Dass in Brandenburg künftig die riesigen Giga-Liner über die Straßen rollen, stößt nicht nur auf Begeisterung. In Nordrhein-Westfalen werden jetzt ebenfalls Lastwagen mit verlängertem Auflieger - die sogenannten Eurotrailer - zum Beispiel von Henkel getestet, die jedoch kleiner als die Giga-Liner sind. Was steckt dahinter?

überlange Eurotrailer-LKW
© Henkel

Der Widerstand gegen die durch Brandenburg wohl bald rollenden Giga-Liner-Lkws kommt einerseits wegen deren umstrittener Länge andererseits aufgrund möglicher Bauarbeiten auf den Pilotstrecken zustande. Experten und Gegner der Giga-Liner fürchten dadurch eine größere Unfallgefahr. Diese umstrittenen Fahrzeuge könnten jetzt durch Eurotrailer-Lkws ersetzt werden, die etwas kleiner sind und dennoch einige Vorzüge haben.

Eurotrailer bieten mehr Ladevolumen durch größere Gesamtfläche

Immer wieder sind Logistikunternehmen auf der Suche nach neuen und umweltfreundlichen Lkw-Lösungen für den Güterverkehr. In Nordrhein-Westfalen hat Henkel jetzt den Einsatz des sogenannten Eurotrailers angekündigt. Der Größenvorteil liegt dabei auf der Hand: „Dank des zusätzlichen Ladevolumens des Eurotrailers können wir die Mehrkosten der intermodalen Transporte innerhalb Deutschlands kompensieren“, teilte Stephan Füsti-Molnar, President Henkel Deutschland und Geschäftsführer Henkel Wasch- und Reinigungsmittel GmbH in Düsseldorf mit.

Ausnahmeverordnung für Lang-LKW in NRW notwendig

Statt bisher 16,5 Metern Länge sollen die eingesetzten Sattelzüge 17,80 Meter lang sein und können bis zu neun Prozent mehr Ladung umfassen. Dadurch könnten im Jahr bis zu 2.500 Tonnen CO2 gespart werden. Der Einsatz der Eurotrailer bietet sich schon allein deshalb an, weil die bis zu 25 Meter langen Giga-Liner in NRW noch verboten sind. Schon für die Nutzung der Eurotrailer war eine Ausnahmeverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen notwendig. Marcus Hover, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Speditions- und Logistikverbandes VVWL NRW, sieht die Eurotrailer als einen Kompromiss in der Auseinandersetzung um längere Lkws. Gleichwohl hätten auch die Unternehmen in NRW gern die bis zu 25 Meter langen Lkws getestet. Generell empfindet Hover jedoch die Stimmung innerhalb der nordrhein-westfälischen Logistikbranche noch nicht als ganz ausgereift. Bevor der Lkw-Feldversuch Ende des Jahres abgeschlossen ist und somit entsprechende Ergebnisse geliefert hat, werden wohl nur wenige Unternehmen ihren Fuhrpark entsprechend ausbauen.

Eurotrailer sind sogar schienentauglich

Am deutschen Feldversuch nehmen bislang um die 50 Speditionen teil, die Lang-Lkw testen. Zwar sind die Giga-Liner in NRW verboten, bezüglich des allgemeinen Einsatzes längerer Lkw hat jedoch inzwischen ein Umdenken eingesetzt, meint auch Landes-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD). „Das Land hat den Einsatz der Eurotrailer im Rahmen des Feldversuchs ermöglicht, um zu prüfen, ob dadurch der kombinierte Verkehr erleichtert wird.“ Überraschenderweise dienen nämlich ausgerechnet die größeren Lkws zudem dazu, Verkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Denn die Lkws fahren vom Henkel-Zentrallager zum Bahn-Terminal, wo die Lkws auf Züge verlagert werden und dann ab einem sogenannten Kombi-Terminal die Konsumgüter (am Beispiel von Henkel Wasch- und Reinigungsmittel) per Lkw ausgeliefert werden, berichtet die Verkehrsrundschau.

 





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