Scheiterte ein Verkauf der DHL-Frachtsparte womöglich an einem zu niedrigen Kaufpreis? Immerhin lag der von Berichten genannte Kaufpreis weit unter dem Wert des Unternehmens. Wieso wurde das Unternehmen so weit unter dem eigentlichen Wert gehandelt?

DHL-Frachtsparte unter Wert.

© francis bonami - fotolia.com

In den vergangenen Wochen gab es Gerüchte darüber, dass die DHL ihre Frachtsparte zum Verkauf anbieten könnte. Inzwischen hat der Chef der Deutschen Post DHL Frank Appel zwar klar gesagt, dass der Unternehmensbereich Global Forwarding Freight nicht verkauft werden soll, dennoch tut sich eine interessante Frage auf. Warum war der Kaufpreis, der in den Spekulationen um einen möglichen Verkauf genannt wurde, so niedrig?

Die Frage wirft Flexport in seinem Blog auf. Dort fragt Ryan Petersen zu Recht, wieso der Kaufpreis für die Frachtsparte der DHL nur bei vier Milliarden US-Dollar liegen sollte. Diese Zahl hatten unbekannte Insider gegenüber den Fachmedien genannt, als es vor rund zwei Wochen um den möglichen Verkauf der Frachtsparte an Kandidaten wie die Japan Post ging.

Investitionen der DHL-Frachtsparte weit über Kaufpreis

Vier Milliarden US-Dollar sind an sich kein kleiner Betrag. Doch wenn man bedenkt, dass die Deutsche Post DHL allein seit dem Jahr 2000 rund zehn Milliarden US-Dollar in den eigenen Logistikarm investiert hat, vornehmlich durch Übernahmen, dann ist der Betrag doch gering. Es reicht hier zwei Übernahmen zu nennen, die an sich schon weit über den vier Milliarden US-Dollar liegen: Die Übernahme des britischen Logistikunternehmens Exel kostete die DHL rund 7,6 Milliarden US-Dollar, die Übernahme von Danzas, einem ehemals schweizerischen Speditionskonzern, hat die DHL eine weitere Milliarde gekostet.

Hinzu kommt die Investition der DHL in ein fehlerhaftes IT-System für die Frachtsparte im vergangenen Jahr. „Ein Fehlgriff beim neuen Computersystem droht die Deutsche Post im Frachtgeschäft um Jahre zurückzuwerfen“, schrieb die Verkehrsrundschau passend dazu im vergangenen Jahr. Dieser Fehlgriff kostete die DHL Schätzungen zufolge eine weitere Milliarde US-Dollar.

Sieht man sich dann noch den Umsatz an, welchen die Frachtsparte der DHL im Jahr 2014 generiert hat, nämlich 16,5 Milliarden US-Dollar, macht der geringe Kaufpreis noch weniger Sinn. Warum also wurde das Unternehmen so unter Wert gehandelt?

Ryan Petersen hat dafür eine mögliche Erklärung. Seiner Meinung nach hat die Frachtsparte der DHL - durch den Misserfolg ein funktionierendes IT-Netzwerk für die verschiedenen Bereiche der Frachtsparte aufzubauen - massiv an Wert verloren. Denn im Vergleich zu anderen Unternehmen, welche über ein funktionierendes IT-System verfügen, entstünden bei der DHL-Frachtsparte bei allen Prozessen deutlich mehr Kosten.

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Geschrieben von Giuseppe Paletta




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