Anhaltende Schiffstaus sorgen auch weiterhin für starke Belastungen und Beeinträchtigungen in den Lieferketten. 

Containerschiff im Hafen
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Auch weiterhin stecken große Teile der globalen Frachtkapazitäten wegen Schiffstaus fest. Allein zwei Prozent hängen dabei vor der Nordsee fest, wie das Institut für Weltwirtschaft ifw Kiel aktuell meldet. Weitere vier Prozent sind in Schiffen gebunden, die vor den chinesischen Häfen Shanghai und Zhejiang warten.

Und diese langen Wartezeiten vor den Küsten nehmen offenbar nicht ab: „Ein Ende der Staus in der Containerschifffahrt ist derzeit nicht in Sicht. Während beispielsweise vor Shanghai auch schon in der Vergangenheit lange Warteschlangen beobachtet wurden, ist dies für die Nordsee sehr ungewöhnlich“, erläutert Vincent Stamer, Leiter des Kiel Trade Indicator – eine Erhebung, die regelmäßig die Handelsströme (Im- und Exporte) von 75 Ländern und Regionen weltweit sowie des Welthandels einschätzt.

Beeinträchtigungen bei Lieferung von Elektronik, Möbeln und Textilien

„Grundsätzlich zeigt der Welthandel im Juni eine leicht positive Tendenz“, so der Handels- und Lieferkettenexperte weiter – so gibt es im Juni im Welthandel im Vergleich zum Vormonat ein leichtes, preis- und saisonbereinigt Plus von 0,4 Prozent. In Deutschland wurden mehr Waren importiert (+2,5 Prozent) und etwas weniger Waren exportiert (-0,1 Prozent). 

Allerdings würden massive Schiffsstaus, hohe Transportkosten und daraus resultierende Lieferengpässe den Warenaustausch hemmen, „insbesondere mit Blick auf Europa“. So werde in Deutschland und dee EU aktuell der Überseehandel speziell mit Asien beeinträchtigt, teilt das Ifw weiter mit. Daher sind Lieferprobleme bei Unterhaltungselektronik, Möbeln oder Textilien zu erwarten. Damit rechne auch bereits der deutsche Einzelhandel: Einer ifo-Umfrage zufolge gehen die Händler davon aus, dass dies noch etwa ein Jahr lang der Fall sein werde.

Frachtraten bleiben hoch  

Vor allem im letzten Jahr hatten sich Schiffe auch verstärkt vor den US-Küsten gestaut, in Nordamerika geht es jedoch mittlerweile wieder ruhiger zu. „Die pandemiebedingt hohe Nachfrage nach Konsumgütern in den USA hat nachgelassen, der Stau vor dem Hafen von Los Angeles hat sich aufgelöst“, berichtet Stamer.  Das entlaste nun auch die Transportwege, wodurch auch die Frachtkosten von Asien an die Westküste Nordamerikas seit Beginn dieses Jahres um knapp die Hälfte gesunken seien. Das gilt jedoch nicht für Transporte von Asien nach Nordeuropa. Diese seien „noch immer sechs Mal so hoch wie vor zwei Jahren.“

Auf dem Roten Meer gibt es aktuell im Übrigen deutlich weniger Frachtverkehr – so seien 20 Prozent weniger Schiffe unterwegs als es normalerweise der Fall sein müsse. Der Experte vermutet, dass dies die negativen Effekte des Lockdowns in Shanghai aufgrund der 40-tägigen Fahrt von China nach Europa sind, die sich jetzt erst zeigen. „Auch der Containerschiffstau in der Nordsee und eine zunehmende Bedeutung des Schienentransports auf der Neuen Seidenstraße reduzieren dort womöglich das Frachtaufkommen.“ 

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Geschrieben von Hanna Behn




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