Wie kann trotz einer zunehmenden Bevölkerungsdichte innerhalb von Städten eine reibungslose Logistik garantiert werden? Mit dieser Frage haben sich Experten auf dem 32. Deutschen Logistik-Kongress beschäftigt und unterschiedliche Konzepte vorgestellt, die zum Teil bereits in Städten Anwendung finden.

Innenstadtverkehr

© nobelium - Fotolia.com

Durch die zunehmende Bevölkerungsdichte innerhalb von Städten wird der Transport von Waren immer schwieriger. Um diese Problematik erfolgreich lösen zu können, haben Logistiker auf dem 32. Deutschen Logistik-Kongress Ende Oktober in Berlin neue Konzepte vorgestellt.

Wissenschaftler und Händler wie Tedi und Rewe betrachten in diesem Zusammenhang beispielsweise, wie in Ballungsräumen auch eine nächtliche Belieferung vollzogen werden kann. Dies ist in anderen Ländern bereits üblich. „In New York wäre die Versorgung gar nicht mehr vorstellbar ohne Nachtbelieferung“, meint Prof. Dr. Alex Vastag vom Fraunhofer Institut.

Ressentiments gegen nächtliche Belieferung

Dabei hegen die Deutschen Bedenken gegen eine Nachtbelieferung. Grund hierfür ist insbesondere die Lautstärke, denn beispielsweise beim Beladevorgang sind laute Geräusche keine Seltenheit. Deswegen besteht die oberste Priorität darin, zu forschen, wie geräuscharm gearbeitet werden kann. Dafür sollen schalldichte Umschlagszellen sorgen, sodass Logistiker in normaler Lautstärke be- und entladen können. Aber auch eine Schulung sei relevant: „Das Radio muss aus bleiben, die Türen dürfen nicht geknallt werden und lautes Rufen geht auch nicht“, sagt Vastag.

Auch die Lautstärke der Fahrzeuge spielt eine Rolle. Um hier für eine geringe Lautstärke zu sorgen, sollen geräuscharme Elektro-LKW zum Einsatz kommen. Bei der Tedi Logistik GmbH und Co. KG werden diese bereits eingesetzt. Geschäftsführer Thomas Bolevette rechnet damit, dass zukünftig auch andere Unternehmen darauf setzen werden, denn die Betriebskosten seien durch eine Photovoltaikanlage niedrig – genauso wie die Wartungskosten.

Personalkosteneinsparung durch externe Lösung

Ein anderes Problem besteht darin, dass es sich viele kleine Händler nicht leisten können, jemanden einzustellen, der nachts die Ware annimmt. Im römischen Altstadtviertel Tridente gibt es dafür bereits eine Lösung: FM Logistic Corporate und die Sapienza Univerity of Rome haben das Unternehmen City Login UCC gegründet. Alle kleinen Länden ordern bei dem Logistikdienstleister.

Dieser transportiert dann die Waren nicht direkt zu den Bestellern, sondern in ein Lager in der Nähe des Viertels, von wo aus die Läden wiederum beliefert werden. „Wir haben damit mehr als 30 Prozent an Wegstrecke im Lieferverkehr eingespart“, sagt Dr. Andrea Campagna von der Sapienza Universität.

Seilbahnen als Entlastung der Infrastruktur

Auch Seilbahnen könnten der urbanen Logistik bald verstärkt dienlich sein. In der bolivischen Hauptstadt La Paz ist dies bereits der Fall. Daran arbeitet Thorsten Bäuerlen, Project Manager bei Doppelmayr Seilbahnen GmbH aus Österreich. Das Unternehmen hat drei Nahverkehrslinien mit Seilbahnen gebaut. Sechs weitere sollen sich im Auftrag befinden. „In La Paz gibt es Höhenunterschiede von 1000 Metern zu überwinden“, sagt Bäuerlen. „Durch die Topographie kann man da auch keine U-Bahn bauen.“

Dadurch bestand das öffentliche Nahverkehrssystem bisher hauptsächlich aus Bussen, die Schwierigkeiten in den überfüllten Straßen haben. „Die Seilbahnen sind sehr beliebt, unter anderem weil sie weit weg vom Straßenlärm fahren“, meint Bäuerlen. Sie benötigen nicht viel Platz. Lediglich recht übersichtliche Betonfundamente seien dafür notwendig, weswegen sie auch in deutschen Städten die Infrastruktur entlasten könnten.

Zukünftig wird der Wirtschaftsbereich Logistik auch weiterhin eine Schlüsselrolle bei der urbanen Infrastruktur sein, denn mehr als fünf Millionen Menschen ziehen pro Monat in die Städte. Das entspricht in etwa der Einwohnerzahl von Dänemark. Deswegen werden neue Konzepte elementar für eine reibungslose Logistik innerhalb der Städte sein.

 

/
Geschrieben von Christian Laude