Dass Nachhaltigkeit in Lieferketten durch gezielte Strategien gesteuert werden muss, ist längst noch nicht allen bewusst. 

Grafik nachhaltige Lieferkette
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Obwohl bereits mehrere Unternehmen hierzulande das Management nachhaltiger Lieferketten bewusst angehen, gibt es sowohl bei global agierenden Konzern als auch bei kleinen und mittelständischen Firmen „noch reichlich Luft nach oben“, so die Einschätzung des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME). Gemeinsam mit der Hochschule Fulda befragte die Vereinigung 226 Führungskräfte aus Einkauf, Logistik und Supply Chain Management aus den Branchen Industrie, Handel und Dienstleistung zum Status quo des Nachhaltigkeitsmanagements in den Supply Chains.  

Zwar gebe es Vorreiter, die das Potenzial des nachhaltigen Managements in Lieferketten erkannt hätten, doch zu viele Firmen würden nur auf externe Anforderung zur Nachhaltigkeit reagieren – und das häufig auch nur halbherzig, so die Einschätzung von Studienautor Michael Huth, Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Fulda. 

Konkrete Verantwortlichkeiten für Nachhaltigkeit fehlen bei mehr als der Hälfte

Wenn Firmen Nachhaltigkeit auf dem Schirm haben, dann allerdings seltener aufgrund der eigenen Motivation, sondern vor allem weil es eine Kundenanforderung ist. Darüber hinaus zeigt sich, dass Unternehmen Nachhaltigkeit noch nicht auf Basis gezielter Strategien und fest definierter Verantwortlichkeiten umsetzen. „Dieser Tatbestand zieht sich durch nahezu alle Bereiche – von der Organisation über den Umfang der operativen Umsetzung bis hin zu konkreten Aktivitäten“, erklärt BME-Hauptgeschäftsführerin Dr. Helena Melnikov zum Launch der Studie

Doch vielen fehlt es an einer konkreten Strategie und mit definierten Verantwortlichkeiten, so der BME. Weniger als die Hälfte der befragten Firmen hätten eine eigene Abteilung für Nachhaltigkeit. Stattdessen betrachte man das Thema eher als „Projekt“, das in den Logistik- oder Einkaufsabteilungen verortet und neben anderen Aufgaben abgearbeitet werde.

Diese Faktoren umfasst das Nachhaltigkeitsmanagement

Lieferketten, die von der Rohstoffgewinnung bis zur Produktion von Endprodukten und der Verteilung an die Kunden eine Vielzahl von Wertschöpfungsaktivitäten enthalten, tragen zur Erderwärmung aufgrund von CO2-Emissionen bei – gleichsam gibt es in einigen Ländern zudem „eklatante soziale Missstände“, schreibt der BME zur Dringlichkeit des Themas und dem Grund für die Erhebung. Unter Nachhaltigkeit verstehen derzeit viele Unternehmen vor allem die Vermeidung von Umweltbelastungen, den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen oder auch den Schutz und die Wiederherstellung von Ökosystemen und Biodiversität. Allerdings würden auch weitere Handlungsfelder wie die Wahrung von Menschenrechten, die Beseitigung von Diskriminierung oder ein fairer Wettbewerb grundsätzlich zum Nachhaltigkeitsmanagement zählen.

Da die Tätigkeitsfelder in diesem Bereich so vielseitig sind, sollten Firmen alle Glieder der Wertschöpfungskette betrachten und sich nicht nur auf den Einkauf reduzieren, so  BME-Studienautor Carsten Knauer, Leiter Sektion Logistik/SCM: „Es geht vielmehr darum, auch bei den Kunden ein entsprechendes Bewusstsein zu schaffen – beispielsweise für höhere Preise. Denn Nachhaltigkeit verursacht meistens auch höhere Kosten.“ Die komplette Erhebung kann beim BME abgerufen werden.

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Geschrieben von Hanna Behn




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