Dass die synthetischen Kraftstoffe zur Erreichung der Klimaneutralität einen wesentlichen Beitrag leisten können, scheint wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht standzuhalten. 

E-Auto wird betankt
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Rund um den EU-Beschluss zum Verkaufsverbot von Verbrenner-Neuwagen ab 2035 hatte sich Deutschland für Ausnahmeregelungen für die sogenannten E-Fuels starkgemacht. Die Kraftstoffe seien aus Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt und würden keine zusätzlichen klimaschädlichen Emissionen freisetzen, so die Argumentation. Im Ende März veröffentlichten Modernisierungspaket wurde zudem angekündigt, dass man Produktion und Nutzung der E-Fuels künftig für den Straßenverkehr fördern wolle.

Während Bundesregierung und allen voran das Verkehrsministerium unter der Leitung von Volker Wissing (FDP) den Einsatz von E-Fuels im Rahmen des Klimaschutzes also stark befürworten, gibt es nun Gegenstimmen aus der Wissenschaft. Nach Untersuchungen des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) sei der großangelegte Einsatz dieser Kraftstoffe in Lkw und Pkw „nicht sinnvoll“. 

Wissenschaftliche Argumente gegen den Einsatz von E-Fuels

Derzeit gebe es etwa nicht genügend Strom aus erneuerbaren Energien zur Herstellung von E-Fuels in der gewünschten Menge: Im Vergleich zum jetzigen Zeitpunkt müsse sich die Produktion verdoppeln, um im Jahr 2050 einen weltweiten Anteil von zehn Prozent an grünem Wasserstoff und synthetischen Brenn- und Kraftstoffen einschließlich E-Fuels zu erreichen. Aus diesem Grund würden die Preise für E-Fuels auch noch lange auf hohem Niveau sein. 

Alternativen wie eine direkte Elektrifizierung seien, bezogen auf die Stromnutzung bezogen, „bis zu fünfmal effizienter“, schreibt das Fraunhofer ISI weiter. Auch sei die Umweltbilanz von E-Fuels demnach problematisch: Zum einen fallen bei ihrer Verbrennung im Motor NOx, Kohlenmonoxid und Feinstaub an. Zum anderen sei der dafür erforderliche starke Ausbau an Stromerzeugungskapazitäten auch mit einem enormen Flächen- und Ressourcenbedarf an kritischen Rohstoffen verbunden. Auch aus Kostensicht sei der Einsatz nicht überzeugend. E-Fuels seien teuer, sie könnten von einkommensschwächeren Haushalten künftig eher kaum bezahlt werden.

E-Fuels als Hemmnis für die Verkehrswende

Unterm Strich gebe es günstigere Alternativen, die Herstellung brauche viel Energie und E-Fuels haben eine fragwürdige Umweltbilanz. Ja, sie seien sogar ein „mögliches Hindernis für die Verkehrswende“, so das Fazit des Instituts. 

„Aus Innovationssicht gesehen könnten notwendige Initiativen in Richtung Elektromobilität oder andere alternative Mobilitätsformen verlangsamt werden – denn zum Gelingen der Verkehrswende braucht es auch klare Signale sowie Planungs- und Erwartungssicherheit“, führt Martin Wietschel, Leiter des Kompetenzzentrums für Energietechnologien und Energiesysteme am Fraunhofer ISI, laut MDR aus.

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Geschrieben von Hanna Behn