Aufgrund der Corona-Pandemie steigt das Risiko für Insolvenzen und Forderungsausfälle. 

Rating Herabstufung
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Kreditversicherer Coface bewertet regelmäßig das Insolvenz- und Forderungsausfallrisiko für zahlreiche Länder und Branchen. Aktuell hat das Unternehmen „in einem noch nie erlebten Umfang“ Neubewertungen des jeweiligen Risikostatus vorgenommen. Im Bewertungssystem des Versicherers wurden 71 Länder und 134 Branchen in 28 Ländern herabgestuft. Dies sei ein neuer Negativrekord, heißt es in der entsprechenden Pressemeldung

Transport zählt nun zur Hochrisiko-Branche

Neben den einzelnen Ländern wurden die Risikobewertungen für verschiedene Branchen aktualisiert. Die Transportbranche verzeichnete bislang ein mittleres Risiko, nun wird sie als Hochrisiko-Sektor eingestuft. Das sei ein Novum. „Bis dato musste man sich keine Sorgen machen, ob LKWs durchs Land rollen oder Flugzeuge voll besetzt werden. Auf die deutschen Touristen war schließlich immer Verlass!“, schreibt Coface hierzu in seinem ausführlichen Update-Bericht.

Das hat sich jedoch angesichts der Corona-Pandemie geändert: „Durch die Hygienevorschriften des Bundes, die Reisewarnung für den gesamten Erdball inklusive Quarantäne-Regelungen, die starke Verlagerung der Arbeit ins Home-Office und das Zurückfahren der Produktion in der Industrie sind die üblichen Transportdienstleistungen bei Weitem nicht mehr gefragt.“ Sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene, mit dem Schiff oder Flugzeug habe Personenverkehr „dramatisch abgenommen“ und erhole sich aktuell „nur zögerlich“.  

Etwas kurzfristiger sei der Einbruch der Transportzahlen im Güterverkehr im März und April gewesen. Hier sei jedoch eine relativ raschere Erholung sichtbar. 

Insolvenzen könnten zunehmen

Neben der Transportbranche wurden auch weiteren Branchen ein höheres Risiko bescheinigt, dazu zähle vor allem die Automobilbranche mit nunmehr einem sehr hohen Risiko sowie die Metall-, Textil- und Bekleidungsbranche und auch der Einzelhandel. Coface rechnet daher in Deutschland auch mit einer Zunahme von Insolvenzen um 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – dies sei „der stärkste prozentuale Anstieg seit 2002 nach dem Platzen der Internetblase“. Deutschland liege aber noch unter dem weltweiten Durchschnitt von plus 33 Prozent.

Nicht nur Corona-Pandemie für höhere wirtschaftliche Risiken verantwortlich

In Bezug auf die Länderbewertung gilt für Deutschland eine enorme Verschlechterung: Hier liegt das Risiko für Insolvenzen und Forderungsverluste nun auf der Stufe A3 – damit sei das Risiko noch befriedigend, jedoch nicht mehr niedrig, heißt es. Dies sei die niedrigste Note seit über 20 Jahren, im Juli 2019 lag diese noch bei A1. Das gilt aber auch für weitere westliche Länder: Frankreich, Belgien, Kanada, die USA, Portugal und Spanien erhielten ebenfalls die schlechtere Note A3, Großbritannien wurde von A3 auf A4 und Italien von A4 auf B heruntergestuft. Die Bestnote A1 gilt aktuell noch für die Niederlande, Norwegen, Schweiz und Luxemburg.

„Es gibt praktisch kaum eine Volkswirtschaft der Erde, die nicht in irgendeiner Form von Covid-19 negativ beeinflusst ist. Vielleicht beherrscht der Virus selbst nicht das Land, aber im Regelfall hat mindestens ein großer Handelspartner mit den wirtschaftlichen Folgen zu kämpfen“, erläutert die Coface-Volkswirtin Christiane von Berg. In jeder Region gebe es Herabstufungen. Doch auch wenn Covid-19 ein beherrschender Faktor sei, gibt es weitere Aspekte, die für das neue Rating ausschlaggebend waren: „Natürlich ist COVID-19 ein beherrschender Faktor. Seit diesem Sommer haben wir aber auch den Faktor Umweltrisiken und damit auch den Klimawandel in unsere Risikomodelle aufgenommen. Dies hat die Risikobewertung in vielen europäischen und afrikanischen Staaten ebenfalls gedrückt.“ 

Insgesamt geht Coface davon aus, dass die Wirtschaftsleistung der Welt um 4,4 Prozent zum Vorjahr abnehme. 2021 würde sie sich aber erholen, dann läge das globale Wachstum nach Einschätzung der Experten wieder bei 5,1 Prozent. Dieser Trend zeigt sich auch für Deutschland. Hier prognostiziert Coface für 2020 einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes um 7,2 Prozent, 2021 solle es aber wieder um 5,8 Prozent steigen.

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Geschrieben von Hanna Behn