Im Jahr 2015 hat die Deutsche Post DHL einen operativen Gewinn von 2,41 Milliarden Euro eingefahren. Konzernchef Frank Appel sieht darin eine Bestätigung des eingeschlagenen Kurses und kann sich insbesondere im Bereich Post –e-Commerce – Parcel über gestiegene Umsätze auf nationalem und internationalem Parkett freuen. Doch vor allem im Großraum München drängt Amazon allmählich mit selbst ausgelieferten Paketen die Deutsche Post DHL vom Markt.

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Leichter Rückgang beim operativen Gewinn

Einerseits kann sich die Bilanz für die Deutsche Post DHL vor allem wegen des erfolgreichen Weihnachtsgeschäfts sehen lassen. Anderseits musste die Deutsche Post jedoch auch einen leichten Rückgang beim operativen Gewinn (2,41 Milliarden Euro im Vergleich zu 2,97 Milliarden Euro 2014) vermelden. Diesen Rückschritt hat die Deutsche Post mit einmaligen Sonderabschreibungen begründet. So musste der IT-Bereich im Speditionssektor erneuert werden. Der Versuch war nach Handelsblatt-Angaben wenig erfolgreich. Außerdem hat die Frachtsparte, d.h. der Transport von Frachtgütern via Flugzeug, Schiff und LKW wieder die Erwartungen nicht erfüllen können.

Ungeachtet dessen hat die Deutsche Post jedoch angekündigt, dass die Anleger weiterhin auf eine Dividende von 85 Cent hoffen dürfen. Darüber hinaus gab die Deutsche Post bekannt, eigene Aktien im Wert von bis zu einer Milliarde Euro zurückkaufen zu wollen, was die Anleger freuen dürfte und spontan zu einem kleinen Plus an der Börse geführt hat.

Paketbereich sorgt für bestes Quartalsergebnis der Unternehmensgeschichte

Die Paradestrecke der DHL ist und bleibt jedoch der Paketbereich. So lag der EBIT-Beitrag des Bereichs Post – eCommerce – Parcel bei 1,1 Milliarden Euro. Die Investitionen in den nationalen und internationalen Pakethandel haben sich somit gelohnt. Das drückt sich auch in weiteren Zahlen aus. Mit einem Konzern-EBIT von 957 Millionen Euro wurde das beste operative Quartalsergebnis der Unternehmensgeschichte eingefahren. Mehr als 1,1 Milliarden Pakete sollen im gesamten Jahr 2015 in Deutschland befördert worden sein. Damit übertrifft diese Zahl um 8,7 Prozent das Vorjahresergebnis. Und auch auf dem internationalen Paketmarkt hat das Unternehmen seine Aktivitäten vorangetrieben. In Österreich, der Slowakei und Schweden wurden die Aktivitäten ausgeweitet. In Thailand und Frankreich startete die Deutsche Post auf den Markt. 

Ausblick auf 2016 - Drängt Amazon die Deutsche Post DHL zurück?

Die Nachfrage im Online-Handel ist weiterhin hoch. Somit rechnet DHL-Chef Frank Appel auch mit einem guten Jahr 2016, das anders als 2015 kein „Übergangsjahr“ sei. Zudem plant der Vorstandsvorsitzende nach dem erfolgreichen vierten Quartal eine weitere Erfolgsgeschichte. „Deutsche Post DHL Group hat beste Voraussetzungen, auch in Zukunft die treibende Kraft in der Logistik zu sein und im laufenden Jahr und darüber hinaus an die Erfolge der Vergangenheit anknüpfen zu können.“

Allerdings lässt der Vorstandsvorsitzende dabei den großen Kontrahenten Amazon etwas außer acht. Denn für das hauseigene Verteilzentrum des Konzerns im Großraum München hat Amazon selbst die Auslieferung von Paketen übernommen. Das wird auch für die DHL spürbar. Denn im Handelsblatt-Epaper berichtet Eckehard Hahn, Unternehmer der Firma Mail Professionals, dass die Mengen, die die DHL in dieser Region zugestellt hat, um 25-30 Prozent eingebrochen sind und stattdessen von Amazon-Kurierdiensten ausgeliefert werden.

Im Umkehrschluss heißt das: Wenn Amazon die Anzahl an Lieferfahrzeugen nicht nur im Großraum München sondern auch im gesamtdeutschen Raum erhöht, wird Amazon die DHL weiter zurückdrängen. Im Gegensatz zur Deutschen Post DHL, die dies nicht weiter kommentieren wollte, gibt sich Amazon hier durchaus selbstbewusst. „Wir wissen, dass wir Logistik sehr gut können. Warum sollten wir daraus also nicht ein Infrastruktur-Angebot machen, das andere nutzen können?“ Für den Fall, dass Amazon in Deutschland ernst macht, sind die 50 Prozent Marktanteil, die die Deutsche Post DHL in Deutschland besitzt, definitiv nicht zu halten.

Auf etwas höhere Umsätze könnte die Deutsche Post DHL dann vermutlich nur durch die Portoerhöhung der Standardbriefe von 62 auf 70 Cent hoffen, die seit Jahresbeginn 2016 gilt.