Der Bundesvereinigung Logistik und Kooperationspartner haben einen digitalen Lieferschein getestet. Bis zum möglichen Start muss er aber noch überarbeitet werden.

Mann auf Lkw-Ladefläche
bbernard / Shutterstock.com

Der Lieferschein als treuer Begleiter des Fahrers ist auch ein Symbol für die oft kritisierte mangelnde Digitalisierung der Branche. Die Bundesvereinigung Logistik (BVL), die Standardisierungsorganisation GS1 und der IT-Dienstleister T-Systems haben einen digitalen Lieferschein entwickelt und jetzt getestet, wie dvz.de berichtet. „Der digitale Lieferschein ist ein wichtiger Baustein für durchgängig digitale Geschäftsprozesse in der Transportlogistik“, sagt Christian Grotemeier, Geschäftsführer der BVL. 

Das Projekt läuft bereits seit zwei Jahren. Im August/September 2021 haben 160 Nutzer die digitale Version vier Wochen mit 20 Händlern, Industrieunternehmen und Logistikern getestet, u.a. mit Beiersdorf, Henkel, Kühne & Nagel, DHL Freight sowie Verteilzentren von DM, Rewe und Penny.

So funktioniert der digitale Lieferschein

In dem Test des digitalen Lieferscheins erhält jeder Beteiligte nach genau definierten Rechten Zugriff, sie sehen also nur die ihnen jeweils zugeordneten Lieferscheine. Dafür hinterlegen die verladenden Unternehmen die Papiere in einer Cloud, Fahrer und Empfänger scannen jeweils beim Verladen einen QR-Code mit der Smartphone-Kamera und erhalten so einen zeitlich begrenzten Zugriff. Beim Scannen werden automatisch weitere Schritte wie die Erstellung von Ablieferbeleg und Abrechnungen an Händler und Spediteur ausgelöst.

Lieferschein-Test: Schnellere Abwicklung, bessere Qualität

Der Test habe die Vorteile und Praktikabilität der digitalen Lieferschein-Version gezeigt, sagen die beteiligten Unternehmen. Einzelne Lieferprozesse hätten sich um bis zu zehn Tage verkürzt, weil viele Arbeitsschritte wie die Dokumentation von Lieferscheinen wegfallen. Außerdem sei die Qualität bzw. Lesbarkeit besser, weil die digitale Variante nicht händisch weitergereicht werden muss. Abliefernachweise seien digital schneller und vollständig verfügbar. Etwa zwei Drittel (68 Prozent) der befragten Anwender würden die standardisierte Branchenlösung zur digitalen Abwicklung von Lieferscheinen gerne weiternutzen, heißt es.

Allerdings gibt es auch noch Probleme – etwa, dass nicht alle Fahrer ein Smartphone haben. Daher soll auch eine Offline-Version getestet werden. Ähnliche Projekte waren zuvor gescheitert, – auch weil die Fahrer keine entsprechende App installieren wollten. Daher wurde hier direkt auf eine Cloud-Lösung gesetzt. Darüber hinaus wurden beim Test nur Komplettladungen und noch kein Stückgut genutzt. Die größte Herausforderung liege bei den Schnittstellen, heißt es.

Der Praxistest habe sehr gut funktioniert, „es gibt aber noch durchaus Handlungsbedarf und Möglichkeiten der Weiterentwicklung“, sagt Ludger Vennewald von T-Systems. Die beteiligten Unternehmen und Organisationen wollen den digitalen Lieferschein weiterentwickeln. 2022 könnte eine überarbeitete Version des digitalen Lieferscheins an den Start gehen. 

/
Geschrieben von Markus Gärtner