Günstiger mit dem Nahverkehr zu fahren, hat viele in der hiesigen Bevölkerung überzeugt, dies auch zu tun. Könnte es eine Nachfolge geben – und wie sähe diese aus?  

Regionalzug Nahverkehr Deutsche Bahn fährt durch Landschaft
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Mehr Personen für den öffentlichen Personennahverkehr zu begeistern und die Bevölkerung angesichts der aktuell steigenden Energiepreise zu entlasten – das ist das erklärte Ziel des 9-Euro-Tickets. Noch bis Ende August kann es genutzt werden, doch verlängert wird es nicht, wie etwa Bundeskanzler Olaf Scholz klarstellte. 

Dabei wurde es bisher sehr gut angenommen: Im ersten Geltungsmonat Juni wurden dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) zufolge 21 Millionen der günstigeren Fahrscheine verkauft, inklusive Abo-Tickets kam man damit auf mehr als 30 Millionen Stück. Auch ermittelte der Verband, dass jeder oder jede Fünfte den ÖPNV vor Einführung des Tickets nicht genutzt habe. Und das Marktforschungsunternehmen YouGov ermittelte laut Statista, dass 45 Prozent der Deutschen voll und ganz eine Nachfolgelösung befürworten. Branchenverbände, Verbraucherorganisationen und Politiker haben bereits verschiedene Ideen, wie eine solche aussehen könnte.

Verbraucherzentralen fordern 29-Euro Ticket

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) hat sich für eine günstige 29-Euro-Lösung ab September ausgesprochen.  Vor wenigen Tagen bekräftigte die VZBV-Vorsitzende Ramona Pop den Vorschlag und sprach sich vor allem für simple Strukturen aus: „Ein großer Vorteil ist die Einfachheit, man muss nicht mehr die komplizierten Tarifstrukturen verschiedener Verkehrsverbünde verstehen, um das richtige Ticket zu kaufen“, erklärte sie laut n-tv.  „Wenn man den Umstieg ernst meint, muss man dafür Geld in die Hand nehmen.“ Dazu zähle etwa auch, das Angebot im ländlichen Raum auszubauen. In vielen Regionen wurden in den letzten Jahren Bahnstrecken abgebaut – „eine Fehleinschätzung“, so Pop.

Branchenverband empfiehlt bundesweites Klimaticket für 69 Euro

Weiterhin günstige Bus- und Bahnfahrten anzubieten, sei insbesondere in Hinblick auf den Klimaschutz notwendig, wie Oliver Wolff, VDV Hauptgeschäftsführer, betont: „Die Entwicklung und Dynamik, die das 9-Euro-Ticket genommen hat, hat mit der bundesweiten Ticketgültigkeit und dem Umstand, dass 48 Prozent der Bürgerinnen und Bürger ein solches Ticket in der Tasche haben, eine Situation geschaffen, hinter der wir nicht mehr zurückgehen können, zumal die Beweggründe – Entlastung der Bürgerinnen und Bürger zugunsten einer klimafreundlichen Mobilität – mehr denn je bestehen.“ 

Der Verband, der 600 Unternehmen des öffentlichen Personen- und Schienengüterverkehrs vertritt, hat sich deshalb für ein sogenanntes Klimaticket ausgesprochen. Bundesweit soll es für 69 Euro pro Monat eine einfache Fahrtberechtigung für die 2. Klasse sein. Als relevante Zielgruppe für ein solches Ticket wurden zahlungswillige Autofahrerinnen und -fahrer identifiziert. Die Branche könnte einen solchen Vorschlag ab dem 1. September umsetzen, hieß es Mitte Juli – aber nur bei einem sehr schnellen Auftrag seitens der Politik. 

Regionalticket für Norddeutschland, Kilometermodell und 365-Euro-Ticket

Das niedersächsische Verkehrsministerium könnte sich eine norddeutsche Lösung des 9-Euro-Tickets vorstellen, ein günstiges Ticket wäre dann für die fünf norddeutschen Bundesländer möglich. Dies gelte aber nur, wenn der Bund den Ländern nicht die Möglichkeit geben würde, ein kostengünstiges bundesweites Ticket einzuführen, berichtete aktuell der Spiegel

Klaus Bogenberger, Professor für Verkehrstechnik an der TUM, brachte laut t3n die Idee ein, Bahnstrecken wie beim Handytarif buchen zu können: Ähnlich wie das Datenvolumen beim Smartphone könnte man zum Beispiel 200 ÖPNV-Kilometer zu einem Preis von 20 Euro kaufen.

Die Linken fordern indes eine Verlängerung des 9-Euro-Tickets bis zum Jahresende. Ab 2023 solle dann ein Jahresticket 365 Euro eingeführt werden, das bundesweit gültig wäre. Auch ein komplettes Gratis-Angebot innerhalb der nächsten fünf Jahre schwebt der Partei vor.

Verlängerung des ÖPNV-Tickets zu teuer

Bundesverkehrsministier Volker Wissing (FDP) hatte bereits Ende Juni erklärt, dass die Fortführung des 9-Euro-Tickets zu kostspielig sei. 

Die Grünen versprachen indes, gerne zu Finanzierung von Anschlusslösungen beraten zu wollen. Die Fraktionschefin der Grünen, Katharina Dröge, schlug vor, Steuererleichterungen für Dienstwagen einzukürzen: „Finanziert werden kann ein solches ÖPNV-Ticket durch den Abbau des sogenannten Dienstwagenprivilegs. Das wäre im doppelten Sinne positiv für Klimaschutz und Gerechtigkeit“, wird sie beim Spiegel zitiert

Erst am Wochenende hat sich Bundeswirtschaftsminister Christian Linder (FDP) aber wegen zu hoher Kosten erneut gegen eine Verlängerung der günstigen Ticketoptionen sowie des Tankrabatts ausgesprochen.

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Geschrieben von Hanna Behn