Seit dem 1. Juni kann im öffentlichen Nahverkehr das sogenannte 9-Euro-Ticket genutzt werden. Der Aktionsbeginn verlief Verkehrsunternehmen zufolge zufriedenstellend. 

Regionalzug der Deutschen Bahn im Berliner Hauptbahnhof
Alexandra Lande / Shutterstock.com

Seit Mittwoch ist es möglich, Busse, Bahnen und Züge des öffentlichen Personennahverkehrs mit der vergünstigten Fahrkarte zu nutzen, die die Bundesregierung im Zuge ihres Energiepreis-Entlastungspakets beschlossen hatte. Der Auftakt sei Verkehrsbetrieben zufolge reibungslos verlaufen, meldet der Tagesspiegel. „Wir haben heute bundesweit einen sehr ruhigen Betriebsstart gehabt bei der Bahn im Nahverkehr“, sagte demnach Achim Stauß, Sprecher der Deutschen Bahn, in Berlin. 

Die Züge seien nicht übermäßig belegt gewesen, allerdings war Mittwoch auch ein „ganz normaler Arbeitstag“. Für das Pfingstwochenende werde ein höherer Ansturm erwartet.  Üblicherweise gebe es zum verlängerten Wochenende mehr Reisewillige und demnach gut gefüllte Züge.

Auch zu anderen beliebten Ausflugszeiten in den Monaten Juni, Juli und August, in denen das günstigere Ticket gültig ist, könne es trotz Sonderzügen „teils chaotische Zustände“ geben, warnten Fahrgastvertreter laut der Süddeutschen Zeitung.

7 Millionen verkaufte 9-Euro-Tickets 

Bis Dienstag waren nach Angaben des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen rund sieben Millionen 9-Euro-Tickets verkauft worden. Bereits zum Vorverkaufsstart am 23. Mai wurden in den ersten Stunden über 200.000 Fahrkarten veräußert. 

Der Bahnbeauftragte der Bundesregierung, Michael Theurer (FDP), zeigt sich vom Erfolg der Aktion überzeugt: „Ich glaube, dass das ein echter Knaller wird“, zitiert ihn der Bericht. Die Erkenntnisse daraus könnten helfen, das Koalitionsziel einer Verdopplung der Fahrgastzahlen zu verdoppeln. Ziel der Einführung des 9-Euro-Tickets war es – neben einer Entlastung für hohe Energiepreise, die wegen des russischen Krieges in der Ukraine enorm gestiegen waren – mehr Menschen für die Nutzung des ÖPNV zu begeistern.

Unter anderem wird seit Längerem debattiert, ob hierzulande ein Jahresticket für 365 Euro eingeführt werden könne. Nach Ansicht des Verbands Allianz pro Schiene brauche es aber mehr Kapazitäten: „Ohne massive Angebotsausweitung wird es keine Verdopplung im Personenverkehr auf der Schiene geben“, zitiert die Süddeutsche.

Frust über Vertriebsstrategie und Gültigkeit

Nicht überall stößt die Aktion in der Praxis auf Zustimmung. Zwar erleichtert der Fahrschein unter anderem die komplizierte Tarifpolitik, die es aufgrund von Verkehrsverbünden gibt, doch es gilt eben nicht überall. Die Frage ist dabei, ob ein Verkehrsmittel als Nahverkehr eingestuft wird oder doch eher als touristisches Angebot, listet die Tagesschau einen von vielen Kritikpunkten auf. Beispielhaft nennt der Bericht, dass es nicht für Busse in beliebte Täler im Allgäu gilt, in Hamburg zwar Linienschiffe auf der Elbe, aber nicht auf der Alster verwendet werden dürfe, in Mecklenburg-Vorpommern der Fährverkehr in Warnemünde, aber nicht von Rügen nach Hiddensee inbegriffen sei und dergleichen.

Ohnehin sind Fernverkehrszüge wie ICE, IC und EC ebenso ausgeschlossen wie die Verkehrsmittel privater Anbieter, etwa Flixtrain, oder ausländische Züge im deutschen Streckennetz, zum Beispiel der TGV. Doch manche IC gelten als Nahverkehr und in einigen Fällen gilt dann das 9-Euro-Ticket. „Wer sich hier vertut und plötzlich ‚Schwarzfahrer‘ ist, dürfte die Freunde am ÖPNV schnell verlieren“, so das Resümee der Analyse. 

Der Chef von Free Now (ehemals Mytaxi) Alexander Mönch monierte außerdem, dass der Vertrieb der Tickets durch private Anbieter behindert werde, meldet Golem. So hatte sich die Plattform dafür eingesetzt, das Ticket über diese ebenfalls verkaufen zu können – dies sei jedoch bislang nicht möglich geworden. „Da geht es mitunter um Konkurrenzgedanken. Die Position ist, dass die Unternehmen des ÖPNV viel Geld in eigene Vertriebssysteme investiert haben und sich scheuen, nun den Vertrieb für weitere Kanäle zu öffnen“, sagte Mönch. Die Politik sollte auf sämtlichen Vertriebskanälen entsprechende fördern, um die Mobilitätswende voranzutreiben, so die Forderung.

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Geschrieben von Hanna Behn




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