Unter anderem, um sie als Arbeitskräfte in Logistikzentren zu vermitteln, haben Kriminelle etwa 1.000 Menschen aus Nicht-EU-Ländern ins Land geschleust und Papiere gefälscht.

Polizeifahrzeug Bundespolizei
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Bundespolizei und Zoll sind im Auftrag der Staatsanwaltschaft Berlin gegen eine mutmaßliche Schleuserbande vorgegangen. Im Zuge der großangelegten Razzia, bei denen rund 2.200 Beamtinnen und Beamte im Einsatz waren, wurden neun Haftbefehle gegen Männer im Alter zwischen 32 und 62 Jahren sowie ein Haftbefehl gegen eine 42-jährige Frau vollstreckt. Der mutmaßliche Kopf der Bande, ein 49-jähriger Mann, sowie ein 62-jähriger Steuerberater wurden in Bremen festgenommen, ein weiterer 47-Jähriger in Niedersachsen. Insgesamt richten sich die Ermittlungen gegen 20 Beschuldigte.

Es wurden über 50 Objekte durchsucht, darunter Wohnungen von Beschuldigten, Firmen, Geschäftsräume, Logistikzentren und Wohnunterkünfte von Arbeitnehmern, teilt die Generalstaatsanwalt Berlin mitDie Regionen Berlin und Brandenburg bildeten mit 18 Durchsuchungsobjekten und insgesamt sechs Verhaftungen den Schwerpunkt der bundesweiten Aktion. 

Auffälligkeiten bei Zollkontrollen in Logistikzentren  

Vorausgegangen waren den Maßnahmen umfangreiche, gemeinsame Ermittlungen von der Bundespolizei Berlin und dem Hauptzollamt Potsdam, die im Anschluss von Zollkontrollen in Logistikzentren erfolgten. Der Zoll hatte dabei bei mehreren Personen gefälschte EU-Identitätsdokumenten entdeckt. 

Die weiteren Ermittlungen hätten schließlich zu einer Täterorganisation „vorwiegend russischer und deutscher Staatsangehörigen sowie weiteren derzeit unbekannten Tatverdächtigen“ geführt. Diese stünden im dringenden Verdachts des gewerbs- und bandenmäßiges Einschleusens von Ausländern, der Urkundenfälschung, der organisierten Schwarzarbeit und illegalen Beschäftigung sowie der Geldwäsche, heißt es weiter.

Arbeitskräfte für große deutsche Logistiker

Die Bande soll ein Verleihunternehmen im Baltikum und in Deutschland gegründet haben, um großen deutschen Logistikfirmen im Rahmen der Arbeitnehmerüberlassung Leiharbeitskräfte zu entsenden. „Jedoch erfolgte das Anwerben der Arbeitskräfte vor allem in der Ukraine und in Moldawien. Diese sogenannten Drittstaatsangehörigen wurden dann mit falschen Identitäten und gefälschten Dokumenten einer EU-Staatsbürgerschaft ausgestattet“, teilen die Behörden mit. Auf diese Weise konnten sie einreisen und Zugang zum Arbeitsmarkt erhalten. 

Arbeitskräfte wurden ohne Verträge bei dem Verleiher angestellt und anschließend an die deutschen Logistikunternehmen vermittelt. Die kriminelle Organisation zog dann vom Lohn der Beschäftigen u. a. diese Vermittlungsleistung, die Beschaffung der falschen Dokumente und Kosten für die Unterbringung ab. Zudem bereicherte sie sich an einbehaltenen Arbeitsentgelten und an nicht abgeführten Sozialabgaben. 

Hunderte Menschen ohne klaren Aufenthaltsstatus angetroffen

Betroffen seien zahlreiche Personen: „Bisherige Überprüfungen legen den Verdacht nahe, dass bis zu 1.000 Arbeitnehmer über das durch die Bande betriebene Firmengeflecht dem hiesigen Arbeitsmarkt zugeflossen sind“, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Auch haben die Einsatzkräfte im Zuge der Razzia 275 Menschen angetroffen, bei denen der Aufenthaltsstatus unklar sei und der Verdacht des unerlaubten Aufenthaltes und der unerlaubten Arbeitsaufnahme bestünde, die Ermittlungen würden andauern. 

Während der Durchsuchungen wurde zudem Vermögen in einer Gesamthöhe von über 19 Millionen Euro festgesetzt, national und international beschlagnahmte man 80 Konten, diverse Immobilien, hochwertige Kraftfahrzeuge und weitere Luxusgüter. Ebenso wurde umfangreiches Beweismaterial – Unterlagen, Speichermedien und Mobiltelefone – sowie Bargeld in Höhe von ca. 90.000 Euro beschlagnahmt.

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Geschrieben von Hanna Behn




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