Die Deutsche Post sucht nach Gründen für das aktuelle Zustellchaos und gibt sich wenig selbstkritisch.

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Die Deutsche Post bestimmt aktuell mal wieder mit negativen Schlagzeilen die nationale Berichterstattung. Das Zustellchaos im Briefsektor und die teilweise wochenlang ausfallende Lieferung der Sendungen, besonders in Hotspots wie Berlin, stellt immer mehr Empfänger vor große Probleme. 

Ein Update dazu haben jetzt Nikola Hagleitner, Vorständin Post & Paket Deutschland, und Thomas Schneider, Bereichsvorstand Betrieb bei Post & Paket Deutschland, gegeben. Der Grundtenor: Corona und die schwierige Lage auf dem Arbeitsmarkt sind die Hauptgründe für die aktuelle Situation. Der Bonner Konzern räumt aber auch Fehler ein.

„Wir stellen die flächendeckende Versorgung mit Briefen und Paketen sicher“

Beide Post-Vorstände wurden nicht müde zu erwähnen, dass es aktuell kein flächendeckendes Problem gibt, sondern sich die Zustellverzögerungen auf einzelne Hotspots konzentrieren. Dabei wurden neben den Ballungsgebieten vor allem Teile von Berlin und der Süden Deutschlands als größte Problemzonen bezeichnet. Lokale Probleme gibt die Deutsche Post zu und möchte dies nach eigenen Angaben auch nicht beschönigen. Dennoch sei das bundesweite Netz nach wie vor stabil, betont Nikola Hagleitner im Gespräch zur aktuellen Situation.

Als Grund für die hohen Laufzeiten im Briefsektor, besonders über den Sommer, nannte die Deutsche Post neben Corona auch die aktuell angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt. Besonders in den Sommermonaten kam es zu einem unerwartet hohen Aufkommen von Corona-Infektionen im Unternehmen. Dies und die Urlaubszeit vieler Mitarbeiter sorgten für einen hohen Personalengpass. Zusätzlich hatte der Bonner Konzern in dieser Zeit Schwierigkeiten, Aushilfskräfte einzustellen. Besonders in den Hotspots in Teilen Berlins war dies nach eigenen Angaben eine große Herausforderung. Zwar waren genug Mitarbeiter eingestellt, die Anzahl derer, die aber tatsächlich arbeiten konnten und nicht durch Ausfälle wie Krankheit oder Urlaub verhindert waren, war zu gering, so Thomas Schneider auf Nachfrage.

Zu zögerliches Handeln bei den Notfallkonzepten

Generell gab sich der Konzern beim Gespräch in Bonn wenig selbstkritisch. Zwar räumte das Unternehmen Fehler ein und betonte auch, die Notfallkonzepte zum Teil zu spät aktiviert zu haben, viele der Probleme wurden aber immer wieder mit Corona und der allgemeinen Lage auf dem Arbeitsmarkt begründet. Generell sei man bei den Verzögerungen „noch nicht über den Berg“, eine Verbesserung der Laufzeit sei aber spürbar. Um in der sendungsreichen Weihnachtszeit nicht noch mehr den Erwartungen hinterherhinken, sollen Büroangestellte in der Zustellung aushelfen. Nach Informationen von Nikola Hagleitner rechnet man mit 10.000 Verwaltungskräften, die ihre Kollegen unterstützen werden.

Dass im Bundesschnitt zwei Prozent Personal in der Zustellung, in den Hotspots sogar bis zu 30 Prozent fehlen, hängt laut der Deutschen Post aber auch mit der hohen Fluktuation der Mitarbeiter zusammen. Viele Angestellte, die während Corona ihre eigentliche Anstellung verloren und stattdessen bei der Post angeheuert haben, wollen nun in ihren gelernten Beruf zurück, so die Vorständin für Post & Paket.

Weiterhin befristete Arbeitsverhältnisse

Trotz des hohen Personalnotstands wird die Deutsche Post DHL Group an befristeten Arbeitsverträgen für Mitarbeiter festhalten. Besonders vor dem Hintergrund, dass Mitarbeiter in der Zustellung fehlen, wurde der Bonner Konzern in der Vergangenheit heftig für dieses Vorgehen kritisiert. Auch dem Logistik Watchblog gegenüber wurden mehrere Fälle bestätigt, bei denen Mitarbeiter nicht entfristet wurden und den Personalnotstand in bestimmten Zustellgebieten so noch verschärften. Zwar habe ein „Großteil“ der Angestellten einen unbefristeten Vertrag, die beiden Vorstände Nikola Hagleitner und Thomas Schneider betonten aber, auch weiterhin befristete Arbeitsverträge zu vergeben.

Auf das bevorstehende Weihnachtsgeschäft blickt die Deutsche Post trotz der aktuellen Probleme optimistisch, man habe einen guten Zulauf an Bewerbungen, um die sendungsstarke Zeit zu meistern. Auf das „Erwartbare“ sei man „vorbereitet“, betonte Nikola Hagleitner zum Ende des Gesprächs.

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Geschrieben von Corinna Flemming