören vor allem kleinere Projekte, welche gezielt die Flaschenhälse im Schienennetz beheben sollen und eine klimafreundliche Trendwende im Güterverkehr einleiten könnten. „Tatsächlich neu gebaut werden müssten gerade einmal 15 Kilometer Strecke“, wird NEE-Geschäftsführer Peter Westenberger in einem Bericht der Verkehrsrundschau zitiert. Weitere Schwerpunkte des Ausbaukonzepts seien unter anderem die Elektrifizierung von bereits bestehenden Strecken, kürzere Signalabstände sowie Überhol- und Kreuzungsbahnhöfe.

DSLV und VDV bemängeln fehlende Servicequalität und Flexibilität

Auch der Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV) sowie der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) forderten in der bereits zum 16. Mal stattgefundenen Siegburger Marktplatzveranstaltung „Zusammenarbeit Speditionen und Eisenbahnen” mehr Leistungsfähigkeit auf der Schiene. Dadurch ließen sich die CO2-Emissionen im Verkehr deutlich senken. Kritisiert wird allerdings, dass es dem System aktuell an Servicequalität und Flexibilität fehlt. Vor allem einheitliche gesetzliche Rahmenbedingungen in Europa und der zügige Abbau von Genehmigungsbürokratien seien hierfür wichtig.

„Eine sehr gute Grundlage bietet der im vergangenen Jahr fertig gestellte Masterplan Schienengüterverkehr. Lange nicht mehr war die politische Ausgangslage für die Schiene so günstig“, heißt es von Martin Henke, Geschäftsführer Eisenbahnverkehr im VDV.

Beide Verbände sehen außerdem den Staat in der Pflicht, mehr finanzielle Förderung für die Schiene bereitzustellen, und zwar nicht nur für den Personenverkehr – auch auf den Schienengüterverkehr müsste man sich eben konzentrieren, damit dieser „nicht auf Ausweichgleisen Rost ansetzt“, wie DSLV-Hauptgeschäftsführer Frank Huster verdeutlicht.

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Geschrieben von Corinna Flemming




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