Am Donnerstag wird an Seehäfen in Deutschland gestreikt.

Hamburger Hafen: Schiff mit Containern
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Für gerechtere Löhne in schwierigen Zeiten sollen Hafenarbeiter eintreten. Die Gewerkschaft Verdi hat mehrere tausend Beschäftigte an deutschen Seehäfen aufgerufen, am Donnerstagnachmittag (9. Juni 2022) ihre Arbeit niederzulegen – die Streiks treffen laut NDR mit Hamburg nicht nur den größten deutschen Seehafen, sondern daneben auch die Häfen Bremen und Bremerhaven sowie Emden und Wilhelmshaven.

Hohe Belastungen durch Inflation

Mehrere Stunden sollen die Arbeitsniederlegungen dauern, wodurch der Druck auf die Arbeitgeber erhöht werden soll. Verdi fordert angesichts hoher Belastungen und steigender Preise eine gerechte Bezahlung für Hafenmitarbeiter. Die aktuelle Lage hält für viele Menschen in Deutschland aufgrund der hohen Inflation immense Belastungen bereit.

Laut Statistischem Bundesamt lag die Inflationsrate im Mai bei geschätzten 7,9 Prozent. Allein im April mussten Verbraucherinnen und Verbraucher für Energie rund 35 Prozent mehr zahlen als noch im Vorjahreszeitraum. Lebensmittel waren im Schnitt rund 8,6 Prozent teurer.

Forderung: Inflationsausgleich und 1,20 Euro mehr pro Stunde

Vor diesem Hintergrund fordert Verdi ein besseres Angebot der Arbeitgeberseite: „Das von den Arbeitgebern bislang vorgelegte Angebot ist völlig unzureichend“, kommentiert die verantwortliche Verhandlungsführerin von Verdi, Maya Schwiegershausen-Güth. „Als Teil der kritischen Infrastruktur haben die Beschäftigten in den letzten Jahren durchgehend gearbeitet, sind an Belastungsgrenzen gegangen und haben als Keyworker der Lieferketten mit ihrer Hände Arbeit den Laden am Laufen gehalten. Sie haben Anerkennung und ihren gerechten Anteil verdient.“

Konkret fasst Verdi für 12.000 Beschäftigte in Hamburg, Bremen und Niedersachsen ins Auge, dass die Entgelte um 1,20 Euro je Stunde erhöht werden. Darüber hinaus soll es den Forderungen gemäß unter anderem einen tatsächlichen Inflationsausgleich, eine Anhebung der jährlichen Zulage für Vollcontainerbetriebe um 1.200 Euro sowie eine 12-Monats-Laufzeit des Tarifvertrags geben.

Kritik: Warnstreiks seien „verantwortungslos“

Von Arbeitgeberseite gab es bislang das Angebot, die Löhne im kommenden Jahr um 3,2 Prozent und im Folgejahr nochmals um 2,8 Prozent anzuheben. Darüber hinaus sei sie mit Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 600 Euro einverstanden, so der NDR weiter. Laut Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) sei das Angebot in Anbetracht von Entlastungen, die die Bundesregierung auf den Weg gebracht hat, angemessen.

An den angekündigten Streiks übte der ZDS harsche Kritik. In einer Zeit, in der die Lieferketten weltweit gestört seien, Engpässe den Schienenverkehr beherrschen und „eine große Welle verspäteter Schiffe“ erwartet werde, seien entsprechende Arbeitsniederlegungen „verantwortungslos“, wird der Verband weiter zitiert. „Wir rufen die ver.di-Bundestarifkommission dazu auf, auf Streiks zu verzichten und auf Grundlage unseres guten ersten Angebots zu verhandeln.“

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Geschrieben von Tina Plewinski