Mit dem Elektro-Transporter StreetScooter will die Deutsche Post ihre Emissionswerte quasi auf Null verringern. Doch das in Eigenregie gebaute Fahrzeug kommt offenbar mit dem Winterwetter nicht zurecht. Paketfahrer sollen regelrecht Angst vor dem Dienst in dem StreetScooter haben.

Reifen im Schnee
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Wie wintertauglich ist der StreetScooter der Deutschen Post? Diese Frage beschäftigt derzeit offenbar vor allem die Post-Mitarbeiter, die in dem Elektro-Transporter ihren Dienst leisten müssen. Wie die Welt berichtet, gibt es zahlreiche Probleme mit dem Fahrzeug in den Wintermonaten. So müssten sich die Fahrer entscheiden, ob sie mit der Heizung sich selbst wärmen oder für freie Sicht durch die Windschutzscheibe sorgen wollen. Auch die Reichweite der Fahrzeuge scheint für Kopfzerbrechen zu sorgen.

„Wenn es schiefläuft, bleibt der Paketwagen mitten auf der Strecke liegen“, so die Welt. Das hätten Recherchen der Zeitung in verschiedenen Bundesländern gezeigt. Ganz neu sind die Vorwürfe nicht: Bereits im August hatten Medienberichte gezeigt, dass die E-Transporter der Deutschen Post nicht immer zuverlässig sind. „Wir sind die Versuchskaninchen und ich fürchte um mein Leben, weil dieses Auto nicht straßentauglich ist“, wurde damals ein Paketfahrer zitiert.

Ausfallquoten im zweistelligen Prozentbereich

Nun scheinen die Probleme nicht abgenommen zu haben. Im ersten Alltagsbetrieb in den Wintermonaten seien in vielen Städten Probleme aufgetreten. Mitunter sei sogar von einer „unglaublichen psychischen Belastung“ die Rede, heißt es bei der Welt. Die Paketfahrer würden sich teilweise mit dem StreetScooter nicht mehr auf die Straße trauen, immer wieder müsse abgewogen werden, wann der Fahrer am besten umkehre – ansonsten reicht es nicht mehr für den Rückweg. Auch die Leichtbauweise des Fahrzeugs scheint die Fahrer zu verunsichern: Auf freien Strecken sei in einigen Fällen die Motorhaube während der Fahrt aufgesprungen.

Die Ausfallquote der StreetScooter soll im zweistelligen Prozentbereich liegen. Betriebsräte der Deutschen Post kritisieren das in Eigenregie gebaute Elektro-Fahrzeug deshalb auch. „Die Probleme zu lösen wäre wichtiger als dauernd in der Presse zu sagen, wie toll dieses Arbeitsgerät ist“, so ein Betriebsrat. Die StreetScooter würden „mitten in der Pampa“ liegen bleiben, heiße es von den Fahrern. Sie müssten „mehr auf den Ladestand der Batterie achten als auf ihre Arbeit als Zusteller“, beschreibt es ein Mitarbeiter – ansonsten könnten die Fahrer es nicht mehr bis nach Hause zurück schaffen. Weiteres Problem: Einen bundesweiten Pannendienst für die StreetScooter gibt es nicht. Kaum eine Werkstatt kennt sich mit dem Elektro-Fahrzeug aus.

Heizung oder Reichweite?

Die Batterie-Leistung scheint ohnehin das größte Problem des Fahrzeugs zu sein. Die Reichweite beträgt dem Bericht zufolge nur 70 anstatt der angegebenen 100 Kilometer. Die Heizung würden die Fahrer nicht einschalten, weil sie die Batterie nicht zu stark belasten wollen und auch die nachgerüstete Sitzheizung bleibt aus diesem Grund kalt.

„Man hätte das Fahrzeug erst einmal ausreifen lassen und zu Ende entwickeln sollen, anstatt so zu tun, als sei es ein ordnungsgemäßes Auto“, zitiert die Welt einen Betriebsrat aus Süddeutschland. Bei der Deutschen Post wolle man hingegen von Problemen nichts wissen: „Wir haben überhaupt kein Winterproblem mit dem StreetScooter“, heißt es von einem Sprecher des Konzerns. Dass ein Auto mal nicht anspringe, könne durchaus vorkommen – ansonsten soll es aber keine weiteren Probleme geben, meint man in Bonn.

 

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Geschrieben von Michael Pohlgeers