In Sachen Nachhaltigkeit scheint Amazon jetzt wieder zwei Schritte zurückgegangen zu sein: Für kleine Bestellungen setzt der Online-Riese auf Plastikverpackungen und wird dafür heftig kritisiert.

Amazon Plastikverpackung
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Es ist erst wenige Wochen her, als in den Medien groß über das Thema der Retourenvernichtung bei vielen Unternehmen diskutiert wurde. Umweltschutz und nachhaltiges Arbeiten sind heutzutage wichtige Faktoren, um sich als Händler ein gutes Image bei potenziellen Kunden aufzubauen. Dabei konnte Online-Riese Amazon in den vergangenen Jahren eher weniger überzeugen. Erst zum Prime Day Mitte Juli besetzten Greenpeace-Aktivisten das Dach des Logisitkzentrums am Standort Winsen und protestierten gegen die „klimaschädliche Ressourcenvernichtung“ beim Online-Händler (wir berichteten).

Zwar versucht der US-Konzern mit verschiedenen Projekten nachhaltiger zu agieren – wie beispielsweise mit der Initiative „Shipment Zero“ mit der CO2 eingespart und die Hälfte der Pakete klimaneutral verschickt werden sollen – dass Amazon nun aber wieder vermehrt auf Plastik als Verpackungsmaterial setzt, geht mit dem Umweltgedanken eher weniger einher.

Platzsparende Verpackungen aus Plastik

In den USA, Großbritannien und auch hierzulande verschickt Amazon seit einigen Monaten kleine Sendungen nicht mehr in den bekannten Pappkartons, sondern in Plastikverpackungen. Wie das manager magazin berichtet, werde laut einem Konzernsprecher zwar nur ein geringer Teil in Plastik verschickt, bei der schieren Menge an Sendungen fällt aber auch ein kleiner Anteil schwer ins Gewicht.

Einen Vorteil hätten die neuen Plastikverpackungen allerdings: Sie sind deutlich kleiner, sparen somit Platz im Lieferwagen, was wiederum Fahrten und Emissionen reduzieren würde.

Heftige Kritik von Umweltverbänden

Mit Blick auf das Thema Recycling sieht es allerdings weniger gut aus. Besonders in Großbritannien, wo Amazon ebenfalls seit Monaten auf Plastikverpackungen setzt, landen diese zu großen Teilen im Hausmüll und werden gar nicht erst recycled. Oliver Steiner, Geschäftsführer des Vereins Plasticontrol, sagte zum Verhalten Amazons: „Wir sehen eine Umstellung auf Plastik absolut kritisch“. Und auch für den Recyclingexperten Rolf Buschmann vom Umweltverband BUND sei die Vorgehensweise des US-Konzerns „nicht zielführend“. Auch wenn Deutschland beim Thema Recycling deutlich besser aufgestellt zu sein scheint als Großbritannien, sieht Oliver Steiner die Plastik-Problematik auch hierzulande als erheblich an. „Die realistische Recycling-Quote für Plastik in Deutschland ist sehr gering“, wie ihn das Manager Magazin weiter zitiert. „Zwischen 5 und 10 Prozent werden einmalig wiederverwertet, alles andere verbrannt oder in Schwellen- und Entwicklungsländer exportiert.“ Es sei nicht auszuschließen, dass auch die Amazonverpackungen als Müll im Meer enden.

Für Rolf Buschmann liegt die Lösung des Problems auf der Hand: „Wir müssen zu anderen Logistiksystemen kommen“, so seine Forderung.

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Geschrieben von Corinna Flemming