Die Anteile der Reederei Hapag-Lloyd werden leicht umverteilt: Der Reiseanbieter TUI ist komplett ausgestiegen, dafür hat der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne seine Anteile ausgestockt.

Hapag-Lloyd-Schiff
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TUI hat seine Anteile an der Reederei Hapag-Lloyd verkauft. Dafür hat die Kühne Holding ihre Beteiligung an der Container-Reederei von 14,1 auf 17,15 Prozent erhöht, berichtet Spiegel Online. „Die fortschreitende Konsolidierung in der Schifffahrt bietet Hapag-Lloyd neue Wachstumsperspektiven und stärkt deren Position unter den bedeutendsten Reedereien der Welt“, erklärt Karl Gernandt, Chef der Kühne Holding.

TUI hatte sich zu Beginn der Woche bei Hapag-Lloyd zurückgezogen und seine restlichen 7,9 Prozent Anteile an der Reederei auf dem offenen Markt verkauft. Kühne hat sich davon rund 3 Prozent gesichert. Wo die übrigen 4,8 Prozent verblieben sind, ist nach Angaben von Spiegel Online unklar. Neben Kühne gehören die Stadt Hamburg sowie die Eigner der übernommenen Container-Reedereien CSAV aus Chile und UASC aus Arabien zu den größten Aktionären von Hapag-Lloyd.

Hapag-Lloyd fusioniert mit UASC

Hapag-Lloyd hatte im Mai eine Fusion mit UASC beschlossen und will damit die Wettbewerbsposition in der unter Druck geratenen Schifffahrtsbranche stärken (wir berichteten). Durch eine bessere Auslastung der Schiffe und die Zusammenlegung von Diensten mit der UASC will die Reederei ab 2019 Kostenvorteile von 435 Millionen Dollar erzielen. Bereits ab dem kommenden Jahr rechnet man allerdings schon mit finanziellen Erfolgen durch die Fusion.

Die Schifffahrtsbranche steckt seit einigen Jahren in der Krise. Das liegt unter anderem daran, dass viele kleine Familienbetriebe nicht mehr zeitgemäß geführt werden. Bertram Rickmers von der Hamburger Rickmers-Gruppe erklärte im Januar, dass es eine vergleichbare Krise zuletzt nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 gegeben habe. Viele Traditionsbetriebe stehen nun vor der Pleite oder werden übernommen. Der Markt schrumpfe sich auf ihren Kosten gesund – 2018 könnte es dadurch laut Rickmers zum Umschwung kommen.

Positive operative Ergebnisse, aber trotzdem Verlust

Hapag-Lloyd war im Oktober 2015 an die Börse gegangen. Der Ausgabepreis der Aktie wurde damals am unteren Ende der Bewertungsspanne festgelegt. Ein Banker sprach von einer Enttäuschung für alle. Das erste Halbjahr 2016 verlief ebenfalls nicht positiv für die Reederei: 300 Millionen Euro weniger Umsatz und ein Verlust in Höhe von 142 Millionen Euro. Rolf Habben Jansen, Vorstandschef von Hapag-Lloyd, fand dafür klare Worte: „Das Halbjahresergebnis ist enttäuschend.“ Danach erlebte die Reederei aber wieder einen Aufschwung: Im dritten Quartal 2016 erreichte das Unternehmen die Profitzone und im Gesamtjahr 2016 sowie im ersten Quartal 2017 erzielte es ein positives operatives Ergebnis.

So stieg das Transportvolumen im ersten Quartal dieses Jahres um 6,8 Prozent, das EBITDA der Reederei liegt bei 140 Millionen Dollar, das EBIT bei 4 Millionen US-Dollar – damit erreichte Hapag-Lloyd ein postives operatives Ergebnis. Und auch der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 2,12 auf 2,27 Milliarden Dollar. Dennoch steht mit einem Verlust von 66 Millionen Dollar im ersten Quartal letztlich eine rote Zahl unterm Strich.

/ Geschrieben von Michael Pohlgeers