Hermes fordert die Abschaffung von kostenlosen Retouren im Online-Handel. Dabei profitiert gerade die Versandbranche direkt vom Boom im E-Commerce.


Laptop mit vollem Einkaufswagen
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Der Online-Handel beschert der Logistikbranche und insbesondere den Versanddienstleistern hohe Nachfragen. Obwohl seit der Verbraucherrechterichtlinie 2014 die Kosten für den Rückversand von Bestellungen an die Online-Kunden weitergegeben werden können, regt sich jetzt Protest in der Branche. Der Hermes-Chef Hanjo Schneider fordert kostenpflichtige Retouren für alle.

Es sei ein Fehler, kein Geld zu verlangen

„Nach dem Motto: Was nichts kostet, das ist nichts wert, halte ich es für einen Fehler, für das Versenden von Retouren kein Geld zu verlangen“, sagte Hermes Europa-Chef Hanjo Schneider gegenüber der Welt. Er spielt auf Online-Händler wie zum Beispiel Otto an, die trotz der neuen Möglichkeiten durch die Verbraucherrechterichtlinie, nach wie vor kostenlose Retouren anbieten. Letzteres ist besonders interessant, da Hermes selbst eine Tochter der Otto Unternehmensgruppe ist.

Das hindert Hanjo Schneider aber nicht, die Versandpolitik von Otto zu kritisieren. Denn seiner Meinung nach würden Otto, Amazon und Zalando – als die großen Vertreter des deutschen Online-Handels – die Richtung für die zahlreichen kleineren Online-Händler vorgeben, die wiederum zum Teil Hermes-Kunden sind. „Kosten sollten generell dem Verursacher angerechnet werden. Deshalb bin ich auch kein Freund von einer generellen Versandkostenbefreiung“, so der Hermes-Chef.

Die meisten Pakete in Deutschland kommen aus dem Online-Handel

Dabei profitieren die Versanddienstleister in Deutschland in erster Linie vom Boom im Online-Handel. Denn wie zum Beispiel die aktuellen Zahlen des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel belegen: Im vergangenen Jahr wurden rund 2,1 Milliarden Pakete insgesamt in Deutschland versendet – mit 1,1 Milliarden Paketen, stammt über die Hälfte davon aus Bestellungen im Online-Handel. Die meisten Pakete stammen aus dem Bereich Mode, traditionell auch der Bereich mit den meisten Retouren.

Das grundlegende Problem für Hermes ist der Konkurrent Deutsche Post DHL. Denn diese will nach eigenen Angaben im Jahr 2013 selbst mehr als eine Milliarde Pakete in Deutschland befördert haben. Kein Wunder, dass sich Hanjo Schneider da nicht kleinlaut gibt: „Dem Marktführer Deutsche Post sind fast alle Mittel recht, seinen Anteil zu erhöhen. Nicht von ungefähr ermittelt das Kartellamt wegen des Verdachts des Preisdumpings", sagte der Hermes-Chef gegenüber der Welt.

Zudem ist es generell fraglich, ob die Online-Kunden auch weiterhin soviel im Internet bestellen, wenn sie für ihre Retouren selbst aufkommen müssten.

 

 

 

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Geschrieben von Giuseppe Paletta

Kommentare

#6 Nicole Borheier 2018-09-06 16:19
Gut zu sehen, dass ich nicht allein bin! Wegen einer Gehbehinderung knn ich nur langsam laufen und daher ist es unmöglich für mich, in drei Sekunden am Hoftor zu sein, wie es die Sturm klingelnden Hermes-Fahrer erwarten. letzte Woche hat mich einer dieser spätpubertieren den Rotzbengel angeschnauzt, weil ich nicht SOFORT an der Tür war.

Ok, man liest ja immer wieder, dass die Hermes-Fahrer pro Paket nur zwei Minuten Zeit haben. Das heißt hier: Wenn ich (unter Gefahr eines Sturzes) am Tor bin, ist da meist schon niemand mehr, weil der Fahrer entweder schon weitergefahren ist oder die Sendung bei jemand anderem abzugeben versucht. Zudem steht auf der Kingel deutlich "1 x klingeln".
Übersetzt in die jeweilige Muttersprache des Fahrers heisst das wohl: "Drücke mindestens 15 Mal schnell hintereinander auf den Knopf, bis die Klingel drinnen aus der Wand explodiert." Mein Hinweis auf das Schild bringt meist nur ein wütendes "Maaan ey, hab isch einmal klingeln!" Oder "Hab isch kein Zeit warten!" Die sind so aggressiv, dass ich schon oft Angst hatte.
Aber aus Erfahrung weiß ich auch, dass Briefe an die Geschäftsleitun g von Hermes Zeitverschwendu ng sind, da sie einfach ignoriert werden. Ich kaufe viel bei Amazon (bin wegen der Behinderung nicht mobil) - gibt es dort eine Möglichkeit, Händler auszusortieren, die mit Hermes versenden? Weiß das hier jemand?
#5 Sigi B. 2014-09-10 17:50
Da versteh mal einer die Welt. Hanjo Schneider muß doch nicht für die Retouren-Pakete zahlen - nein, als Hermes-Mann kassiert er doch mit. Denn Hermes transportiert die Pakete weder kostenlos zum Kunden noch zum Versender zurück. Somit müßte er sich aus kaufmännischer Sicht doch wünschen, dass mehr oder weniger jedes Paket auch an den Händler zurück muß. Denn davon lebt Hermes doch.

Leider muß ich Christine Lorenz absolut Recht geben. Die meisten Hermes-Fahrer sind ungepflegt, ungebildet und fürchterlich unhöflich! Und langsam noch dazu. Früher habe ich eine Zeitlang auch mit Hermes verschickt. Täglich brachte ich meine Pakete in einen shop, da Hermes nicht dazu bereit ist, Pakete abzuholen, wenn der Händler nicht tausende Pakete verschickt . Wenn dann die Pakete oft nach 8 - 10 Tagen immer noch nicht bei den Kunden waren, fanden weder meine Kunden, noch ich, sehr lustig. Oh ja, es stimmt leider auch, dass man am Besten schon an der Haustüre steht, bevor der Fahrer geklingelt hat. Ich weiß nicht, wie oft ich den Fahrern hinterher "schreien" mußte, weil sie nach wenigen Sekunden schon wieder im Fahrzeug verschwunden sind.
Nachdem GLS und DPD auch immer schlechter wurde (kaum ein Fahrer ist der deutschen Sprache auch nur im Ansatz mächtig), bin ich nun im Juli zur DHL gewechselt.
Über solche Dinge sollte sich der Hermes-Chef lieber mal Gedanken machen.
#4 Robert Budig 2014-09-10 11:23
Wir betreiben ein kleines Einzelhandelsge schäft in Berlin und sind durch die Bequemlichkeit der Verbraucher in den zusätzlichen Versandhandel getrieben worden.
Das Versenden von Ware ist eine Leistung, die der Kunde in Anspruch nimmt, dafür braucht er das Haus zum Einkaufen nicht mehr verlassen, entsprechend sollte er auch für diese Leistung aufkommen. Die Kosten für eine eventuelle Rücksendung wird doch einige veranlassen besonnener einzukaufen. Das schont die Umwelt.
Allerdings könnten wir uns vielleicht auch kostenlose Retouresendunge n leisten, wenn man uns ebenfalls mit Subventionen bedacht hätte. Wir haben also alle dafür gezahlt, dass sich einige große Versandhändler über die angebotenen kostenfreien Retouren Marktanteile sichern und ein großer Verdrängungskam pf in Gang gesetzt wurde.
#3 Maik Gutenschwager 2014-09-10 11:10
Hallo
Ich finde den Vorschlag von Hermes super.
Ich persöhnlich versende im Schnitt 5 bis 10 Pakete am Tag über Hermes und meistens sind diese schon am nächsten Tag bei den Kunden.
#2 Chris 2014-09-10 10:18
Super, Endlich wagt mal jemand aus dem Kreis der "etwas" größeren, den Versandkostenwa hnsinn zu kritisieren! Retouren sind nie kostenlos, denn keiner arbeitet umsonst, sondern mindestens für 8,50€ die Stunde, das hat uns ja Frau Nahles nun vorgegeben.Das gilt für Händler wie für Logistiker. Und auch der eine oder andere Verbraucher beginnt das zu begreifen.
Weiter so!
#1 Christine Lorenz 2014-09-10 08:39
Das Problem von Hermes ist nicht DHL oder kostenfrei Retouren.

Das Problem ist, dass man seinen Paketen ofte viele Tage lang hinterherläuft (gerade mal wieder bei meinen Nachbarn geschehen) und die Laufzeiten zu lang sind.
Die Fahrer wechseln ständig und der eine hat keine Ahnung was man mit dem anderen z.B. bzgl. Ablage besprochen hat. Viele Fahrer sind ungepflegt und unhöflich. Oft klingeln sie und geben einem keine 5sec (keine Übertreibung) um die Tür zu öffenen. Braucht man länger sind sie schon wieder weg. Man kann sich auch nicht auf feste Zeiten einstellen, da eine Zustellung zwischen 9:00 Uhr morgens bis 19:00 Uhr abends im Bereich des Möglichen liegt.

Nein Hermes... fasst Euch mal bitte an die eigene Nase und gebt nicht Anderen die Schuld. Ich habe selbst einen kleinen Versandhandel und auch Kontakt zu vielen anderen Händlern - keiner versendet mit Hermes, da alle schlechte Erfahrungen gemacht haben und sie ihre Kunden nicht verärgern möchten.
Ich biete übrigens keine kostenfreien Retouren.



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