Nach den gescheiterten Tarifverhandlungen lässt die Gewerkschaft jetzt betroffene Mitglieder über das weitere Vorgehen entscheiden. 

Zusteller der Deutschen Post am Zustellfahrad
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Nachdem im dritten Anlauf keine Einigung im Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Post und Verdi erzielt werden konnte, ruft die Gewerkschaft jetzt zur Urabstimmung auf. Die rund 160.000 Tarifbeschäftigten sollen entscheiden, ob sie alsbald unbefristet in den Streik treten werden. Die Urabstimmung wird von Montag, 20. Februar 2023, bis Mittwoch, 8. März 2023, stattfinden, heißt es in der aktuellen Gewerkschaftsmeldung

Die Arbeitsniederlegungen würden eingeleitet, wenn mehr als 75 Prozent der befragten Mitglieder das aktuelle Tarifangebot der Deutschen Post ablehnen. „Das von den Arbeitgebern vorgelegte Angebot ist weit von unseren Forderungen entfernt“, betont die stellvertretende Verdi-Vorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis.

Deutsche Post legte „Rekordangebot“ vor

Die Deutsche Post hatte zuvor ein Angebot mit „noch nie dagewesenen Steigerungsumfang“ vorgelegt. Der Konzern sei „an die Grenze des finanziell Machbaren gegangen“, sagte Thomas Ogilvie, Konzernvorstand Personal und Arbeitsdirektor der Deutsche Post AG, nach den gescheiterten Verhandlungen. 

 

Beispielsweise würde sich das Einstiegsentgelt für Angestellte in der Paketsortierung in diesem Zeitraum um 20,3 Prozent erhöhen, neu eingestellte Zustellerinnen und Zusteller könnten 18 Prozent mehr Lohn erhalten, zudem werde eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie über insgesamt 3.000 Euro gezahlt. Im Durchschnitt würden die Löhne der Post-Beschäftigten um 11,5 steigen. Die Gewerkschaft hatte durchschnittlich 15 Prozent mehr Lohn eingefordert und das Angebot abgelehnt. 

Komplexes Angebot

Doch das Angebot der Post sei komplex: So werden steuer- und abgabenfreie Zahlungen mit Festbeträgen kombiniert. Dadurch gebe es individuell unterschiedliche Auswirkungen. Im Einzelnen sollen die Tarifbeschäftigen von Januar bis Dezember 2023 eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichs-Sonderzahlung von monatlich 150 Euro erhalten, im Jahr 2024 seien es 100 Euro. Von Januar 2024 bis einschließlich November 2024 wird der Festbetrag um 150 Euro pro Monat erhöht, im Dezember werden es nochmals 190 Euro mehr – dabei handelt es sich um den letzten Monat der Laufzeit des Tarifvertrags.  

Die angebotenen Festbetragserhöhungen würden, gewichtet über alle 160.000 Tarifbeschäftigten, nur bei 9,9 Prozent in 24 Monaten liegen, kritisiert Verdi: „Damit wird die Festbetragserhöhung faktisch zum Tarifsparmodell für die DP AG.“ 

In den letzten Wochen hatte es im Zuge der Tarifverhandlungen immer wieder befristete Warnstreiks gegeben. Zahlreiche Sendungen blieben zwischenzeitlich liegen.

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Geschrieben von Hanna Behn

Kommentare

#1 Andreas Schlagenhauf 2023-02-16 12:04
Ich finde es langsam nicht mehr feierlich, was Verdi macht. Ständig wird gestreikt, ständig wird mehr Geld gefordert, ständig bleiben Briefe und Pakete liegen, startende Flugzeuge bleiben auf dem Boden, landendes Flugzeuge müssen umgeleitet werden, Züge bleiben stehen. Und wer ist am Ende der Leidtragende? Die Familie, die ihren mitunter teuren und lange geplanten Urlaub nicht antreten kann, der Arbeitnehmer oder der Selbständige, der Geschäftstermin e nicht wahrnehmen kann, der Arbeitnehmer, der nicht mehr pünktlich oder sogar gar nicht mehr auf die Arbeit kommt und zuletzt alle privaten Menschen und Unternehmen, weil mitunter wichtige und zeitlich relevante Briefe nicht befördert werden, der Onlinehandel und seine Kunden, weil Pakete nicht ankommen. Und alles nur, weil Verdi den Hals nicht voll bekommt. Dass zu geringe Löhne erhöht werden müssen und dafür auch auf die Straße gegangen werden muss, keine Frage. Aber man kann auch wirklich die Kirche im Dorf lassen und muss dieses Spiel nicht jede Woche auf einem anderen Spielplatz spielen.



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