Für Produkte aus der EU wurden die Kontrollen am Zoll infolge des Brexits seit Jahresbeginn verschärft – mit Folgen für Logistik- und Handelsbranche.

Britische und EU-Flagge Symbolbild Brexit
Delpixel / Shutterstock.com

Seit einem Jahr ist die u. a. zollrechtliche Trennung zwischen dem Vereinigten Königreich und der Europäischen Union final. In der Folge brach der Handel mit der Insel ein und das Handelsvolumen ging im Jahresverlauf weiterhin zurück, zeigen Daten von Eurostat und dem Statistischen Bundesamt. Des Weiteren führten die neuen Zollregelungen auch dazu, dass weniger Berufskraftfahrerinnen und -fahrer auf der Insel arbeiten konnten, was letztlich Versorgungsengpässe zur Folge hatte.

Jetzt gelten seit Anfang dieses Jahres weitere neue Vorschriften. Im Zuge des sogenannten Border Operating Models (BOM) wurden nun vollständige Zollerklärungen und Zollkontrollen für Waren aus der EU eingeführt. Diese brachten erste Verzögerungen mit sich: So wurden laut dem Logistikverband Road Haulage Association in der ersten Januarwoche etwa 30 Prozent der Lastwagen an der Grenze wegen fehlender Dokumente zurückgewiesen, eine Woche später waren es noch zehn Prozent, schreibt das Handelsblatt

Hohe Kosten für kleine Firmen

Fachleute rechnen aber auch mit langfristigeren Hürden für Unternehmen aus Spedition und Logistik sowie aus dem Lebensmittelsektor. Für entsprechende Zertifikate sowie Zollabfertigungsgebühren kämen nun schnell Summen von Hunderten Pfund zusammen. Handelsexperte William Bain von der British Chambers of Commerce, erklärte laut Handelsblatt, dass die neuen Vorschriften vor allem für kleine und mittelgroße Firmen hohe zusätzliche Kosten verursachen würden, während größere Unternehmen diese leichter stemmen könnten. Dadurch könnten sich gerade KMU verstärkt vom britischen Markt abwenden.

Dirk Engelhardt, Chef des Bundesverbands Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL), rechnet mit einem Rückzug von Logistikdienstleistern. „Gerade für Mittelständler wird das noch ein böses Erwachen geben“, erklärte er laut Wirtschaftswoche/dpa. Die Fahrten nach Großbritannien würden aufgrund der Zollformalitäten derzeit etwa einen Tag länger als vor dem Brexit in Anspruch nehmen, weshalb es sich für viele Fahrerinnen und Fahrer bereits nicht mehr rechne, entsprechende Aufträge anzunehmen.

In der EU gebe es genügend Alternativen. Die neuen Kontrollen könnten dies Problem verschärfen. Engelhardt rechnet zudem mittelfristig damit, dass sich eher wenige, große Logistiker auf den Verkehr mit Großbritannien spezialisieren werden. Um aber beispielsweise saisonal höhere Bedarfe zu decken, würde dies nicht ausreichen.

Sie wollen immer über die neuesten Entwicklungen in der Logistik informiert sein? Mit unseren Newslettern erhalten Sie die wichtigsten Top-News und spannende Hintergründe direkt in Ihr E-Mail-Postfach – Jetzt abonnieren!
/
Geschrieben von Hanna Behn




Kommentar schreiben

Sicherheitscode
Captcha aktualisieren